Darum gehts
Diese Zahl überrascht: Im Schnitt 56,9 Pakete bestellen Herr und Frau Schweizer pro Jahr. Das ist mehr als ein Päckli pro Woche! Onlineshopping hat sich in der Schweiz demnach voll und ganz etabliert. Das besagt eine bislang unveröffentlichte Studie, dem sogenannten E-Shopping-Barometer von DPD, die Blick exklusiv vorliegt. Das Transportunternehmen führt die Befragung alle zwei Jahre durch.
Laut dieser kaufen 84 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer auch bei ausländischen Onlineshops ein – deutlich mehr als in anderen europäischen Ländern. Für Käufe im Ausland gibt es vor allem zwei Gründe: Ein Viertel der über 1000 Befragten suchten nach einem spezifischen Produkt. Ein weiteres Viertel ist dagegen auf Schnäppchen-Jagd – und will einen möglichst tiefen Preis.
Über die Hälfte der Schweizerinnen und Schweiz bestellen dabei Waren aus Deutschland, deutlich mehr als noch 2023. 46 Prozent kaufen zudem in China ein – 10 Prozent mehr als bei der vorherigen Befragung. Auf dem dritten Platz landet erneut Frankreich.
«Die Zunahme lässt sich mit attraktiven Preisen, grosser Produktauswahl und dem Markteintritt neuer Anbieter, insbesondere aus Asien, erklären», sagt Tilmann Schultze (58), Schweiz-Chef bei DPD, zu Blick. Zu spezifischen Onlineshops kann er zwar nichts sagen. Doch Schultze ergänzt: «Grundsätzlich zeigt sich, dass Plattformen mit starkem Social-Media-Auftritt, unkomplizierten Retourenprozessen und grosser Auswahl besonders gefragt sind». Die Anzahl Auslandslieferungen steigt deshalb bei DPD.
Temu und Shein: Preis vor Qualität
Kein Wunder: Seit der letzten Befragung 2023 haben die asiatischen Onlineriesen Temu und Shein in der Schweiz stark an Präsenz gewonnen. Mittlerweile kennen 97 Prozent der Schweizer Bevölkerung Temu – also praktisch alle. Das zeigt eine Befragung des Meinungsforschungsinstituts Marketagent.
Insgesamt haben 60 Prozent der über 1000 Befragten schon mal bei Temu, Aliexpress, Wish oder Shein Ware bestellt. Bei Temu sind es fast die Hälfte, bei Shein ein Fünftel.
Doch qualitativ überzeugen die Onlineshops nicht: Über die Hälfte schätzt die Produktqualität bei den genannten Shops als eher gering ein. Ein weiteres Drittel spricht von einer mittelmässigen Qualität. Auch mit dem Kundenservice sind die Befragten nicht zufrieden. Doch die Preise machen es wett: Sie werden von fast 90 Prozent als sehr oder eher niedrig wahrgenommen.
Am häufigsten kaufen die Befragten Kleidung oder Schuhe auf Temu oder Shein ein. Aber auch Haushaltswaren, Schmuck, Accessoires oder gar Elektronik-Produkte sind gefragt.
Zustellung innert 24 Stunden
Knapp ein Drittel bestellt mindestens einmal im Monat bei Temu, Shein, Wish oder Aliexpress. Das liegt wohl auch an den sozialen Medien: 59 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer nutzen diese für Onlineshopping, wie die der E-Shopper-Barometer weiter zeigt.
Damit liegt die Schweiz weit über dem europäischen Durchschnitt von 44 Prozent. In Deutschland kaufen gerade mal 41 Prozent über die sozialen Medien ein – obwohl es den Tiktok-Shop dort bereits gibt. In der Schweiz sind dagegen direkte Käufe auf Tiktok oder Instagram bisher nicht möglich. Stattdessen wird man für den Kauf noch auf den entsprechenden Webshop umgeleitet.
Doch obwohl immer mehr im Ausland bestellen, wünscht sich die Mehrheit die Lieferung bereits am nächsten Tag. «Heute werden über 98 Prozent der Pakete bereits innerhalb von 24 Stunden zugestellt», so der DPD-Schweiz-Chef weiter.
Bei Bestellungen im Ausland ist eine Lieferung am nächsten Tag nicht immer möglich. Logistisch ist das schliesslich eine grosse Herausforderung: Dafür braucht es gemäss Schultze das «nahezu optimale Zusammenspiel aller Prozesse». Bei Temu oder Shein kann der Versand bis zu 14 respektive 9 Tagen dauern. Oft kommen die Päckli aber bereits früher an – je nachdem, ob mit der Post oder DPD.