Darum gehts
- Schweizer Armee kämpft mit Personalmangel
- Bund und Parlament beraten neue Dienstpflichtmodelle
- Trotzdem muss Armee freiwilligen «Wechslern» aus Zivildienst absagen
Armeechef Thomas Süssli (58) kämpft um jeden Mann. Der Armee und dem Zivilschutz fehlen immer mehr Leute. Bund und Parlament beraten deshalb über verschiedene Dienstpflichtmodelle, um das nötige Personal zusammenzubekommen.
Künftig soll etwa der Orientierungstag auch für Frauen obligatorisch sein. Und eben erst hat der Nationalrat einer Sicherheitsdienstpflicht zugestimmt – damit sollen Männer entweder beim Militär oder beim Katastrophenschutz Dienst leisten. Kritiker monieren, dass der Zivildienst damit faktisch abgeschafft werde. Der Armee sind ausserdem jene Rekruten ein Dorn im Auge, die sich nach der Rekrutenschule aus dem Staub machen und zum Zivildienst wechseln. Diese Hürde soll künftig höher werden.
Absage an freiwillige Soldaten
Tatsächlich gibt es aber auch den umgekehrten Fall. Junge Männer, die genug haben von Kita, Altersheim und Co. und zur Waffe greifen wollen. Was bisher kaum im Fokus stand: Jedes Jahr reicht gut eine Handvoll von ihnen ein Gesuch ein, um vom Zivildienst ins Militär zu wechseln.
Über diese Gesuche entscheidet die Armee. Angesichts der verzweifelten Personalsuche könnte man meinen, dass die Freiwilligen mit offenen Armen empfangen werden. Aber weit gefehlt!
Seit 2019 haben 112 Personen ein Gesuch gestellt, um vom Zivil- in den Militärdienst zu wechseln. Das gibt die Armee gegenüber Blick bekannt. Bewilligt wurden davon nur 31 Gesuche. 73 wurden abgelehnt, 8 sind noch pendent.
Es gelten strenge Regeln
Grund für das restriktive Bewilligungsregime? Die Regeln, an die sich die Armee halten muss. Die Person muss ihren ersten Zivildiensteinsatz abgeschlossen haben. Gesuche, welche diese Voraussetzung nicht erfüllen, werden erst gar nicht zur weiteren Abklärung an die Armee weitergeleitet.
Ausserdem muss es mit den verbleibenden Diensttagen möglich sein, eine Rekrutenschule zu absolvieren und mindestens zwei Wiederholungskurse zu leisten. An diesen Regeln scheitern viele Gesuche schlicht und einfach.