Operation «Neuer Tisch»
Bund kauft Stehpulte – und bezahlt dafür bis zu 40 Millionen Franken

Bundesangestellte sollen bei der Arbeit öfter stehen. Dafür beschafft der Bund in grossem Stil höhenverstellbare Tische. Und da gibt es noch ein paar Extra-Feinheiten.
Publiziert: 25.07.2025 um 11:55 Uhr
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Aktualisiert: 25.07.2025 um 14:08 Uhr
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Langes Sitzen ist schlecht für die Gesundheit. Das belegen diverse Studien. (Symbolbilder)
Foto: IMAGO/Zoonar

Darum gehts

  • Schweizer Beamte erhalten höhenverstellbare Schreibtische
  • Alte Möbel werden repariert oder zu neuen Tischen verarbeitet
  • Bund investiert bis zu 40 Millionen Franken während neun Jahren
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Céline ZahnoRedaktorin Politik

Schweizer Beamte sollen aufrecht sein. Dabei geht es nicht etwa um ihre Arbeitsmoral, sondern um die Operation «Neuer Tisch»! Der Bund investiert nämlich im grossen Stil in höhenverstellbare Schreibtische, sogenannte Sitz-Steh-Tische. Was in vielen Unternehmen zur Norm geworden ist, hält auch in der Bundesverwaltung Einzug.

Die Bürotische lassen sich per Knopfdruck in der Höhe verstellen, so dass man beim Arbeiten zwischen Sitzen und Stehen wechseln kann. Das Bundesamt für Bauten und Logistik, das für die Beschaffung zuständig ist, gibt dafür in den nächsten neun Jahren bis zu 39 Millionen Franken aus. Den Auftrag erhält die Firma SITAG by Nowy Styl AG mit Sitz in Sennwald SG.

Eine regelrechte Operation in der Bundesverwaltung

Stehtische würden seit mehreren Jahren in zahlreichen Dienststellen der Bundesverwaltung eingesetzt, schreibt das zuständige Bundesamt auf Blick-Anfrage. Mit der neuen Beschaffung sollen veraltete Tische ersetzt und allfällige Lücken geschlossen werden.

Und die Bundesverwaltung setzt dabei eben zu einer regelrechten Stehpult-Operation an. An den älteren Tischen soll nämlich auch gewerkelt werden: Statt die ausgedienten Möbelstücke einfach zu entsorgen, sollen sie entweder repariert und wieder eingesetzt oder gleich zu neuen Tischen verarbeitet werden.

Der Anbieter verpflichtet sich, defekte Möbel zurückzunehmen und wiederverwertbare Teile auch weiterzuverwenden. «Maximales Recycling im Sinne eines Wertstoffkreislaufs», heisst es dazu in der Ausschreibung des Bundes. Die Frage, wie viele Sitz-Steh-Tische man konkret beschaffen will, liess das Bundesamt unbeantwortet. Es bestehe «auf Seiten des Bundes keine mengenmässige Abnahmeverpflichtung», es würden «nur ausgewiesene Bedarfe abgerufen».

Sitzen schadet der Gesundheit

Es ist kein Wunder, dass sich höhenverstellbare Tische wachsender Beliebtheit erfreuen. Einige Mediziner und Sportwissenschaftler bezeichnen Sitzen inzwischen gar als das neue Rauchen. Zahlreiche Studien belegen, dass langes Sitzen das Risiko für verschiedene Erkrankungen deutlich erhöht. Die Sitz-Steh-Tische sollen für etwas Bewegung und Abwechslung im Büroalltag sorgen – und so die Gesundheit fördern.

Das Staatssekretariat für Wirtschaft empfiehlt Steh-Sitz-Tische sogar zur «optimalen Gestaltung des Arbeitsplatzes». Laut Arbeitsgesetz sind Arbeitgeber verpflichtet, ihre Arbeitsplätze ergonomisch zu gestalten und dabei den aktuellen Stand der Technik zu berücksichtigen.

In vielen Unternehmen ist dafür allerdings weiterhin ein ärztliches Attest erforderlich – denn in solchen Fällen übernimmt die Versicherung die Kosten.

Die Bundesverwaltung sorgt dieser Tage nicht zum ersten Mal mit ihren Büros für Schlagzeilen. Zuletzt rückten die Arbeitsbedingungen in den Fokus: Der Freitag gilt in der Verwaltung als beliebter Homeoffice- und Teilzeittag – so beliebt, dass einige Kantinen an diesem Wochentag gar nicht mehr öffnen, wie Blick publik machte. Die flexible Arbeit in der Verwaltung gerät zunehmend auch ins Visier der Politik.

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