Darum gehts
- Wein kommt in vielen Filmen vor
- Seine Rolle ist dabei ganz unterschiedlich
- Mal ist Wein Grundgerüst des Drehbuchs, mal setzt er Akzente
Der Spion mit der Lizenz zum Töten hat einen erlesenen Weingeschmack. Er weiss das. In «Liebesgrüsse aus Moskau» (1963) ordert er im Zugabteil Taittinger Comtes de Champagne, während Widersacher Spectre zum Fischgericht Chianti wählt und so bereits in Sachen Savoir-vivre als Bösewicht dasteht.
Bollinger-Champagner trinkt Bond erst seit «Leben und sterben lassen» (1973). 2006 kam in «Casino Royale» als Signature-Wein noch das erstklassierte Château Angélus aus Saint-Emilion (F) dazu.
Jeder Cineast liebt diese Szene: Miles, der kultivierte Weinkenner, tickt in einer noblen Winery im kalifornischen Santa Ynez Valley aus und setzt den Spuckkübel an. Wenig kultiviert ist der eingefleischte Pinot-noir-Trinker auch, wenn es um Merlot geht: «Wenn hier jemand Merlot bestellt, bin ich weg. Ich trinke keinen verdammten Merlot!», blafft er.
Der Film «Sideways» (2004) verhalf Pinot noir im Golden State zwischen 2005 und 2008 zu einem Umsatzplus von rund 16 Prozent. Merlot hingegen verlor um zwei Prozent. 20 Jahre nach der Erstausstrahlung des Filmes erklärte Regisseur Alexander Payne der «Los Angeles Time», dass es nie seine Absicht war, Merlot gegen Pinot noir auszuspielen: «Ich mag sie beide.»
Familie Corleone trinkt kräftige Rotweine. In Mario Puzos Roman wird nicht beschrieben, was genau getrunken wird. Aber Wein spielt eine wichtige Rolle. Sowohl bei heiklen Verhandlungen, die im Nachhinein tödlich enden, als auch bei Familienfeiern und Vieraugengesprächen.
Im zweiten Teil der Film-Trilogie lässt Michael Corleone zur Kommunion seines Sohnes Anthony Bardolino ausschenken, einen leichten, fruchtbetonten Rotwein vom Gardasee.
Die Liebeskomödie «Jules et Jim» (1962) von François Truffaut handelt von der Dreiecksbeziehung zweier Männer zu Catherine (grossartig gespielt von Jeanne Moreau). In einer Szene vergleicht Catherine deutsche Bierkultur mit dem französischen Kulturgut Wein und zählt fehlerfrei alle Grand-Cru-Lagen in Bordeaux und Burgund auf.
«La grande bouffe», «Das grosse Fressen», ist eine Groteske aus dem Jahr 1973. Vier Männer beschliessen, sich zu Tode zu essen. Schauplatz ist eine heruntergekommene Jugendstilvilla. Zu Austernwettessen und schlüpfrigen Cremetorten-Szenen fliesst Champagner.
Die Kritik am bourgeoisen Lebensstil ist nichts für zarte Gemüter, aber das gilt auch für Splatterfilme. Zudem erscheinen mit Marcello Mastroianni, Philippe Noiret, Ugo Tognazzi und Michel Piccoli die ganz grossen Stars der europäischen Filmkunst auf dem Bildschirm.