«Wir entwickeln eine persönliche Superintelligenz für alle»
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Neue Vision von Zuckerberg:«Wir entwickeln eine persönliche Superintelligenz für alle»

Mark Zuckerbergs grosse Pläne
Persönliche Superintelligenz? Sogar sein eigener KI-Chef sagt: «Bullshit!»

Meta-Chef Mark Zuckerberg will mehr als nur einen neuen Chatbot. Er träumt von einer KI, die jeden Menschen individuell begleitet und ihn in vielen Bereichen sogar übertrifft. Doch es gibt Zweifel, Kritik und etliche offene Fragen.
Publiziert: 31.07.2025 um 10:50 Uhr
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Aktualisiert: 31.07.2025 um 12:01 Uhr
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Meta-Boss Mark Zuckerberg hat grosse Pläne: Sein im Juni gegründetes KI-Labor will an «persönlicher Superintelligenz» arbeiten.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Meta plant persönliche Superintelligenz für alle zu entwickeln
  • KI soll Alltagsbegleiter steuern und Nutzer bei Entscheidungen unterstützen
  • Meta will dieses Jahr 69 Milliarden Dollar in KI investieren
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Tobias BolzernRedaktor Digital

Was ist passiert?

Meta-CEO Mark Zuckerberg will mit seiner Firma eine «persönliche Superintelligenz» für alle entwickeln: eine KI, die intelligenter sein soll als Menschen und individuell auf unsere Bedürfnisse und Wünsche eingeht. In einem Video erklärt Zuckerberg am 30. Juli 2025, diese KI-Systeme könnten sich in Zukunft eigenständig weiterentwickeln. Erste Anzeichen dafür gebe es bereits. Seine Aussage bleibt aber unbelegt.

Was plant Meta genau?

Im Gegensatz zu OpenAI (ChatGPT) oder Google (Gemini) setzt Zuckerberg nicht auf einen zentralen KI-Chatbot, der allgemeine Aufgaben übernimmt. Stattdessen sollen KI-Tools von Meta direkt beim Nutzer eingesetzt werden, etwa durch smarte Brillen oder andere tragbare Geräte. Zuckerberg sieht darin mehr persönliche Freiheit – und Kontrolle. Geplant ist unter anderem, dass die KI technische Alltagsbegleiter wie smarte Brillen steuert. Er glaubt, dass solche Brillen zum neuen Smartphone werden. Sie soll immer sehen, was die Nutzer sehen, und in Echtzeit Empfehlungen und Hinweise geben. Dadurch könnten Nutzer bei Entscheidungen unterstützt werden, sagt Zuckerberg: vom Lernen über Gesundheit bis hin zur Unterhaltung.

Wie will Meta das erreichen?

Im Juni 2025 wurde dafür das Meta Superintelligence Lab (MSL) gegründet. Und die Firma wirft seither mit Milliarden um sich. Mark Zuckerberg soll einigen KI-Geeks von anderen Firmen mehrere Hundert Millionen versprochen haben, wenn sie in sein KI-Labor wechseln. In einem Fall soll Zuckerberg gar ein Paket über mehrere Jahre von einer Milliarde Dollar angeboten haben. Zudem lässt Zuckerberg gigantische KI-Server und Datencenter bauen, um das Vorhaben zu fördern. Insgesamt will er dieses Jahr 69 Milliarden Dollar in KI investieren. Meta ist dabei nicht allein: Google, OpenAI, Amazon, xAI und andere Tech-Firmen überbieten sich gegenseitig, um zuerst am Ziel der «Superintelligenz» zu sein. Der Hype um KI hat die letzten Jahre massiv Fahrt aufgenommen.

Wie realistisch ist «Superintelligenz»?

Superintelligenz ist in Fachkreisen hochumstritten, nicht nur wegen Risiken, sondern auch, weil viele Forschende bezweifeln, dass ein derart mächtiges KI-System überhaupt technisch machbar ist. Selbst führende Köpfe der Branche halten die Vision für überzogen oder gar illusionär. Auch Zuckerberg definiert den Begriff nur vage. Expertinnen und Experten kritisieren, dass bisher unklar ist, wann und wie diese KI tatsächlich entwickelt werden soll.

Gibt es Kritik?

Ja, reichlich – und sogar aus den eigenen Reihen. Noch im Januar 2025 sagte Yann LeCun, Chef KI-Forscher bei Meta auf die Frage, ob KI in den nächsten zwei Jahren das Niveau eines Menschen erreichen könnte: «Auf keinen Fall, nie und nimmer. Das ist absoluter Bullshit!». Er betonte, dass bestehende Large Language Models (LLMs) für Superintelligenz fundamental unzureichend seien und es dafür «vollkommen neue Architekturen» brauche. Gegenüber independet.co.uk sagte ein ehemaliger Mitarbeiter Metas kürzlich: «Ich persönlich bin davon überzeugt, dass die Welt, die Zuckerberg hier skizziert, nicht existieren wird.» 

Gibt es ethische Bedenken?

Ja. Der Schritt zur Selbstverbesserung könne existenzielle Risiken bergen, da diese Systeme schwer zu kontrollieren wären, sagt beispielsweise der MIT-Forscher Max Tegmark. «Das Wettrennen um die Superintelligenz ist kein Wettrüsten, sondern ein kollektiver Selbstmordversuch», sagte er am Websummit 2024. Denn: Wer stellt sicher, dass die Super-KI tatsächlich im Interesse der Nutzer handelt und nicht etwa eigenmächtig Entscheidungen trifft? Auch zahlreiche Fragen nach Datenschutz, Privatsphäre und Missbrauchsrisiken stehen im Raum. Denn um solche KI-Systeme zu trainieren, sind gigantische Datenberge notwendig. «Wir sind das Vieh, das jetzt für die KI gemolken wird», schreibt netzpolitik.org im Mai 2025. 

Und sonstige Hürden?

In Europa droht Gegenwind: Ab dem 2. August gilt der AI-Act der EU, mit strengen Vorgaben zu Transparenz und Sicherheit. Meta will den begleitenden Kodex jedoch nicht unterzeichnen, schreibt euronews.de. Die Regeln seien innovationsfeindlich und rechtlich zu vage, sagt der Konzern. Doch auch ohne Unterschrift muss Meta die neuen Vorschriften einhalten.

Wie realistisch ist «Zucks» Vision?

Zuckerbergs Pläne klingen spektakulär. Seine KI soll der «Menschheit helfen». Wie genau er das machen will, bleibt vage bis unklar. So ist die Ankündigung denn auch eher als eine Vision als eine konkrete Roadmap zu lesen. Noch gibt es viele offenen Fragen zu Machbarkeit, Datenschutz und gesellschaftlichen Auswirkungen: Und eine weitere zentrale Frage bleibt offen: Wollen Nutzerinnen und Nutzer das überhaupt?

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