Darum gehts
- Russische Drohnen greifen Ukraine an, Schweizer Technik unfreiwillig beteiligt
- Schweizer Komponenten in russischen Waffen trotz geltender Sanktionen gefunden
- Sieben Schweizer Produkte in der 3 Meter langen Geran-3 Drohne entdeckt
Immer wieder greifen russische Drohnen die Ukraine an. Nicht nur auf dem Schlachtfeld kommen sie zum Einsatz, sondern auch, um die zivile Bevölkerung zu töten. Und die Schweiz hilft dabei mit – zumindest unfreiwillig. Denn: In einer besonders üblen Killer-Drohne steckt Schweizer Technik. Konkret geht es um die «Geran-3». 3 Meter lang, 200 Kilogramm schwer und bis zu 600 km/h schnell.
Der ukrainische Geheimdienst GUR hat eine der abgefangenen Geran-3 genau untersucht und darin sieben Schweizer Produkte gefunden – trotz geltender Sanktionen.
Schweizer Technik in militärischen Geräten, die im Ausland zum Einsatz kommen, ist keine Seltenheit. Eine Übersicht.
Drohne Orlan-10
Die Drohne heisst Orlan-10 (Adler). Russland setzt sie – bestückt mit Granaten – im Krieg gegen die Ukraine ein. Blick-Recherchen zeigten schon im Jahr 2022, also im Jahr, als Kreml-Chef Wladimir Putin (72) den Ukraine-Krieg begann: Das Herzstück des Fluggeräts ist ein Bauteil aus der Schweiz. Konkret geht es um einen Chip, der aus Thalwil ZH stammt.
Die Orlan-10 besteht weitgehend aus sogenannten Off-the-Shelf-Komponenten, gewissermassen von der Stange: Die meisten Einzelteile stammen aus westlichen Ländern. Die Bauteile sind frei im Handel zu erwerben – auch in der Schweiz –, dann aber werden sie zum Kriegsgerät zusammengefügt. Wie in diesem Fall von Russland.
Hightech-Raketen vom Typ Kh-101
Wieder ein Chip, wieder eine Schweizer Firma und wieder eine russische Waffe. Doch dieses Mal keine Drohne, sondern Hightech-Raketen vom Typ Kh-101. Sie fliegen mit dem Chip einer Genfer Firma.
Sieben Meter lang sind die Geschosse, die von einem Flugzeug abgefeuert werden. Sie tragen eine halbe Tonne Sprengstoff. Ihre Reichweite: bis zu 2800 Kilometer. Weil die Kh-101 besonders tief fliegen, haben Radarsysteme Mühe, sie zu entdecken. Das macht sie für die Russen zu einer der wichtigsten Waffen im Krieg gegen das Nachbarland.
Ein Forscherteam der britischen Denkfabrik Royal United Services Institute (Rusi) hat Überreste der Raketen in der Ukraine untersucht – und fand Mikroprozessoren von STMicroelectronics. Der Grosskonzern mit Produktionsstätten in Italien, Frankreich und Singapur hat seinen Hauptsitz in Plan-les-Ouates im Kanton Genf.
Kamikazedrohnen
Der moderne Krieg ist auch ein Krieg der Drohnen. Um da mithalten zu können, unterstützt die US-Schweizer Firma Auterion die Ukraine. Das Softwareunternehmen wurde 2017 als ETH-Spin-off gegründet, im Frühling verlegte es seinen Hauptsitz von Zürich nach Arlington im Bundesstaat Virginia, in unmittelbarer Nachbarschaft des Pentagon.
Auterion will zehntausende Mini-Computer für Kamikazedrohnen an Kiew liefern. Die Systeme mit dem Namen Skynode S sind etwas kleiner als eine Faust und revolutionieren den militärischen Drohnenmarkt. Gesteuert von künstlicher Intelligenz, verwandeln sie gewöhnliche Fluggeräte in Präzisionswaffen. Der Soldat wählt das Ziel, die Drohne zerstört es. Auch dann, wenn russische Truppen die Steuersignale stören.