Darum gehts
- Weinkonsum in der Schweiz sinkt
- Bundesrat Parmelin wünscht sich mehr Konsum von Schweizer Weinen
- Weichelt von den Grünen kritisiert seine Aussagen
Die Schweiz schaut immer weniger tief ins Glas. Der Weinkonsum ist 2024 im Vergleich zum Vorjahr um fast acht Prozent zurückgegangen, wie das Bundesamt für Landwirtschaft mitteilte.
Das Bundesamt will auch gleich reinen Wein einschenken: Besonders schlimm ist der Rückgang beim Schweizer Tropfen. Ganze 16 Prozent beträgt er, besonders die Jungen konsumieren weniger. Diese Zahlen haben im Parlament einen kleinen Weinknatsch ausgelöst.
Den Konsum wieder in Schwung bringen
Für die letzte Wendung im Streit sorgte Agrarminister Guy Parmelin (65, SVP) höchstpersönlich: Es bleibe die Frage, ob die Fördermittel des Parlaments richtig ausgerichtet seien, so Parmelin. Man könne die Leute nicht zum Trinken zwingen, wenn sie das nicht wollten. «Auch wenn ich mir wünschen würde, dass sie mehr trinken», schob der ausgebildete Winzer während einer Debatte in der letzten Woche der Sommersession nach. «Wie können wir den Konsum – in erster Linie von Schweizer Weinen – wieder in Schwung bringen?», sorgte er sich.
Für Grünen-Nationalrätin Manuela Weichelt (57) ist damit das Mass voll: «Das Bundesamt für Gesundheit und die Kantone investieren viel Geld und Ressourcen, damit Jugendliche keinen Alkohol trinken und die Erwachsenen weniger», so die Zugerin. «Dann kommt der Bundesrat eines anderen Departements und ruft zum Weintrinken auf.»
Schon die Medienmitteilung des Bundesamts für Landwirtschaft fand Weichelt grenzwertig: Den schrumpfenden Konsum von Schweizer Wein bezeichnete das Bundesamt darin als «besorgniserregenden Trend». Das sei ein Angriff auf die öffentlichen Präventionsbestrebungen und die Bemühungen, die Gesundheitskosten zu senken, so Weichelt. «Ich erwarte von einem Bundesrat, dass er eine Gesamtsicht hat und sich nicht Partikularinteressen verschreibt.» Im konkreten Fall ermutige er die Bevölkerung sogar, die eigene Gesundheit zu schädigen.
Kontingente für ausländischen Wein
Ganz anders beurteilt Mitte-Nationalrat Benjamin Roduit (62, VS) die Situation. Ab 2023 wurde zwar massiv mehr Geld für die Förderung von Schweizer Wein gesprochen: Neun Millionen Franken gab es für die Weinwerbung. Trotz verstärkter Werbemassnahmen sinke nun der Konsum von Schweizer Wein.
Deshalb brauche es weitere Massnahmen, um den Marktanteil von Schweizer Wein zu stärken, findet Roduit. Er hat sich darum während der Fragestunde in der Sommersession erkundigt, ob ein Importkontingent für ausländische Weine denkbar sei.
Laut Bundesrat Parmelin ist dies allerdings keine Option: Das würde weder zu einer Verringerung der Einfuhrmengen im Kontingent noch zu einem Preisanstieg führen. Auch Weichelt erteilt der Idee eine Abfuhr – wenn auch aus anderen Gründen: «Man muss die Präventionsbestrebungen fördern und nicht den Wein», sagt sie. «Es spielt keine Rolle, ob man von waadtländischem oder von französischem Wein eine Herz-Kreislauf-Erkrankung kriegt.»