Darum gehts
- Schweiz bietet USA Goldinvestitionen an, um Handelsspannungen zu lösen
- Goldindustrie unter Druck: Raffineure skeptisch gegenüber US-Expansion
- Schweiz exportierte Edelmetalle im Wert von 39 Milliarden Franken
Seit einem Monat wird die Schweiz von Donald Trump mit Zöllen in Höhe von 39 Prozent belegt – den höchsten Zöllen, die je gegen ein Industrieland verhängt wurden. Inmitten dieser Turbulenzen versucht Bern einen neuen Ansatz, um die Handelsspannungen mit Washington zu beruhigen, berichtet Bloomberg. Die Eidgenossenschaft würde nun vorschlagen, direkt in die amerikanische Goldveredelungsindustrie zu investieren.
Der amerikanischen Nachrichtenagentur zufolge wurde ein formelles Angebot an Finanzminister Scott Bessent und den Handelsbeauftragten Jamieson Greer weitergeleitet. Es soll vorsehen, dass einige Schweizer Raffinerien ihre am wenigsten rentablen Aktivitäten in die USA verlagern würden.
Konkret würde es darum gehen, die Londoner Standardbarren umzuschmelzen und sie vor Ort zu kleineren Barren zu verarbeiten, die in New York begehrter sind. Ziel wäre es, das Weisse Haus davon zu überzeugen, die Zuschläge, die die Schweizer Exporte bremsen und die Wachstumsprognosen belasten, rasch zu lockern.
Gold, ein Sektor unter Druck
Das US-Finanzministerium wollte sich auf Anfrage von Bloomberg nicht äussern. Die Schweizer Regierung erklärte lediglich, sie habe «ihr Angebot an die USA optimiert, um eine rasche Einigung zu erzielen». Warum also steht Gold im Mittelpunkt der Gespräche, zusätzlich zu den Zugeständnissen, die in anderen Bereichen wie Energie oder Landwirtschaft in Aussicht gestellt werden?
Weil das Edelmetall im Handel ein grosses Gewicht hat. Im ersten Quartal machte es mehr als zwei Drittel des Handelsüberschusses der Schweiz mit den USA aus, was Trumps Kritik schürte. Die Eidgenossenschaft exportierte Edelmetalle im Wert von 39 Milliarden Franken, während sie Edelmetalle im Wert von 7,3 Milliarden Franken importierte. Dennoch beschäftigt die Goldindustrie – konzentriert im Tessin, dem weltweit grössten Raffinationszentrum – nur etwa 1500 Personen und arbeitet mit winzigen Gewinnspannen.
Donald Trump zeigt mit dem Finger auf die Schweizer Goldraffinerien, die den Handelsüberschuss mit den USA vergrössern würden. Paradoxerweise war es jedoch sein zollpolitisches Armdrücken, das den Handelsboom ausgelöst hat. Im Jahr 2024 betrug das Defizit beim Gold noch 5 Milliarden Franken. Im Frühjahr stürzten sich die amerikanischen Händler aber auf das gelbe Metall und bauten massive Lagerbestände auf, um künftigen Strafzöllen zuvorzukommen.
Ein Angebot, das spaltet
Für Christoph Wild, Präsident des Verbands der Schweizer Edelmetallproduzenten und -händler, ist die Verpflichtung, Gold zwischen Grossbritannien und den USA über die Schweiz zu transportieren, eine Ineffizienz, die durch den Ausbau der US-Raffination behoben werden könnte. Die Raffineure würden bereits mittel- und langfristige Investitionen auf der anderen Seite des Atlantiks in Betracht ziehen, aber, so warnt er, die Neugestaltung der margenschwachen Barren wäre ohne Subventionen, sei es aus Bern oder aus Washington, nicht tragbar.
In der Branche ist man von der Idee wenig begeistert. Simone Knobloch, Betriebsleiter von Valcambi, einer der grössten Schweizer Raffinerien, verweist auf die niedrigen Margen und die Sättigung des Marktes. Der Bau einer amerikanischen Raffinerie ist für ihn kein kommerzielles Argument: «Wenn ich mir das Geschäftsmodell ansehe, macht das keinen Sinn», sagt er. Während der Goldpreis zuletzt auf ein Rekordhoch von 3.850 US-Dollar pro Unze stieg, verdienen die Raffinerien nur ein paar US-Dollar mit dem Umschmelzen eines Barrens.
Andere Stimmen prangern die Goldindustrie in der Schweiz umfassender an. Die Präsidentin der Grünen, Lisa Mazzone, fordert eine Steuer von 5 Prozent auf einen Sektor, der beschuldigt wird, «schmutziges Gold» zu transportieren und zu wenig zur nationalen Wirtschaft beizutragen. Swatch-Chef Nick Hayek schlug sogar vor, auf in die USA exportierte Barren eine Abgabe in Höhe von Trumps Zöllen zu erheben.
Die Raffineriebetreiber warnen jedoch davor, dass die USA ihre Waren problemlos anderswo zu Marktpreisen kaufen könnten. Und in einem Geschäft, in dem die Gewinnspannen bereits extrem niedrig sind, würde eine Exportsteuer mit ziemlicher Sicherheit das Ende des Handels bedeuten.