Darum gehts
- Südfranzösische Winzer stehen unter Druck, weil die Rebflächen unrentabler werden
- Eine Agrargenossenschaft entwickelte letzten Herbst ein Ketchup aus Trauben und Tomaten
- Weil die Nachfrage gross ist, wird die Produktion von Ketchup-Trauben jetzt verzehnfacht
Die Winzer in Südfrankreich stehen unter Druck, denn die Preise für Trauben sinken. Oft rentiert sich der Weinbau nicht mehr, Reben weichen anderen landwirtschaftlichen Kulturen. So stehen Pistazienbäume im Midi seit einigen Jahren hoch im Kurs, weil sie Trockenperioden besser überstehen.
Auch wenn sie nicht mehr viel Geld abwerfen: Die Rebberge haben einen hohen emotionalen Wert. Die Reblandschaften sind die Basis für den Weintourismus: Biketouren durch die Reben, Picknick mit Rosé und in der Nacht Sternegucken im Liegestuhl, mit einem Glas Syrah in der Hand.
Rentabilität von Rebflächen erhalten
Doch wie können die Rebflächen wieder rentabel werden? Der Agrargenossenschaft Cooperative Agricole Provence Languedoc (CAPL) sind diverse Tochtergesellschaften angegliedert, darunter zwei Weinkellereien sowie eine Produktion für regionale Spezialitäten wie Olivenpaste und Sugo. Weshalb also nicht aus Tomaten und Trauben etwas Neues schaffen?
Erfolg mit Ketchup
Im Jahr 2024 lancierte das Unternehmen ein Ketchup, das aus Traubenkonzentrat und Tomaten aus der Region hergestellt wird. 25 Tonnen Trauben wurden dafür verarbeitet.
Das Projekt ist kommerziell so erfolgreich, dass diesen Herbst die Ketchup-Trauben-Produktion verzehnfacht wird. Aus 250 Tonnen Trauben sollen dieses Jahr 30 Tonnen Konzentrat hergestellt werden.
Mehr Geld für Ketchup-Trauben
Auch die Wertschöpfung sei für die Winzer höher, erläutert CAPL-Direktor Fabrice Florentin gegenüber dem französischen Branchenportal Vitisphère. Für eine Tonne Trauben für die Ketchup-Produktion erhalten die Winzer 800 Euro. Für die gleiche Menge Trauben für Wein liegen die Preise je nach Lage der Rebberge zwischen 280 und 680 Euro.
Weil die Ketchup-Trauben nicht an die gesetzlichen Ertragsbeschränkungen für Wein gebunden sind, könnten die Winzer auch mehr ernten. Bereits werden weitere Pläne geschmiedet. Die Ketchup-Macher tüfteln an neuen Rezepturen, und die Nebenprodukte aus der Traubenkonzentration sind für die Kosmetikindustrie von Interesse.