Russland setzt auf Hyperschallrakete «Kinschal»
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Zerstörerische Kraft:Aufnahmen zeigen Hyperschallrakete «Kinschal» im Einsatz

Trickst sogar Patriots aus
So funktioniert Putins «Gamechanger»-Rakete

Hat Russland nun einen neuen Trumpf im Ukraine-Krieg? Einer Analyse zufolge hat der Kreml seine lange bewährten ballistischen Raketen modifiziert. Und trickst damit sogar das hochmoderne Patriot-Abwehrsystem aus.
Publiziert: 13:51 Uhr
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Aktualisiert: vor 30 Minuten
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Hat Putin eine neue Wunderwaffe?
Foto: AP

Darum gehts

  • Russland modifiziert Raketen, um Patriot-System auszutricksen
  • Optimierte Raketen führen unberechenbare Manöver kurz vor Einschlag durch
  • Ukrainische Luftabwehr-Abfangrate sank von 37 Prozent im August auf 7 Prozent im September
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Sandra MarschnerRedaktorin News-Desk

Im Ukraine-Krieg wird eine Frage immer entscheidender: Wer kann den andern, mit noch ausgeklügelteren Waffen, technisch und taktisch übertrumpfen? Der moderne Krieg ist auch ein Krieg der Hightech.

Vor allem Drohnen beherrschen das aktuelle Kriegsgeschehen – sie werden immer präziser und smarter, indem sie etwa auf KI-Technologie setzen. Doch im strategischen Kräftemessen kann auch die herkömmliche ballistische Rakete zur Wunderwaffe werden. 

Das beweist nun der Kreml. Schon seit einigen Jahren setzt Russland auf Iskander-Raketen und die Hyperschallrakete Kinschal. Doch jetzt soll es Russland nach Informationen der «Financial Times» gelungen sein, diese Raketen zu modifizieren – und damit selbst das moderne Patriot-System auszutricksen. 

Was wurde verändert?

Die Veränderung der ballistischen Raketen ist vergleichsweise simpel, doch sehr effektiv. Waffenexperte Fabian Hoffmann geht im Gespräch mit der «Financial Times» davon aus, dass hinter der Verbesserung der Iskander-Raketen und der Kinschal-Hyperschallrakete eine Software-Anpassung steckt.

Statt auf teure Veränderungen der physischen Technik zu setzen, könne einfach das Zielsystem angepasst werden. So wird es deutlich schwieriger, die optimierten Raketen abzufangen.

Was können die optimierten Raketen?

Die Iskander-Raketen setzen bereits mit Geschwindigkeiten von bis zu 2600 Kilometern pro Stunde darauf, die Vorwarnzeit zwischen Erkennen und Einschlag auf wenige Minuten zu beschränken. Sie haben dabei eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern.

Noch schneller sind die Kinschal-Raketen, die mit mehr als 6000 Kilometern pro Stunde fliegen sollen. Nach russischen Angaben trifft die Kinschal Ziele in bis zu 2000 Kilometern Entfernung. Als Lenkwaffe kann sie im Flug ihre Richtung verändern. 

Doch mit der verbesserten Software werden sie nun unberechenbar. Denn am Ende ihrer typischen Flugbahn, kurz vor dem Einschlag, hätten sie überraschend abgedreht und seien in einen steilen Endanflug übergegangen, heisst es im Bericht der «Financial Times». Doch auch andere Manöver seien beobachtet worden. 

Wie reagiert das Patriot-System?

Die unberechenbare Flugbahn wird für Flugabwehrsysteme zum grossen Problem. Die «Financial Times» spricht davon, dass selbst das hochmoderne US-System Patriot dadurch «verwirrt» werde. Das Patriot-System ist das wirksamste System, das die Ukraine bisher erhalten hat – es gilt als eines der besten Flugabwehrraketensysteme. 

Doch die Patriot-Abfangraketen haben Mühe, die Flugbahn der optimierten russischen Raketen einschätzen und diese abzufangen. Ein ehemaliger ukrainischer Beamter spricht gegenüber der «Financial Times» von einem «Gamechanger» für den Kreml.

Was bedeutet das für die ukrainische Verteidigung?

Dieser «Gamechanger» zeigt sich bereits auf dem Schlachtfeld. Die Abfangquote der ukrainischen Luftabwehr sei drastisch gesunken, betont die Zeitung: Konnte die Ukraine im August noch 37 Prozent der ballistischen Raketen aus Russland abschiessen, so waren es im September nur noch 7 Prozent. 

Dabei setzte der Kreml bei den verstärkten Luftattacken sogar weniger auf ballistische Raketen. Das unterstreicht die Effizienz der optimierten Waffen. Mindestens vier Drohnenfabriken im Grossraum Kiew seien in diesem Sommer durch Raketen schwer beschädigt worden, betont die «Financial Times».

Hinzu komme, dass die Ukraine zunehmend vom Patriot-System abhängig werde. Denn andere Verteidigungssysteme wie das europäische Iris-T seien beschädigt oder verlegt worden. Und auch der bereits dünne Bestand der aus dem Ausland gelieferten Patriot-Systeme nehme durch Zerstörung stetig ab. 

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