Darum gehts
- Post erwartet Päckli-Rekord – bis zu eine Million Pakete täglich
- Hohe Arbeitsbelastung führt zu gesundheitlichen und familiären Problemen bei Postangestellten
- Gewerkschaften fordern generelle Lohnerhöhung
Black Friday, Black Week, Weihnachtszeit – angesichts der heissen Shopping-Tage erwartet die Post zum Jahresende hin einen neuen Päckli-Rekord. Bis zu eine Million Pakete werden in den Wochen bis Weihnachten ausgeliefert – jeden Tag! An normalen Werktagen sind es rund 600'000 Sendungen.
Für das Personal bedeutet die Päckli-Flut zusätzliche Zustelltouren und ein längerer Betrieb in den Sortierzentren. Für die gut 20'000 Mitarbeitenden heisst das auch mehr Stress, obwohl sie von 500 Temporärkräften unterstützt werden.
Körperlich und mental gestresst
«Die Weihnachtstage sind nur die Spitze des Eisbergs, was die Arbeitsbelastung in der Zustellbranche betrifft», sagt Matthias Loosli (40) von der Gewerkschaft Syndicom zu Blick. «Die Belastung ist das ganze Jahr über sehr hoch.» Viele Pöstlerinnen und Pöstler leiden laut Loosli körperlich und mental unter zunehmendem Stress. Das führe auch immer wieder zu familiären Herausforderungen.
Davon berichtet der neue Kurzfilm «Roter Sessel – Stimmen von Postbot:innen». Im Film der Zürcher Filmemacherin und Syndicom-Gewerkschaftssekretärin Aynur Demir (46) schildern vier Betroffene ihren Arbeitsalltag als Paketboten und Briefträgerinnen. Ebenso geben sie einen persönlichen Einblick in ihre Lebensbedingungen, welche von ihrer Arbeit beeinflusst werden.
«Wann ich fertig bin, ist jeden Tag eine Überraschung», erzählt ein Paketzusteller. Man sei ständig unter Druck, Kundenkontakt sei da kaum möglich. Seit Corona sei die Problematik explodiert. Seither sei es normal, jeden Tag 300 bis 400 Pakete auszuliefern. Die Touren seien mit immer mehr Päckli gefüllt, die man in kürzerer Zeit zustellen müsse, meint ein anderer. «Irgendwo geht das nicht auf!»
Die hohe Arbeitsbelastung führe bei vielen Mitarbeitenden zu gesundheitlichen und familiären Problemen, berichtet eine Briefträgerin. Das führe zu Ausfällen, wodurch man zusätzlich die Touren kranker Kollegen übernehmen müsse, was wiederum für zusätzliche Belastung sorge. Ein Teufelskreis.
Gewerkschaften fordern mehr Lohn
«Der Film verdeutlicht die zunehmenden Herausforderungen, mit denen die Angestellten in der gesamten Zustellbranche täglich konfrontiert sind», sagt Loosli. Dabei würden exemplarisch auch die zentralen Forderungen unterstrichen, welche die Mitarbeitenden an die Post-Spitze richten würden. «Es braucht mehr Lohn, mehr fest angestelltes Personal und eine spürbare Entlastung durch bessere Planung sowie die Einhaltung der geltenden 42-Stunden-Woche.»
Bald starten die Lohnverhandlungen zwischen Post und Gewerkschaften für das nächste Jahr. Noch nennt Syndicom-Mann Loosli keine konkreten Zahlen, aber: «In Jahren ohne Teuerung und wegen der hohen Arbeitsbelastung sind angemessene generelle Lohnerhöhungen für alle angezeigt.»
Post-Sprecher: «Gesundheit hat höchste Priorität»
«Die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat für uns höchste Priorität und ihre Rückmeldungen nehmen wir ernst», kommentiert Post-Sprecher Jonathan Fisch die Vorwürfe. Die Post sei mit ihren Sozialpartnern wie Syndicom stetig im Austausch.
«Sie kennen unsere Herausforderungen und wissen, dass wir unsere soziale Verantwortung als eine der grössten Arbeitgeberinnen im Land sehr gewissenhaft wahrnehmen», so Fisch. «Das gilt auch während der intensiven Weihnachtszeit.»