«Die Schweiz muss sich selbst helfen können»
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Rüstungschef Urs Loher:«Die Schweiz muss sich selbst helfen können»

Aufatmen in Emmen
Ruag wird bestellte F-35 Jets in der Schweiz fertig montieren

Die F-35-Kampfjets kosten plötzlich viel mehr – deshalb sucht die Schweiz fieberhaft nach Sparoptionen. Die Verantwortlichen informieren heute in Payerne VD, ob die Endmontage in der Schweiz vom Tisch ist.
Publiziert: 10:29 Uhr
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Aktualisiert: 12:41 Uhr
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Die USA wollen nichts von einem Fixpreis wissen.
Foto: AFP

Darum gehts

  • USA fordern mehr Geld für F-35-Jets, Schweiz sucht Lösungen
  • Offset-Geschäfte verteuern Beschaffung, Projekt Rigi könnte eingespart werden
  • Gegengeschäfte machen fast ein Siebtel der Gesamtkosten von 6 Milliarden aus
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Was tun mit den Mehrkosten? Seit bekannt wurde, dass die USA bis zu 1,3 Milliarden Franken mehr für die F-35-Kampfjets verlangen, sucht Bundesbern fieberhaft nach Optionen, um das Kostendach von 6 Milliarden Franken doch noch einzuhalten. Dieses hat die Schweizer Stimmbevölkerung im September 2020 mit hauchdünner Mehrheit gutgeheissen.

Diskutiert wird etwa die Möglichkeit, weniger Kampfjets zu bestellen – oder das Volk erneut abstimmen zu lassen. Ebenfalls auf der Kippe stand das sogenannte Projekt Rigi. Dank diesem Offset-Geschäft soll die Teil-Montage von vier Jets in der Schweiz stattfinden. 

Ein Siebtel der Gesamtkosten

Am Donnerstag hat das Verteidigungsdepartement nun bekanntgegeben, dass es weiterhin am Projekt Rigi festhalten will. Durch die Endmontage und das Testen der vier F-35 baue die Ruag bedeutendes, sicherheitsrelevantes Wissen betreffend Betrieb, Wartung und Unterhalt auf, hiess es seitens des Rüstungskonzerns. 

Dieses Wissen ermögliche es, die Einsatzbereitschaft der Luftwaffe langfristig in der Schweiz zu gewährleisten und die Sicherheit der Schweiz substanziell zu stärken.

Dass die Ruag dieses Vertrauen von Lockheed Martin, der US-Regierung, der Armasuisse und dem VBS erhalten hat, sei ein starkes Bekenntnis zur operativen Leistungsfähigkeit des Rüstungskonzerns.

Gegengeschäfte verteuern Beschaffung

Solche Offset-Geschäfte sind bei grossen Beschaffungen üblich. Sie bringen der Schweizer Industrie zwar Geld ein, aber verteuern die Beschaffung. Von den sechs Milliarden für den Kampfjet entfällt fast ein Siebtel auf Gegengeschäfte, wie SRF berichtet hat. Das sind 700 bis 800 Millionen Franken. 

Die Schweiz stehe in einer sicherheitspolitsch anspruchsvollen Zeit, so Rüstungschef Urs Loher (58). Dies stehe derzeit vor betriebswirtschaftlichen Überlegungen. Die Armee müsse sich verteidigen können. und dafür brauche es in kritischen Bereichen eigene Fähigkeiten. Genau hier setze die aktuelle Rüstungsstrategie der Schweiz an. Es gehe darum, dass Schlüsselkompetenzen im Inland verankert werden, erklärte Loher.

Wirtschaftliche Perspektiven

Selbstverständlich könne man in Zukunft auch Optionen nutzen hinsichtlich eines europäischen Wartungszentrums für den F-35. Dieser Kampfjet verkaufe sich in Europa besser als erwartet und könnte sich aufgrund der weltpolitischen Lage noch besser verkaufen, betonte der Rüstungschef

Derzeit gebe es nur ein Zentrum mit der notwendigen Technologie für die Wartung des F-35. Falls die Schweiz die Rahmenbedingungen so gestalte, dass andere Länder ihre F-35 in der Schweiz warten lassen können, eröffne dies natürlich auch wirtschaftliche Perspektiven, so Loher.

11:47 Uhr

Medienkonferenz zu Ende

Die Fragerunde für Journalisten und Journalistinnen ist fertig. Damit ist auch die Medienkonferenz zu Ende. 

11:42 Uhr

Flugzeug aus dem letzten Slot

Rüstungschef Loher spricht zum Zeitrahmen des Projekts. Die vier Flugzeuge, die in der Schweiz endmontiert werden, sind aus dem Slot 22. Das ist der letzte Slot der ausgeliefert wird – das wird voraussichtlich Ende 2030 der Fall sein.

11:36 Uhr

Projektabbruch hätte Stellenabbau bedeutet

«Es wäre sicher zu einem Stellenabbau gekommen», sagt Jürg Rötheli. Er antwortet damit auf eine Frage, was ein Abbruch vom Projekt Rigi bedeutet hätte. Man hätte nicht alle Personen einfach so umschulen können. 

11:34 Uhr

So sieht das Panorama aus dem F-35-Cockpit aus

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11:27 Uhr

Nicht alle Stellen neu geschaffen

Die 100 Stellen die im Zusammenhang mit Rigi stehen seien nicht alle neu geschaffen, sagt Rötheli. Ein Teil dieser Arbeitsplätze werde in Emmen sein, ein Teil in Meiringen und ein Teil in Payerne. Rötheli gehe davon aus, dass ungefähr 40 bis 50 Arbeitsplätze neu geschaffen werden. 

11:25 Uhr

Jetzt startet die Fragerunde

«Wir sind der Ansicht, dass in der heutigen Lage die sicherheitspolitischen Aspekte die wirtschaftlichen übertreffen» sagt Rüstungschef Loher auf eine Journalistenfrage. In Europa gebe es kein Zentrum mit entsprechender Technologie – das Projekt helfe also nicht nur der Schweiz. Wenn künftig andere Länder ihre Flugzeuge in der Schweiz warten lassen, würde das auch andere wirtschaftliche Perspektiven eröffnen. 

Rötheli ergänzt: Ein Business-Case der auf mehrere Jahrzehnte ausgelegt sei, sei immer Annahmen basiert. Was am Schluss rauskomme sei eine strittige Frage aus betriebswirtschaftlicher Perspektive. 

11:18 Uhr

Verantwortlicher von Lockheed Martin spricht

Nun spricht Patrick Nyfeler, der den deutschsprachige Raum bei Lockheed Martin verantwortet. «Wir sind entschlossen unsere Beziehungen zur Schweiz zu vertiefen». Gemeinsam mit der Schweizer Industrie habe man bereits eine Reihe von Offset-Geschäften durchgeführt oder vereinbart. Man sei besonders stolz auf das Projekt Rigi und dass das VBS die Einschätzungen von Lockheed Martin teile. 

Im Rahmen des Projekts werde Ruag qualifizierte Arbeitskräfte ausbilden, die einerseits die Unabhängigkeit der Schweiz stärken und andererseits auch die Möglichkeiten in Europa erweitern würden. 

11:13 Uhr

Loher räumt ein: Projekt mit Risiken

«Natürlich ist ein solches Vorhaben nicht ohne Risiken», so Loher. Konkret: Das Projekt birgt betriebswirtschaftliche Risiken. Diejenigen Staaten, die den F-35-Jet mitentwickelt hätten, würden Käufernationen wie der Schweiz derzeit nicht erlauben, sich am Markt für Instandhaltungsarbeiten zu beteiligen. Zudem würden die Ruag und andere Schweizer Rüstungsunternehmen mit dem heutigen Kriegsmaterialgesetz über Standortnachteile verfügen. 

11:11 Uhr

«Wir müssen uns selbst helfen können»

«Die Schweiz steht in einer sicherheitspolitisch anspruchsvollen Zeit» sagt jetzt Rüstungschef Urs Loher. Die Armee müsse sich verteidigen können – dafür brauche es in kritischen Bereichen eigene Fähigkeiten. Genau hier setze die Rüstungsstrategie 2025 an. Schlüsselkompetenzen sollen in der Schweiz verankert werden. Rigi sei dafür ein zentrales Instrument. 

Loher wählt deutliche Worte: Vor dem Hintergrund der weltweit stark gestiegenen Nachfrage nach Rüstungsgüter geniesse die Schweiz keine Priorität mehr. «Wir müssen uns also selbst helfen können», sagt er. 

11:08 Uhr

«Meilenstein»

«Das Projekt Rigi ist ein Meilenstein für die Ruag und für die Schweiz», so Rötheli. Dieses Wissen ermögliche, die Einsatzbereitschaft der Luftwaffe langfristig in der Schweiz zu gewährleisten und die Sicherheit der Schweiz substanziell zu stärken.

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