Darum gehts
- Meta will öffentliche Inhalte von Facebook und Insta fürs KI-Training nutzen
- Nutzer können widersprechen, aber bereits genutzte Daten bleiben im System
- Widerspruch ist jetzt noch möglich, nach Ablauf der Frist landen Daten in der KI
Was ist passiert?
Meta nutzt ab dem 27. Mai alle öffentlichen Inhalte von Facebook und Instagram zum Training seiner KI-Modelle. Betroffen sind Beiträge, Kommentare, Likes, Fotos und Interaktionen mit den KI-Werkzeugen des Konzerns. Erstmals angekündigt hat Meta das KI-Training im Frühling 2024. Nach harscher Kritik stoppte Meta das Vorhaben. Nun nimmt der Konzern einen neuen Anlauf. Auch die Schweiz gehört zu den Ländern, in denen Meta die Beiträge abgrasen will.
Welche Daten werden genutzt?
Alle öffentlichen Inhalte erwachsener Nutzer auf Facebook und Instagram sowie Interaktionen mit der Meta AI, zum Beispiel bei Whatsapp. Dazu zählen Beiträge, Bilder, Kommentare, Rezensionen und direkte Nachrichten an die Meta AI. Private Nachrichten zwischen Nutzern und Inhalte Minderjähriger bleiben verschont – es sei denn, sie werden aktiv mit Meta AI geteilt.
Was will Meta erreichen?
Der Konzern will mit Konkurrenten wie OpenAI (ChatGPT) und Google (Gemini) mithalten. Dafür braucht er riesige Datenmengen, vor allem solche mit regionalen Besonderheiten. Bessere KI-Tools sollen neue Geschäftsmodelle ermöglichen und Meta-Plattformen attraktiver machen.
Wieso darf Meta meine Daten absaugen?
Meta beruft sich auf das «berechtigte Interesse» gemäss Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Das bedeutet: Meta behauptet, das Interesse an besseren KI-Modellen sei wichtiger als der Datenschutz der Nutzer. So will der Konzern öffentliche Inhalte ohne ausdrückliche Zustimmung (Opt-in) nutzen. Alle Inhalte werden automatisch einbezogen, sofern Nutzer nicht widersprechen (Opt-out). Datenschutzbehörden in Europa zweifeln an der Rechtmässigkeit dieses Vorgehens.
Wo kann ich widersprechen?
Nutzerinnen und Nutzer können über Online-Formulare auf Facebook und Instagram widersprechen. Die E-Mail-Adresse des Kontos genügt, eine Begründung braucht es nicht. Die Formulare verstecken sich im eingeloggten Bereich der Dienste. Für Whatsapp gibt es kein Formular – hier hilft, die Meta-AI-Funktionen (blauer Kreis in der App) zu meiden.
Was passiert ohne Widerspruch?
Ohne Widerspruch bis zum 26. Mai 2025 fliessen alle bisher veröffentlichten öffentlichen Inhalte ab dem 27. Mai ins KI-Training ein. Die Daten werden dabei abstrahiert. Ein späterer Widerspruch schützt nur künftige Inhalte. Bereits genutzte Daten lassen sich nicht mehr entfernen.
Heisst das, meine Daten landen im KI-Modell?
Ja, genutzte Inhalte bleiben auch nach einem Widerspruch indirekt im KI-System. KI-Modelle lernen Muster aus Trainingsdaten. Nach heutigem Stand der Technik können einzelne Nutzerbeiträge aus trainierten Modellen nicht mehr entfernt werden.
Was tun und raten Datenschützer?
Für Sébastien Fanti, Anwalt für Datenschutz, ist die Angelegenheit ein «Skandal», wie er zu Blick sagt. Wer seine Privatsphäre schützen will, sollte widersprechen. Denn unklar ist, wie und wo Meta die nun gesammelten Daten genau einsetzt. Datenschützer erinnern: Der Schutz der Privatsphäre steht bei Meta selten an erster Stelle. Die NGO NOYB, das europäische Zentrum für digitale Rechte, hat Meta bis 21. Mai eine Frist für die Stellungnahme gesetzt. Diese ist abgelaufen. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich Meta geäussert hat. Eine Anfrage bei Meta von der Nachrichtenagentur Reuters blieb unbeantwortet. NOYB prüft, Klage gegen Meta einzureichen. Es drohen Strafen in Milliardenhöhe.