Entscheid ist gefallen
Armee erhält Schweizer Pistole – sie hat Mängel

Das Bundesamt für Rüstung kauft 140'000 neue Armeepistolen vom Modell SIG Sauer P320 für 90 Millionen Franken. Die Wahl fiel bewusst auf ein Schweizer Produkt – obwohl dieses in Tests durchgefallen ist.
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Verteidigungsminister Martin Pfister lässt eine neue Armeepistole beschaffen.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Schweizer Armee kauft neue Pistolen von SIG Sauer für 90 Millionen Franken
  • Waffe ist umstritten, erfüllt nicht alle Kriterien, aber stärkt lokale Rüstungsindustrie
  • 140'000 Pistolen werden beschafft, zunächst 50'000 Stück mit Armeebotschaft 26 bestellt
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Der Entscheid ist gefallen. Das Bundesamt für Rüstung (Armasuisse) kauft für 90 Millionen Franken 140'000 neue Armeepistolen vom Modell SIG Sauer P320. Ganz bewusst ist ein Schweizer Produkt ausgewählt worden. Das entspreche der Rüstungsstrategie des Bundesrats, sicherheitsrelevante Fähigkeiten im eigenen Land zu erhalten und aufzubauen, begründet die Armasuisse.

Zuvor hatte das Auswahlverfahren einiges Stirnrunzeln ausgelöst. Insgesamt waren drei Anbieter im Rennen: Glock aus Österreich, Heckler & Koch aus Deutschland sowie SIG Sauer. Der einstige Schweizer Konzern stellt seine P320-Pistole derzeit eigentlich in den USA her, er hatte aber zugesichert, die Waffe für die Schweizer Armee an seinem Standort in Neuhausen SH herzustellen.

Die Waffe ist umstritten

Zuvor hatten sich schon Schweizer Offiziere für diese Lösung eingesetzt – gerade eben, um die hiesige Rüstungsindustrie und so auch die Verteidigungsfähigkeit des Landes zu stützen. Und sogar Rüstungschef Urs Loher (58) selber soll sich für das SIG-Modell starkgemacht haben, wie das Magazin «Saldo» berichtete.

Dabei sei die Waffe höchst umstritten, weil sich Schüsse von selbst lösen könnten. Auch im Truppentest der Schweizer Armee soll sie eigentlich durchgefallen sein. Der Sicherheit der Schweiz durch lokale Wertschöpfung sei besonders berücksichtigt worden.

Stimmen aus der Armee hingegen betonen, dass das Schweizer Militär seit Jahrzehnten gute Erfahrungen mache mit dem Sturmgewehr und anderen Pistolen von SIG Sauer. Gleichzeitig könnten alleine in Neuhausen mindestens zehn zusätzliche Mitarbeitende eingestellt und etwa 70 weitere Arbeitsstellen bei Lieferanten angebunden werden. Wie beim Sturmgewehr blieben rund 93 Prozent der Wertschöpfung in der Schweiz.

«Truppentauglichkeit» nicht erreicht

Armasuisse hingegen räumt durchaus Mängel ein. Alle drei Modelle seien einer «intensiven und umfassenden technischen Erprobung, einem Truppenversuch und der Prüfung logistischer Aspekte» unterzogen worden.

Allerdings erfüllte nur die Glock G45 alle Kriterien. Wirtschaftliche und strategische Aspekte haben für die SIG Sauer dennoch den Ausschlag gegeben. Diese erfüllt tatsächlich eine technische Anforderung nicht und führte ausserdem zu einer «Nichterteilung der Truppentauglichkeit». Alle sicherheitsrelevanten Aspekte seien aber gesichert. Der Hersteller habe nun Nachbesserungen «verbindlich» zugesagt.

Die neue Dienstpistole verursacht gemäss einer Überprüfung über die geplante Nutzungsdauer von 30 Jahren die geringsten Gesamtkosten im Vergleich zu den anderen Testmodellen. Insgesamt braucht es 140'000 Stück davon. Mit der Armeebotschaft 26 will Armasuisse zunächst 50'000 bestellen. Für die Beschaffung sei gemäss aktuellem Budget ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag eingestellt.

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