Darum gehts
- Musikstudentin Diana Loginova wegen Strassenmusik in Sankt Petersburg verhaftet
- Lied «Swan Lake Cooperative» gilt als kremlkritisch und wurde verboten
- 18-Jährige zu 13 Tagen Gefängnis verurteilt für ungeplante Versammlung
Sie stehen am Montag zusammen auf einer Hauptstrasse in Sankt Petersburg und feiern. Junge Menschen tanzen, springen und singen. Am Keyboard steht Diana Loginova (18) und spielt Musik.
Eigentlich eine schöne Szene. Doch genau das macht Wladimir Putin (73) wütend. Die Strassenmusikerin wurde kurzerhand verhaftet und am Donnerstag verurteilt. 13 Tage Gefängnis. Denn hinter der vermeintlich harmlosen Party junger Leute steckt ein Protest gegen Putin und dessen Regime, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.
Diana Loginova wurde offiziell dafür verurteilt, eine ungeplante Versammlung organisiert zu haben. Infolgedessen soll der öffentliche Zugang zur U-Bahn blockiert gewesen sein. Und nicht nur das: Die Stadtpolizei will, dass die 18-Jährige ausserdem vor Gericht gestellt wird, weil sie das russische Militär «diskreditiert» habe.
«Der alte Mann soll vor Angst um seinen See zittern»
Das eigentliche Problem ist das Lied, das die Musikstudentin gesungen hat. Es handelt sich dabei um den Song «Swan Lake Cooperative» von Noize MC. Der russische Rapper zeigt sich offen kremlkritisch und hat das Land inzwischen verlassen. In dem Lied kommt Putin nicht vor.
Aber es gibt Anspielungen. Unter anderem heisst es darin: «Ich möchte das Ballett sehen, die Schwäne tanzen lassen. Der alte Mann soll vor Angst um seinen See zittern.» Es wird aber auch expliziter: «Wenn der Zar stirbt, tanzen wir wieder. Der alte Mann klammert sich noch immer an seinen Thron, hat Angst loszulassen. Der alte Mann im Bunker denkt immer noch, es sei 1985.»
Lied wurde per Gericht verboten
Hinzukommt: Der Ballettklassiker «Schwanensee» von Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840–1893) hat eine politische Hintergrundgeschichte. Er gilt als Symbol für das Ende einer Herrschaft in Russland. Während des Putschversuchs gegen Präsident Michail Gorbatschow im Jahr 1991 lief der Klassiker im Fernsehen. Zudem wurde das Ballett immer nach dem Tod eines Staatschefs in der Sowjetunion gezeigt.
Ein Gericht in Sankt Petersburg hat das Lied bereits vergangenes Jahr verboten. Begründung: Es könne «Zeichen der Rechtfertigung und Entschuldigung für feindselige, hasserfüllte Haltungen gegenüber Menschen sowie Aussagen enthalten, die gewaltsame Änderungen an den Grundlagen der Verfassungsordnung befürworten». Der Song ist auf Youtube und weiteren Plattformen in Russland gesperrt. Aber gerade junge Menschen umgehen das Verbot als Zeichen des Protests.