Parmelin will keine Journalisten im Jet
«Ich möchte nicht wie Cäsar sein»

Guy Parmelin nimmt keine Journalisten im Bundesratsjet mit. Ein Grund: Champagner-Bilder von Alain Berset.
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Parmelin will lieber ohne Medien reisen.
Foto: KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Darum gehts

  • Bundesrat Parmelin nimmt keine Journalisten im Bundesratsjet mit
  • Parmelin möchte sich diskret unterhalten und intensiv auf Gespräche vorbereiten
  • Nur einmal machte Parmelin eine Ausnahme
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Bundesrat Guy Parmelin (66) gilt als Mr. Nice Guy. Umso mehr überrascht, dass der Magistrat bei Auslandsreisen Journalisten auf Distanz hält. Anders als sein gmögiger SVP-Kollege Albert Rösti (58) nimmt Parmelin seit Amtsantritt 2016 aus Prinzip keine Journalisten im Bundesratsjet mit. «Journalisten können Bundesrat Parmelin im Ausland interviewen. Im Bundesratsjet entsteht jedoch eine Nähe, die für beide Seiten problematisch werden kann», begründet Parmelins Sprecher Urs Wiedmer die Praxis des WBF-Vorstehers.

«Eine Reise im Bundesratsjet kann als Vorzugsbehandlung ausgelegt werden. Wir behandeln alle Journalisten gleich – alle sollen ihre Reise selbst organisieren und können dadurch komplett unabhängig berichten», betont Wiedmer. In einer schwierigen Phase des EU-Dossiers habe Parmelin für einen SRG-Journalisten eine Ausnahme gemacht. Da habe es prompt Erwartungen gegeben, die nicht eingehalten werden konnten – weitere Ausnahmen werde es deshalb nicht geben, kündigt Wiedmer an. Und: «Es kann nicht sein, dass Journalisten den Bundesratsjet als Palast der Lüfte kritisieren und gleichzeitig davon profitieren wollen.»

Berset spendierte eine Flasche Champagner

Am Rande seiner Präsidialfeier lieferte Parmelin eine weitere Begründung für sein Nein. Er spielte auf ein Foto an, das 2023 vom damaligen Bundespräsidenten Alain Berset (53) auf dem Flug nach Abu Dhabi entstanden war. Bersets Sprecher Christian Favre hatte Geburtstag, Berset spendierte eine Flasche Champagner. Ein Foto in der «Schweizer Illustrierten» zeigt, wie ihm eine Mitarbeiterin zu Füssen liegt – und die Diplomatinnen Maya Tissafi (60) und Natalie Kohli (54) feuchtfröhlich feiern.

Der damalige Mitte-Präsident Gerhard Pfister (63) verspottete Berset auf X als Oligarchen. Parmelin zu Blick: «Diese Polemik bestätigt mich, keine Journalisten mitzunehmen. Ich möchte mich im Bundesratsjet diskret unterhalten können. Die Reisezeit ist oft auch Arbeitszeit, wo wir uns auf Gespräche und Verhandlungen intensiv vorbereiten. Das geschieht nicht unter den Augen der Öffentlichkeit. Ich möchte auch scherzen können, ohne Angst zu haben, dass alles in der Zeitung steht. Ich möchte nicht wie Cäsar sein und alles kontrollieren müssen.»

Pfister: Parmelin verhält sich anders als Berset

Was Parmelin ignoriert: Medien stecken in finanziellen Schwierigkeiten und haben kein üppiges Reisebudget. Der Bundesrat hingegen hat erst gerade einen extra grossen Jet angeschafft, in dem viele Journalisten gratis mitfliegen könnten. Parmelins Sprecher lässt dieses Argument nicht gelten: «Ein Bundesratsjet ist keine indirekte Medienförderung.»

Mitte-Nationalrat Gerhard Pfister findet Parmelins Argument nicht überzeugend: «Ich traue Bundesrat Parmelin zu, sich anders zu verhalten als Berset.» Parmelin ist nicht der einzige Bundesrat, der Journalisten auf Distanz hält: Auch die um ihr Image äusserst bemühte Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61) nimmt keine Medienvertreter mit.

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