Darum gehts
- Donald Trump Jr. kritisiert Ukraine und deutet möglichen US-Rückzug an
- Trump Jr. bezeichnet Korruption als zentrales Hindernis für ukrainische Stabilität
- 47-jähriger Trump-Sohn äussert sich bei internationalem Forum in Doha, Katar
Donald Trumps ältester Sohn, Donald Trump Jr. (47), hat bei einem internationalen Forum in Doha, Katar deutliche Kritik an der Ukraine geäussert, wie aus einem «Politico»-Bericht hervorgeht. Zudem deutete er einen möglichen Rückzug seines Vaters aus den Ukraine-Verhandlungen an. Trump Jr. bezeichnete Korruption als ein zentrales Hindernis für die politische Stabilität der Ukraine und warf Kiew vor, interne Probleme nicht ausreichend anzugehen.
Innenpolitisch steht die ukrainische Führung unter grossem Druck. Hintergrund sind Ermittlungen gegen mehrere enge Berater wegen des Verdachts auf Korruption – darunter Andrij Jermak, der kürzlich zurücktrat und zuvor eine wichtige Rolle in den Verhandlungen der Ukraine gespielt hatte. Gegen Selenski selbst laufen keine Ermittlungen und auch die Rolle seiner ehemaligen Minister ist noch weitgehend unklar.
Trump-Sohn: «Selenski wurde zu einer Art Gottheit»
Dennoch schiesst der Trump-Sohn heftig gegen Selenski: «Aufgrund des Krieges und weil er einer der grössten Vermarkter aller Zeiten ist, wurde Selenski zu einer Art Gottheit, insbesondere für die Linke, wo er nichts falsch machen konnte und über jeden Vorwurf erhaben war», zitiert «Politico» Trump Jr.
Auf die Frage, ob sein Vater das US-Engagement in der Ukraine reduzieren oder sich ganz zurückziehen könnte, antwortete Trump Jr., dass dies durchaus möglich sei. «Ich denke, das könnte er. Das Gute an meinem Vater und das Einzigartige an ihm ist, dass man nie weiss, was er als Nächstes tun wird.» Dies sei für die USA ein politischer Vorteil. «Die Tatsache, dass er nicht vorhersehbar ist, zwingt alle dazu, sich tatsächlich intellektuell ehrlich auseinanderzusetzen.»
Die Beziehung zwischen Trump und Selenski war immer wieder angespannt. Anfang Jahr entbrannte im Oval Office ein Streit zwischen dem ukrainischen Präsidenten und Trump, der weltweit für Schlagzeilen sorgte. Mittlerweile haben sich die Beziehungen wieder verbessert. Ein ursprünglich 28 Punkte umfassender Friedensplan für Kiew wurde nachverhandelt. Die neue Version soll die ukrainischen Interessen stärker berücksichtigen.
Kellogg hat Hoffnungen
Diese Aussagen kommen just zu einem Zeitpunkt, an dem US-Ukraine-Beauftragter Keith Kellogg (81) Hoffnungen für einen Durchbruch im Ukraine-Krieg weckte. Der scheidende Gesandte hatte zuletzt erklärt, man befinde sich «auf den letzten zehn Metern» in den Verhandlungen – eine Einschätzung, die von vielen Beobachtern als zu optimistisch bewertet wird.
Ganz so optimistisch tönten die Aussagen des 47-jährigen Trump-Sprösslings nicht. Dennoch betonte der Unternehmer: «Wir wollen Frieden. Wir wollen das Sterben beenden.»