Wegweisende britische Studie
KI-Stethoskop erkennt Herzprobleme in 15 Sekunden

Beim Hausarztbesuch eine allbekannte Prozedur: Der Arzt legt das Stethoskop auf die Brust und hört den Herzschlag ab. Einer britischen Studie zufolge könnte in Zukunft auch eine KI mithören. Denn neuartige KI-Stethoskope diagnostizieren Herzprobleme innert Sekunden.
Publiziert: 16:44 Uhr
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Aktualisiert: 16:46 Uhr
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Eine britische Studie zeigt: Neuartige KI-Stethoskope könnten die Früherkennung von Herzerkrankungen verbessern.
Foto: IMAGO/Zoonar

Darum gehts

  • KI-gestütztes Stethoskop revolutioniert die Diagnose von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Primärversorgung
  • Neue Methode ermöglicht frühzeitige Erkennung und verbessert die Überlebensraten bei Herzproblemen
  • Herzinsuffizienz wurde 2,33-mal häufiger, Vorhofflimmern 3,5-mal häufiger diagnostiziert
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sandra MarschnerRedaktorin News-Desk

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigsten Todesursachen in der Schweiz – pro Jahr sterben in der hierzulande mehr als 20'000 Menschen daran, wie das Universitätsspital Zürich schreibt. Umso wichtiger ist es daher, die Krankheit so früh wie möglich zu erkennen. 

Neue Hoffnung könnte hierfür ein KI-gestütztes Stethoskop liefern. Denn eine britische Studie des Imperial College London und des Imperial College Healthcare NHS Trust zeigt: Die neue Diagnose könnte die Primärversorgung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen revolutionieren.

In nur 15 Sekunden sind die Ergebnisse da

Die neuartigen Stethoskope sollen Ärzte durch künstliche Intelligenz unterstützen, Herzprobleme wie Herzinsuffizienz, Herzklappenerkrankungen und Herzrhythmusstörungen deutlich besser zu erkennen als auf dem herkömmlichen Weg.

Die smarten Stethoskope hören beim Herzschlag mit und übertragen die Geräusche und die EKG-Daten an eine Software, welche diese auf Herzprobleme untersucht. Trainiert wurde die KI dabei mit Daten von Zehntausenden Patienten und Patientinnen. Die präzise Analyse benötigt dafür gerade einmal 15 Sekunden. Im Anschluss werden die untersuchten Daten an das Smartphone des Arztes geschickt. 

Danke KI ist frühere Diagnose bei verschiedenen Herzerkrankungen möglich

Teil der Studie waren über 200 Hausarztpraxen im städtischen Nordwesten Londons und in ländlichen Teilen von Nordwales. Nach zufälliger Auswahl erhielten dabei 96 Praxen die KI-Stethoskope, 109 führten ihre Diagnosen als Kontrollgruppe mit herkömmlichen Stethoskopen durch. Der Vergleich zeigte: Bei Patienten mit Herzinsuffizienz war die Wahrscheinlichkeit, dass diese innerhalb der nächsten zwölf Monate diagnostiziert wurde, 2,33-fach höher als in der Kontrollgruppe. 

Das Herzproblem Vorhofflimmern wurde sogar 3,5-mal häufiger erkannt. Und auch Herzklappenerkrankungen konnten 1,9-mal häufiger diagnostiziert werden. Die Autoren resümieren in ihrer Studie: «Bei all diesen Herzerkrankungen verringert eine frühzeitige Erkennung das Risiko eines Fortschreitens der Erkrankung und verbessert die Überlebensrate durch die Einleitung kostengünstiger, leitliniengerechter Therapien.» 

Diagnose von drei Herzerkrankungen in einer Sitzung

In einer einzigen Sitzung könnten dank der neuen Diagnosemethode sogar bis zu drei Herzerkrankungen identifiziert werden, schreiben die Studienautoren. Doch unfehlbar sind die KI-Stethoskope offenbar auch nicht: Bei gesunden Menschen könne es mit den neuartigen Geräten zu Fehldiagnosen kommen. Sie seien deshalb für Patienten geeignet, bei denen bereits ein Verdacht auf eine Herzerkrankung bestehe.

Nun gelte es, die klinische Wirksamkeit und die Kosteneffizienz der neuartigen KI-Diagnose zu untersuchen. Doch die Studienautoren betonen bereits, dass die Methode «potenziell bahnbrechend» sein könnte. 

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