Über beschlagnahmte Gelder
Wie sich die Bundespolizei gleich selber finanzieren könnte

Laut Fedpol-Chefin Eva Wildi-Cortés könnte die Bekämpfung der organisierten Kriminalität mehr Geld in die Staatskasse bringen. Sie fordert mehr Ressourcen für Ermittlungen, um kriminelle Netzwerke besser zu erkennen.
Publiziert: 11:23 Uhr
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Aktualisiert: 11:34 Uhr
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Seit Jahren kämpft die Bundeskriminalpolizei mit Personalmangel. Wegen fehlender Ermittler kann sie mit der organisierten Kriminalität kaum Schritt halten.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Bundeskriminalpolizei kämpft mit Personalmangel. Ermittlungen gegen organisierte Kriminalität verzögert
  • Fedpol-Chefin sieht erfolgreiche Ermittlungen als potenzielle Geldquelle für den Staat
  • 2021 wurden etwa 700 Millionen Franken eingezogen, das Doppelte des Fedpol-Budgets
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Seit Jahren kämpft die Bundeskriminalpolizei mit Personalmangel. Wegen fehlender Ermittler kann sie mit der organisierten Kriminalität kaum Schritt halten. Wesentliche Verfahren werden verzögert oder gar nicht erst eröffnet. Zu diesem Schluss ist nach einer Prüfung im Bundesamt für Polizei (Fedpol) auch die Eidgenössische Finanzkontrolle gekommen. Von bis zu 200 Stellen ist die Rede. Wegen der Finanzlage aber tut sich die Politik nach wie vor schwer.

Dabei seien gar nicht unbedingt mehr Staatsgelder nötig, erklärt nun Fedpol-Chefin Eva Wildi-Cortés (50). Sie sieht in erfolgreichen Ermittlungen auch eine Geldquelle. «Je effektiver wir im Kampf gegen die organisierte Kriminalität werden, desto mehr Vermögenswerte ziehen wir ein», sagt sie im Interview mit CH Media. Dieses Geld fliesse in die Staatskasse. 2021 seien etwa 700 Millionen Franken eingezogen worden. «Das ist etwa das Doppelte des Fedpol-Budgets.» Mehr Ressourcen für Ermittlungen würden also nicht unbedingt mehr kosten.

«Also müssen wir dem Geld folgen»

Die organisierte Kriminalität packe man am wirksamsten beim Geld, führt Wildi-Cortés weiter aus. In allen Deliktsfeldern, in denen sie sich bewegt, gehe es immer ums Geld. «Also müssen wir dem Geld folgen.» Es stelle sich die Frage, woher es komme. Wohin geht es? Wie wird es transferiert? Spielen Kryptowährungen eine Rolle?

Hier müssten die Ermittler besser werden. Es müsse gelingen, die Netzwerke und Zusammenhänge der organisierten Kriminalität noch besser und noch früher zu erkennen und wirksamer zu bekämpfen. Heute aber fehlten dem Fedpol die Ressourcen, um zu ermitteln, ob die Köpfe hinter bestimmten Delikten zu einer organisierten kriminellen Struktur gehören, gegen die ein Strafverfahren angeregt werden könne.

«Es ist eine Frage der Zeit, handelt rechtzeitig»

Es stellt sich allerdings die Frage, ob die Politik den Ernst der Lage erkannt hat. Wildi-Cortés vergleicht es mit dem Wolf im Märchen: «Man schreit: ‹Der Wolf kommt!›, aber dann kommt er nicht, noch nicht. Was dazu führen kann, dass man sich in falscher Sicherheit wiegt.» Polizeichefs anderer europäischer Staaten allerdings würden vor dem Fortschreiten der organisierten Kriminalität warnen: «Es ist eine Frage der Zeit, handelt rechtzeitig.»

Erst kürzlich sei in der Schweiz ein Terroranschlag verhindert worden, eine islamistisch motivierte Messerattacke. «Wir sollten die Situation wirklich ernst nehmen», wird Wildi-Cortés weiter zitiert. Es brauche in den verschiedensten Bereichen mehr Massnahmen: Cyberdelikte, Geldwäsche, organisierte Kriminalität, Terrorismus. «Dazu brauchen wir die notwendigen Instrumente und Ressourcen.»

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