Darum gehts
Im Sommer 2025 wurde bei Thomas Gottschalk (75) Krebs diagnostiziert. Der TV-Entertainer leidet an einem seltenen Tumor, dessen Risikofaktoren bisher wenig erforscht sind. Lorenz Bankel, Oberarzt an der Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie und Co-Leiter des Sarkomzentrums am Universitätsspital Zürich, beantwortet für Blick die wichtigsten Fragen. Er kann nur Aussagen zur Krebsart machen, nicht zur konkreten Situation von Gottschalk.
Das epitheloide Angiosarkom gehört zu einer seltenen Untergruppe der Sarkome. Das sind bösartige Tumore des Weichgewebes, also von Muskel-, Fett- oder Bindegewebe, oder der Knochen. Sarkome seien generell schon eine seltene Tumorart und nur für ein Prozent der Krebserkrankungen verantwortlich, sagt Bankel. «Angiosarkome sind eine besonders aggressive Untergruppe von Sarkomen. Es ist also eine Rarität unter Raritäten.» Für die Prognose des jeweiligen Patienten sei entscheidend, ob der Tumor lokal begrenzt ist oder bereits metastasiert hat. «Heilungschancen bestehen nur, wenn das Sarkom vollständig entfernt werden kann.» Selbst dann sei das Risiko für einen Rückfall hoch.
Grundsätzlich wird zwischen Angiosarkomen, die die Haut betreffen und solchen, die in einem Organ oder im Weichteilgewebe gelegen sind, unterschieden. Letztere seien seltener. Eine Lokalisation im Bereich des Harnleiters und der Blase sei ungewöhnlich, sagt Bankel. «Insbesondere die Lokalisation könnte ein Problem für das chirurgische Vorgehen darstellen.» Man gehe generell davon aus, dass Angiosarkome in den Gefässen im Körper entstehen. Sie könnten so prinzipiell überall im Körper entstehen.
Wenn sie oberflächlich zu sehen sind, könnten Angiosarkome der Haut oft früh festgestellt werden, sagt der Experte. «Entstehen sie an anderen Stellen im Körper, werden sie oft spät entdeckt, weil sie wenig Beschwerden verursachen. Häufig melden sich die Patienten mit einer Schwellung, die sie bemerkt haben.»
Wegen der Seltenheit der Erkrankung sei über Risikofaktoren nur wenig bekannt, sagt Bankel. «Bei Angiosarkomen der Haut scheint die UV-Exposition, wie auch beim Melanom, eine entscheidende Rolle zu spielen.» Ausserdem wisse man, dass Angiosarkome nach einer Bestrahlung entstehen können. «Das ist immer wieder bei Brustkrebspatientinnen zu beobachten, die vor Jahren eine Radiotherapie erhalten haben.»
«Für Angiosarkome der Haut ist ein guter UV-Schutz sicherlich die effektivste Präventivmassnahme», sagt Bankel. Für die anderen Formen gebe es – abgesehen von der Meidung einer Strahlenexposition – keine etablierte Prävention. «Wichtig ist vor allem, dass Menschen sich früh melden, wenn ihnen eine Schwellung auffällt.» Der Experte rät, dass man zur Diagnose und Behandlung in ein spezialisiertes Sarkomzentrum gehen sollte, da eine hohe pathologische und chirurgische Expertise in diesem Bereich entscheidend ist.