Zoll-Streit mit Trump
Wirbel um eine Intervention bei Keller-Sutter

Partners-Group-Mitgründer Alfred Gantner soll der Bundespräsidentin persönlich geraten haben, das Zoll-Dossier abzugeben. In der Verwaltung ist man irritiert. Fragen wollen beide Seiten nicht beantworten.
Publiziert: 08:48 Uhr
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Aktualisiert: 09:55 Uhr
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Am 6. August 2025 reisten Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter und Vizepräsident Guy Parmelin mit hochrangigen Schweizer Wirtschaftsvertretern nach Washington. 3. v. r.: Alfred Gantner.
Foto: x/keller_sutter
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Reza RafiChefredaktor SonntagsBlick

Pokerface nach aussen – doch hinter den Kulissen herrscht höchste Nervosität: Seit dem Zollschock am Nationalfeiertag geben Schweizer Diplomaten ihr Bestmögliches, um den US-Präsidenten zu einem Deal zu bewegen. Die Importgebühr von 39 Prozent auf helvetische Güter soll weg.

Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61) steht nach ihrem Telefonat mit Trump am 31. Juli unter Druck. Um nicht zu sagen mitten im Sturm: Washingtoner Insider und Teile der hiesigen Wirtschaft machen sie für das Fiasko verantwortlich. Immer wieder ertönt die Forderung, dass sich die Magistratin aus den bilateralen Gesprächen mit den USA verabschieden soll.

In einem Fall hat dies zu besonders vielen Irritationen geführt. Wie Blick aus gut unterrichteten Quellen erfuhr, griff Partners-Group-Tycoon Alfred Gantner (57) zum Hörer und versuchte, der Bundespräsidentin gleich selber klarzumachen, dass sie das Feld zu räumen und die Verhandlungen der Seco-Chefin Helene Budliger Artieda (60) zu überlassen habe.

An der Spitze des Finanzdepartements soll die Intervention des Private-Equity-Managers für Empörung gesorgt haben. Gantner hatte die Bundespräsidentin und Wirtschaftsminister Guy Parmelin (65) Anfang August nach Washington begleitet – als Mitglied des sogenannten «Team Switzerland»: Der Bundesrat wollte Vertreter von Konzernen dabei haben, um die Gegenseite davon zu überzeugen, wie konkret die Schweizer Investmentpläne in den USA sind.

Gantner, Mitgründer der Allianz Kompass/Europa und Co-Initiant der Kompass-Initiative, ist auch politisch ein höchst aktiver Player. Aber hat er mit seiner Intervention bei der höchsten Repräsentantin der Eidgenossenschaft nicht eine Grenze überschritten? Ging «Big Fredy», wie das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» ihn nennt, für einmal das Gespür für die machtpolitische Feinstofflichkeit in der direkten Demokratie abhanden?

Sicher ist: Gantner engagiert sich schon länger diskret für eine Einigung mit den Amerikanern. Er ist damit in bester Gesellschaft: Rolex-CEO Jean-Frédéric Dufour (57) lud Donald Trump am 7. September an den Final des Tennisturniers US Open in New York ein, beide winkten von der Loge im Arthur Ashe Stadium den Massen zu. Beim exklusiven Tête-à-Tête mit dem US-Präsidenten hatte der Genfer dem Vernehmen nach die Werbetrommel für die Schweiz gerührt – und auch bei dieser Gelegenheit, wird kolportiert, soll sich Trump wieder über «Swiss President» Keller-Sutter beschwert haben.

Die Rolle der St. Gallerin bleibt jedenfalls umstritten. In ihrem Umfeld wird zu Recht betont, dass das Verhandlungsdossier in Sachen Trump ohnehin bei Parmelins Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) und dem dort angegliederten Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) liegt.

Zum Telefonat Gantners mit Karin Keller-Sutter heisst es beim EFD «no comment». Alfred Gantner selbst teilt mit, er werde sich bis zum Abschluss der Verhandlungen nicht mehr öffentlich äussern. Und verweist auf das Wirtschaftsdepartement sowie das Seco.

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