Für «gerechtes Ende des Krieges»
Selenski will über Trumps Friedensplan verhandeln

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat einen US-Plan zur Friedenslösung im Krieg mit Russland erhalten. In Kiew traf er eine US-Delegation und zeigte sich versöhnlich. Derweil fühlt sich die EU ausgeschlossen.
Publiziert: 21:20 Uhr
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Aktualisiert: 21:21 Uhr
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Wolodimir Selenski liegt Trumps Friedensplan nun vor.
Foto: Kirsty Wigglesworth

Darum gehts

  • Selenski liegt Trumps Plan für Frieden in der Ukraine vor
  • EU fordert Einbeziehung in Verhandlungen für nachhaltigen Frieden
  • Der US-Plan umfasst angeblich 28 Punkte
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Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (47) hat nach Angaben seines Büros offiziell einen in den USA ausgearbeiteten Plan für eine Friedenslösung im Krieg mit Russland erhalten. Er traf sich in Kiew mit einer US-Delegation.

«Im Ergebnis des heutigen Treffens haben wir vereinbart, an den Punkten des Plans so zu arbeiten, dass dies zu einem würdigen Ende des Krieges führt», teilte das Präsidentenbüro bei Telegram mit. Die Ukraine strebe seit Kriegsbeginn Frieden an und werde jeden inhaltlichen Vorschlag unterstützen, der einen «realen Frieden» näher bringt.

Selenski plötzlich versöhnlich

Seit Jahresbeginn habe Kiew die Vorschläge von US-Präsident Donald Trump (79) unterstützt. «Wir sind auch jetzt bereit, mit der amerikanischen Seite und unseren Partnern in Europa und der Welt konstruktiv zu arbeiten, damit es im Ergebnis zu Frieden kommt», hiess es. Selenski hoffe zudem auf ein baldiges Gespräch mit Trump für eine Diskussion der Hauptpunkte.

Selenski schrieb später auf der Plattform X, die Ukraine sei «bereit für eine konstruktive, ehrliche und zügige Zusammenarbeit» an Trumps Plan zur Beendigung des Krieges. Ein ukrainischer Beamter erklärte gegenüber dem US-Nachrichtenportal «Axios», Selenski habe sich bei dem Treffen mit der US-Delegation versöhnlich gezeigt. «Man hat beschlossen, gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten, um Frieden zu ermöglichen», so der Beamte.

Kallas fordert Einbeziehung der Europäer

Tags zuvor war über Medien in den USA und Grossbritannien bekanntgeworden, dass Washington einen angeblich 28 Punkte umfassenden Plan für ein Ende des seit Februar 2022 andauernden russisch-ukrainischen Krieges ausgearbeitet habe. Inhaltlich soll sich dieser vor allem an russischen Positionen orientieren. Eine Ablehnung durch Kiew gilt daher als wahrscheinlich.

Die EU forderte nach diesen Berichten eine Beteiligung an Verhandlungen. «Damit irgendein Plan funktioniert, braucht es die Ukraine und die Europäer an Bord», sagte die EU-Aussenbeauftragte Kaja Kallas (48) in Brüssel. Zuvor hatte US-Aussenminister Marco Rubio (54) erklärt, dass an einer «Liste möglicher Ideen» gearbeitet werde. Er bestätigte dabei nicht, dass es einen fertigen Plan gebe.

Rubio fordert Zugeständnisse

Rubio rief beide Kriegsparteien zu Zugeständnissen für eine Lösung in dem Konflikt auf. «Um einen komplexen und tödlichen Krieg wie den in der Ukraine zu beenden, ist ein umfassender Austausch ernsthafter und realistischer Ideen erforderlich», schrieb Rubio in seinem persönlichen Account bei X.

Ein dauerhafter Frieden verlange von beiden Seiten – also Russland und der Ukraine –, dass sie «schwierigen, aber notwendigen Konzessionen zustimmen», schrieb Rubio in dem Post, den er nicht auf den offiziellen Accounts der Regierung veröffentlichte. «Deshalb erstellen wir derzeit eine Liste mit möglichen Ideen zur Beendigung dieses Krieges, die auf Beiträgen beider Konfliktparteien basiert, und werden diese Liste auch weiterentwickeln.»

Erhält die Ukraine Sicherheitsgarantien?

An einzelnen Punkten des angeblichen Plans, über den in Teilen bislang nur Medien berichtet haben, gab es Kritik. Bemängelt wird eine Dominanz der bisherigen russischen Maximalforderungen.

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Laut Medienberichten soll die Ukraine etwa Gebiete an Russland abtreten – in den Regionen Donezk und Luhansk – die Moskau bisher nicht komplett militärisch kontrolliert. Das hatte die ukrainische Regierung bislang kategorisch abgelehnt. Auch die EU weist immer wieder darauf hin, dass sie keine gewaltsame Verschiebung von Grenzen akzeptieren werde. Den Berichten zu dem angeblichen Friedensplan nach soll die Ukraine im Gegenzug Sicherheitsgarantien erhalten – zum Schutz vor einer künftigen russischen Aggression.

Korruptionsskandal in der Ukraine

Die britische Regierung teilte mit, dass nur die Ukraine selbst ihre Zukunft entscheiden könne. Zugleich teile London das Streben von US-Präsident Trump, «den barbarischen Krieg» zu beenden, sagte ein Regierungssprecher. In der Zwischenzeit unterstütze Grossbritannien die Ukraine auch militärisch.

Trump hatte Russland und die Ukraine immer wieder zu einem Ende der Kampfhandlungen aufgefordert und beide Kriegsparteien auch kritisiert. Nun steht erneut besonders der ukrainische Präsident unter Druck – nicht nur wegen des Vorrückens der russischen Truppen im Osten des Landes, sondern auch wegen eines Korruptionsskandals, der bis in die Regierung des in die EU strebenden Landes reicht.

Moskau bleibt bei Maximalforderungen

Die US-Vertreter würden Druck auf Selenski ausüben, dem von den USA und Russland ausgearbeiteten Friedensplan zuzustimmen, berichteten das Nachrichtenportal «RBK-Ukraina» und Bloomberg unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen. Vorgesehen ist demnach auch, dass die Ukraine auf einen Nato-Beitritt verzichtet, eine Amnestie für Kriegsverbrecher und die Rückkehr Russlands in die Weltwirtschaft akzeptiert. Das bisherige Ziel der Ukraine ist dagegen, neben dem militärischen Druck durch westliche Waffenhilfe Russland auch immer weiter mit Sanktionen unter Druck zu setzen, damit es wirtschaftlich künftig nicht mehr in der Lage ist, den Krieg fortzusetzen.

Kremlsprecher Dmitri Peskow (58) sagte zu den Berichten am Donnerstag wie schon am Tag davor, dass es nichts Neues gebe. Russland bleibt demnach bei seinen bisherigen Forderungen, die Putin auch beim Treffen mit Trump im August in Anchorage im US-Bundesstaat Alaska dargelegt hat. Es gebe zwar weiter Kontakte zwischen Moskau und Washington, aber aktuell keine russisch-amerikanischen Konsultationen zur Ukraine, sagte Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Russland begrüsst seit langem, dass Trump sich für eine Beendigung des Krieges in der Ukraine einsetzt.

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