«Bin nicht optimistisch, aber höre es mir an»
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Lutnick über die Schweiz:«Bin nicht optimistisch, aber höre es mir an»

US-Handelsminister wettert gegen die Schweiz
«Sie verdienen so viel Geld mit Amerika, deshalb sind sie reich»

Wirtschaftsminister Guy Parmelin fliegt überraschend in die USA. Laut seinem Departement sind dort Gespräche auf Ministerebene geplant. Der Bundesrat hat ein Angebot für einen neuen Zoll-Deal im Gepäck.
Publiziert: 10:39 Uhr
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Aktualisiert: 18:39 Uhr
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Wirtschaftsminister Guy Parmelin ist in die USA gereist. (Archivbild)
Foto: Keystone

Möglicherweise hat Guy Parmelin (65) gerade ein Déjà-vu: Vor wenigen Wochen ist er zusammen mit Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61) nach Washington gereist. Noch in der Luft musste er sich anhören, wie Donald Trump in einem Interview mit dem US-Sender CNBC über die Schweiz sprach. Bundespräsidentin Keller-Sutter? «Ich kannte sie nicht einmal.»

Am Freitag ist Parmelin wieder in die USA gereist, um ein zweites, verbessertes Zoll-Angebot der Schweiz zu präsentieren. Und noch vor seinem Treffen mit US-Handelsminister Howard Lutnick (64) gibt es wieder schlechte Nachrichten. Wieder über ein Fernsehinterview, dieses Mal bei Bloomberg. Er werde die Schweizer Delegation zwar treffen, so Lutnick. Aber: «Ich bin nicht optimistisch.» 

«Verkaufen uns Medikamente, als gäbe es kein Morgen mehr»

Lutnick wettert gegen die Schweiz. Sie sei ein kleines Land. «Ein kleines, reiches Land – und wie sind sie so reich geworden? Sie verkaufen uns Medikamente, als gäbe es kein Morgen mehr», so Lutnick. «Sie verdienen so viel Geld mit Amerika, deshalb sind sie reich.» 

Lutnick zieht Vergleiche mit dem Deal, den EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66) gemacht hat. Die EU hätten ihren Markt geöffnet. «Sie sagen: Wir senken unsere Zölle auf null. Ihr amerikanischen Exporteure könnt uns alles verkaufen. Ich meine, wie fantastisch ist das denn? Und sie sagen: Wir zahlen euch 15 Prozent, und ihr zahlt uns nichts.» 

Damit kann die Schweiz wohl nicht mithalten. «9 Millionen Menschen. Was bieten sie den amerikanischen Exporteuren im Vergleich zu der Grösse und dem Umfang, in dem sie exportieren und mit uns Geld verdienen?», so Lutnick. 

Muss die Schweiz zahlen?

Japan hätte hingegen einen anderen Weg gewählt. «Sie sagten: ‹Wir geben Donald Trump die Befugnis, 550 Milliarden Dollar nach seinen Vorgaben zum Wohle Amerikas zu investieren.› Das ist eine andere Denkweise.» 

Wenn die Schweiz nun auch mit einer neuen Denkweise – also Milliardenzahlungen – aufwarte, sei er offen dafür. «Aber wenn sie nur sagen, dass unsere reichen Unternehmen mehr von Amerika kaufen werden, dann ist das genau das, worüber sich Donald Trump beschwert.» Andere Länder hätten in den vergangenen Jahrzehnten «Amerika gekauft». Donald Trump hat gesagt: «Es reicht. Wir werden uns selbst besitzen.»

Es sind Aussagen, die wenig optimistisch stimmen, dass Parmelin mit einem Deal in die Schweiz zurückkehrt. Parmelin war überraschend nach Amerika geflogen, liess dafür sogar einen Wirtschaftsanlass sausen, wo er eigentlich ein Grusswort hätte sprechen sollen. 

«Wir haben ein optimiertes Angebot an die USA ausgearbeitet», bestätigte Aussenminister Ignazio Cassis (64) am Rande eines Anlasses in Reichenau GR. Was das Schweizer Angebot beinhaltet, ist nicht offiziell bekannt. Schweizer Pharmafirmen könnten mehr in den Vereinigten Staaten investieren, hiess es zuletzt. Dazu wären mehr Käufe von amerikanischen Flüssiggas möglich und Erleichterungen beim Fleisch-Import.

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