Einigung «wirklich sehr nah»
US-Ukraine-Chef sieht Friedensgespräche kurz vor Durchbruch

Die Friedensverhandlungen für die Ukraine stehen laut Keith Kellogg kurz vor dem Abschluss. Der scheidende US-Beauftragte behauptet, eine Einigung sei «wirklich sehr nah». Experten zweifeln jedoch an der Glaubwürdigkeit dieser optimistischen Einschätzung.
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Die Friedensverhandlungen für die Ukraine stehen laut Keith Kellogg kurz vor dem Abschluss.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Friedensplan für Ukraine: Verhandlungen laut US-Beauftragtem auf letzten Metern
  • Donbass und Kernkraftwerk Saporischschja blockieren Abschluss der Gespräche
  • 28-Punkte-Plan sieht Aufsicht der IAEA über Kraftwerk vor
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Daniel MacherRedaktor News

Seit Wochen wird in den USA und der Ukraine intensiv über einen möglichen Friedensplan verhandelt. Jetzt sorgt eine Aussage aus Washington für Aufsehen: Keith Kellogg (81), der scheidende Ukraine-Beauftragte von US-Präsident Donald Trump (79), behauptet, die Gespräche befänden sich «auf den letzten zehn Metern». Eine optimistische Einschätzung – vielleicht zu optimistisch.

Kellogg sagte laut «Focus», eine Einigung sei «wirklich sehr nah». Zwei Punkte blockieren seiner Ansicht nach den Abschluss: die Zukunft des Donbass und die Kontrolle über das umkämpfte Kernkraftwerk Saporischschja. Trumps 28-Punkte-Plan sieht vor, das Kraftwerk unter Aufsicht der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA zu stellen und die Stromproduktion zwischen der Ukraine und russisch kontrollierten Gebieten zu teilen. Beim Donbass hingegen stehen sich die Positionen klar unversöhnlich gegenüber: Russland fordert mehr Gebiet, die Ukraine lehnt jede Abtretung ab.

Wie glaubwürdig ist Kelloggs Optimismus?

Brisant ist, dass Kellogg nicht mehr zum engeren Verhandlungskreis gehört. Heute führen der Unternehmer Steve Witkoff (68) und Trumps Schwiegersohn Jared Kushner (44) die US-Gespräche. Entsprechend unklar ist, wie präzise Kellogg über den aktuellen Stand informiert ist – zumal er schon vor Wochen ein angeblich «fast abgeschlossenes» Gesprächsstadium verkündet hatte.

Zudem bestehen weit mehr Streitpunkte als Donbass und Atomkraftwerk. Russland verlangt Sicherheitsgarantien, einen Verzicht der Ukraine auf einen Nato-Beitritt sowie militärische Beschränkungen. Auch die Frage, ob eingefrorene russische Gelder für den Wiederaufbau genutzt werden dürfen, ist weiterhin ungelöst.

Selenski in direktem Kontakt

Ukraines Präsident Wolodimir Selenski (48) beteiligte sich am Wochenende telefonisch an den US-Gesprächen. Laut den US-Medien Axio» und ABC News ging es um territoriale Regelungen und amerikanische Sicherheitsgarantien. Gerade hier soll es deutliche Fortschritte geben, wobei noch nicht sicher ist, ob beide Seiten denselben Entwurfsstand verstehen.

Selenski sprach auf X von einer «konzentrierten und konstruktiven» Sitzung, die ein Ende des Blutvergiessens sichern und das Risiko einer neuen russischen Offensive beseitigen solle.

Europa schaltet sich ein

Parallel dazu treffen sich am Montag mehrere europäische Spitzenpolitiker in London, darunter Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (47) und Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz (70). Auch für die Schweiz, die sich international vor allem humanitär engagiert, bleibt entscheidend, ob die Signale aus den USA tatsächlich einen Durchbruch andeuten – oder ob Kelloggs Worte mehr Wunsch als Realität sind.

So oder so: Vom echten Frieden trennt die Ukraine noch mehr als nur «die letzten zehn Meter».

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