Auf Bescherung folgt Rückgabe-Flut
Päckli-Wahnsinn geht nach Weihnachten weiter

Schenken macht glücklicher als beschenkt werden. Was aber, wenn das Weihnachtsgeschenk nicht gut ankommen ist? Unliebsame Präsente sorgen bei Lieferdiensten und Online-Marktplätzen für mächtig Betrieb.
Publiziert: 28.12.2024 um 17:47 Uhr
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Aktualisiert: 30.12.2024 um 13:22 Uhr
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Päckli-Flut zu Weihnachten: Schenken war dank Online-Shops nie einfacher.
Foto: Getty Images

Auf einen Blick

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Lino SchaerenRedaktor

Weihnachten beschert uns Liebe, Besinnlichkeit, getrautes Zusammensein. Und Geschenke. Viele Geschenke. Die Paket-Welle, die das Land auch in den vergangenen Wochen wieder überrollt hat, ist eindrücklich. Die Schweizerische Post hat dieses Jahr in der Vorweihnachtszeit einen neuen Rekord aufgestellt: Knapp 1,3 Millionen Päckli wurden an nur einem Tag zugestellt, so viele wie nie zuvor.

Seit dem Black Friday Ende November hat die Post 22,3 Millionen Pakete verteilt, wie sie am Freitag mitteilte. Mehr als 14'000 Zustellerinnen und Zusteller waren in der Vorweihnachtszeit für den gelben Riesen im Einsatz, rund 3500 ausschliesslich als Paketboten. Sie lieferten aus, was andere mit Vorliebe im Internet bestellen: Ein paar Klicks im Online-Shop und die weihnachtliche Bescherung kommt per Lieferwagen an die Haustür.

Hochbetrieb im Logistikzentrum von Brack
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Über 30'000 Pakete pro Tag:Hochbetrieb im Logistikzentrum von Brack

Werden die Lichtgirlanden aufgehängt und die Glühweinstände aufgestellt, gerät die Konsumgesellschaft in einen Weihnachtsrausch, dem sich kaum jemand entziehen kann. Familien und Paare, die feierlich vereinbaren, sich in diesem Jahr wirklich gegenseitig nichts zu schenken, stellen am Ende fest, dass sich wieder niemand daran gehalten hat.

Die Schweizerinnen und Schweizer sind grosszügig, wenn es ums Schenken geht, wie die Weihnachtsumfrage des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens EY einmal mehr zeigt. Die Teilnehmenden gaben im Schnitt an, knapp 300 Franken für Geschenke ausgeben zu wollen – steigenden Krankenkassenprämien, hohen Mieten und Lebensmittel- und Energiepreisen zum Trotz. Wenn es ums Schenken geht, sind wir wenig preissensibel. «Schuld» daran ist vor allem eine Tugend, die bereits die Bibel lehrt: Geben ist seliger denn nehmen.

Schenken macht glücklich

Tatsächlich zeigen diverse Untersuchungen, dass schenken glücklich macht, glücklicher als beschenkt zu werden. Die Dopaminausschüttung ist beim Schenken stärker – und das Glücksgefühl hält erst noch länger an. Wenn wir andere beschenken, machen wir also auch uns selbst glücklich.

Ob ein Geschenk passt, originell und sinnvoll ist, steht dagegen auf einem anderen Blatt. Das perfekte Präsent zu finden, ist eine eigentlich unmögliche und gerade deshalb für viele Weihnachtsfans reizvolle Aufgabe. Wer nichts verkehrt machen will, setzt auf die unpersönliche Variante und verschenkt Geld. Cash und Gutscheine waren laut der EY-Umfrage auch in diesem Jahr bei der Geschenkauswahl am beliebtesten. Wer versucht, auf sein Gegenüber einzugehen, unausgesprochene Wünsche zu erahnen, zeigt Empathie – und läuft Gefahr, danebenzugreifen.

Post-Geschäft floriert

Natürlich: Die meisten Geschenke, die wir unter den Baum legen, kommen gut an. Was aber, wenn mit dem Geschenkten einfach nichts anzufangen ist? Dass die Bescherung Stirnrunzeln provozieren kann, zeigt sich wiederum im Paketgeschäft. Dieses floriert nach dem 24. Dezember weiter.

Bei der Post etwa werden im Januar weiterhin mehr Päckli verschickt als sonst, wenn auch deutlich weniger als noch in der Adventszeit. Genaue Zahlen wollen weder der gelbe Riese noch private Lieferdienste bekanntgeben – aus Wettbewerbsgründen, wie es auf Anfrage heisst.

Auch die Gründe für die anhaltende Paket-Flut nach Weihnachten werden wegen des Postgeheimnisses nicht erfasst. Es liegt aber auf der Hand, dass zurückgehende Geschenke mitverantwortlich sind. So gibt etwa der Online-Händler Digitec Galaxus an, dass es in keinem anderen Monat zu so vielen Rückgaben kommt wie im Januar – wegen der Retouren aus dem Weihnachtsgeschäft. In den vergangenen Jahren hatte die Migros-Tochter deshalb nach der Bescherung jeweils alle Hände voll zu tun.

Wer ein Geschenk zurückgeben oder umtauschen will, braucht allerdings ein original verpacktes Produkt – und in den meisten Fällen einen Kaufbeleg. Dem Schenkenden statt Begeisterung vorzutäuschen offen zu sagen, dass ein Geschenk nicht passt oder nicht gefällt, kann unangenehm sein.

Geschenke verkaufen bei Ricardo

Wohl auch deshalb landen viele Weihnachtsgeschenke, die den Geschmack nicht getroffen haben, auf Online-Marktplätzen. Bei Ricardo, Tutti, Anibis und Co. schnellt die Zahl der Anzeigen in den Wochen nach Weihnachten jeweils in die Höhe: «Neuwertig» und «ungeöffnet» haben Konjunktur.

Laut der Swiss Marketplace Group (SMG), welche die genannten Plattformen betreibt, liegt der Jahreshöhepunkt auch bei den Marktplätzen jeweils zwischen Ende November und Mitte Dezember, wenn sich die Schweiz für Weihnachten eingedeckt. In der Woche nach den Festtagen nehmen die zum Verkauf angebotenen Artikel aber noch einmal stark zu; was laut der SMG auf den Weiterverkauf von Geschenken hindeute. Bei Ricardo beispielsweise wurden letztes Jahr nach Weihnachten vor allem massiv mehr Spielwaren und Bastelartikel zum Kauf angeboten.

Wieder andere Angebote wie «2xWeihnachten» setzen auf Wohltätigkeit. Wer armutsbetroffenen Lebensmittel oder Hygieneartikel schenken will, kann sein Paket noch bis am 18. Januar am Postschalter gratis aufgeben. Vor einem Jahr kamen so 317 Tonnen zusammen – auch das trägt zum erhöhten Paket-Aufkommen im Januar bei.

Und sorgt dafür, dass unpassende Geschenke doch noch einen glücklichen Abnehmer finden.

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