Darum gehts
- Mysteriöse Todesfälle russischer Geschäftsleute seit 2014 häufen sich
- Viele Verstorbene waren Top-Manager aus der Gas- und Ölbranche
- Mindestens 38 russische Geschäftsleute starben unter rätselhaften Umständen
Sie sollen aus Fenstern oder von Balkonen gefallen sein, plötzlich einer Krankheit erlegen sein oder sich selbst das Leben genommen haben.
Seit Beginn der russischen Invasion der Ukraine im Jahr 2014 sind mindestens 38 russische Geschäftsleute auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen, ergab eine Analyse der Tageszeitung «USA Today».
Allein im September dieses Jahres verstarben vier russische Geschäftsmänner, deren Todesursache als Suizid angegeben wurde. Am 5. Oktober verstarb zuletzt der ehemalige Herausgeber der Sowjet-Zeitung «Pravda», Vyacheslav Leontyev (†87). Er soll aus einem Fenster in seiner Moskauer Wohnung im 5. Stockwerk gefallen sein.
Top-Manager aus Gas- und Ölbranche
Viele der toten Geschäftsleute waren Top-Manager und stammten zu einem grossen Teil aus der Gas- und Ölbranche. Peter Doran, Russland-Experte bei der Foundation for Defense of Democracies, vermutet gegenüber der «Washington Post», dass vor allem Gier und Korruption als Ursache hinter vielen dieser Todesfälle stehen könnten.
Der Kreml verstecke etwa 160 Milliarden Dollar (umgerechnet 128 Milliarden Franken) an Schwarzgeld in den Bilanzen staatlicher Unternehmen, verdeutlicht der Experte. Ein Teil der Geschäftsleute könnte dabei erwischt worden sein, wie sie Gelder veruntreuten. Dafür spreche auch die Absurdität der Todesfälle.
Sind die Todesfälle als Drohung inszeniert?
«Sie sollen nicht wie Selbstmorde oder natürliche Todesfälle aussehen. Die Botschaft lautet: ‹Wenn man erwischt wird, passieren einem schlimme Dinge›», so Doran.
Einige der Todesfälle, die als Selbstmorde bezeichnet wurden, fallen durch ihre mysteriösen Umstände besonders auf. Blick stellt die rätselhaftesten Todesfälle vor.
Zwei Oligarchenfamilien sterben durch fast identische Umstände
Die Todesfälle zweier Oligarchenfamilien sorgten im April 2022 für Aufsehen. Denn sie ereigneten sich innert 48 Stunden und wiesen ähnliche Umstände auf.
Am 18. April 2022 wurden Gazprombank-Vizechef Wladislav Awajew (†51), seine Frau und seine Tochter (†13) tot in ihrem Moskauer Apartment aufgefunden. Medienberichten zufolge kamen sie durch Schussverletzungen ums Leben. Laut Ermittlern soll Awajew seine Frau und seine Tochter getötet und sich anschliessend selbst das Leben genommen haben.
Einen Tag später wurden der ehemalige Manager des Gaskonzerns Novatek Sergej Protosenja (†56), seine Frau und seine Tochter (†18) tot in ihrem Ferienhaus im spanischen Lloret de Mar aufgefunden. Frau und Tochter starben laut «Daily Telegraph» an Hieb- und Stichverletzungen, Protosenja wurde erhängt aufgefunden. Auch hier ging die Polizei von einem Mehrfachmord und anschliessendem Selbstmord aus.
Top-Manager enthauptet unter Brücke gefunden
Am 8. September 2025 ereignete sich ein besonders brutaler Todesfall. Der russische Top-Manager Alexey Sinitsyn (†43), CEO des Kali-Produzenten K-Potash Service, wurde enthauptet unter einer Brücke in Kaliningrad aufgefunden. Die Leiche sei mit einem daran befestigten Abschleppseil gefunden worden, zitierte die «Moscow Times» aus Ermittlerkreisen.
Laut einer von der Wirtschaftszeitung «Vedomosti» zitierten Quelle aus Strafverfolgungskreisen soll Sinitsyn Selbstmord begangen haben. Wie es dabei jedoch zur Enthauptung gekommen ist, scheint unklar.
Bauunternehmer mit gefesselten Händen erhängt
Nur rund zwei Wochen später wurde der Bauunternehmer und Lokalpolitiker Vitaly Kapustin (†43) in einem Wald in der Nähe des russischen Dorfes Novorozhdestvenskaya an einem Baum hängend aufgefunden. Seine Leiche war dabei mit einem Seil am Baum angebracht, welches zusätzlich an seinem eigenen Geländewagen befestigt war.
Auffällig waren Zeugenberichte, nach denen die Hände des Bauunternehmers auf dem Rücken gefesselt gewesen sein sollen. Staatliche Ermittler teilten der lokalen Nachrichtenagentur «KP-Kuban» mit, dass sein Tod «keine kriminellen Hintergründe zu haben scheint».