Darum gehts
- Bundesamt für Cybersicherheit warnt vor Anstieg betrügerischer Online-Anlagewerbung
- Kriminelle nutzen Deepfake-Videos und gefälschte Nachrichtenseiten für Betrugsmaschen
- 3485 Fälle von Werbung für Online-Anlagebetrug im ersten Halbjahr 2025 registriert
«Mit nur 250 Franken zur finanziellen Freiheit!» Das Video wirkt professionell, das Versprechen verlockend. Prominente schwärmen dabei von revolutionären Krypto-Plattformen, die angeblich traumhafte Renditen abwerfen. Es ist eine Falle: Dahinter stecken kriminelle Netzwerke. Die Videos sind Fakes. Die Promis haben nie ein Wort davon gesagt.
Nun schlägt das Bundesamt für Cybersicherheit (Bacs) Alarm: Die Meldungen zu genau solch betrügerischer Werbung für Online-Anlagebetrug sind im ersten Halbjahr 2025 regelrecht explodiert. 3485 Fälle registrierte der Bund. Im gleichen Zeitraum vergangenen Jahres waren es erst 729. Fast eine Verfünffachung.
So gehen die Cyberkriminellen vor
Die Gangster nutzen gezielt prominente Persönlichkeiten für ihre Masche, etwa die Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61) oder TV-Stars, darunter Sandra Studer (56). Mit täuschend echten Deepfake-Videos locken sie Opfer zu dubiosen Investments. Dazu fälschen sie komplette News-Websites, inklusive Blick-Logo, SRF-Design oder 20-Minuten-Layout. «Nutzerinnen und Nutzer neigen dazu, Videos mit bekannten Gesichtern mehr zu vertrauen als reinen Textanzeigen», erklärt das Bacs.
Die Folgen sind dramatisch. Robert N. (70) aus Luzern überwies den Tätern 32'000 Franken. Der Ostschweizer Thomas W. (42) fiel auf einen gefälschten Blick-Artikel rein und verlor 25'000 Franken. Das Rentner-Ehepaar Isabelle und Hervé Rochat aus dem Kanton Waadt büsste wegen eines Elon-Musk-Deepfakes 165'000 Franken ein.
Milliardengeschäft, auch für Meta
Der erste Kontakt läuft fast immer über die Werbenetzwerke von Google oder Meta. Die Anzeigen erscheinen in Suchmaschinen und auf sozialen Medien. Während Opfer ihr Erspartes verlieren, verdienen andere Milliarden: Eine Reuters-Recherche zeigte vor kurzem das ganze Ausmass. Meta, Mark Zuckerbergs Konzern hinter Facebook, Instagram und Whatsapp, kassiert mit den Betrugsanzeigen riesige Summen. Laut internen Dokumenten rechnete Meta im vergangenen Jahr damit, bis 10 Prozent seines Jahresumsatzes mit betrügerischen Anzeigen zu machen: 16 Milliarden Dollar!
Meta weist die Vorwürfe zurück. Sprecher Andy Stone sagte zu Reuters, die internen Dokumente zeigten nur eine «selektive Sicht». Die 10-Prozent-Schätzung sei «grob und überinklusive», weil darin «viele» legale Anzeigen mitgezählt worden seien. Eine neue, tiefere Zahl nennt Meta aber nicht.
Das tut Blick gegen die Betrüger
Der Ringier-Verlag, zu dem auch Blick gehört, hat im Juni Anzeige gegen unbekannt eingereicht. «Mit dieser Strafanzeige wollen wir nicht nur gegen die direkten Täter vorgehen», sagte Ringier-Anwalt Serafin Oberholzer damals. «Wir senden auch eine klare Botschaft an Unternehmen wie Meta, mehr Verantwortung zu übernehmen.» Eine Anleitung, wie Sie solch betrügerische Angebote besser erkennen, haben wir für Sie hier zusammengetragen.
Bacs: Hälfte der Fälle betrifft Betrug
Insgesamt gingen beim Bacs im ersten Halbjahr 2025 rund 35'700 Meldungen zu Cybervorfällen ein. 58 Prozent davon betrafen Betrugsversuche. Der Bacs-Bericht zeigt noch andere besorgniserregende Entwicklungen: CEO-Betrug hat sich mit 605 gemeldeten Fällen im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Besonders betroffen: Gemeinden, Schulen und Kirchen. Auch Ransomware-Angriffe stiegen von 44 auf 57 Vorfälle. Die aktivsten Gruppen sind «Akira» und «LockBit». Neu etabliert hat sich der Rückforderungsbetrug: Nach einem Investmentbetrug melden sich vermeintliche Helfer, die angeblich das verlorene Geld zurückholen können, gegen Vorauszahlung weiterer Beträge. 145 solcher Fälle zählte das Bacs.