Darum gehts
- Putin droht, den Donbass mit Gewalt einzunehmen, falls Kiew nicht verzichtet
- Kremlchef zeigt Pessimismus über Lösungsfindung im Ukraine-Konflikt
- Ursprünglicher Friedensplan umfasste 28 Punkte, basierend auf Putin-Trump-Treffen 2025
Die Ukraine befindet sich in einer schwierigen Phase im Krieg gegen Russland: Die Truppen an der Front geraten immer weiter unter Druck und Moskau rückt im Donbass nach übereinstimmenden Berichten immer weiter vor. Der Kreml hat sogar behauptet, die umkämpfte Stadt Pokrowsk erobert zu haben. Kiew weist diese Aussagen zurück. Die Lage in der Stadt lässt sich unabhängig schwer überprüfen.
In einem neuen Interview mit dem indischen Fernsehsender India Today, das am Donnerstagabend (Ortszeit) ausgestrahlt wird, macht Kremlchef Wladimir Putin (73) drei entscheidende Aussagen.
Der Ukraine drohte der Kremlchef in dem Interview erneut an, Russland werde den gesamten Donbass und Neurussland militärisch erobern, wenn ukrainische Truppen sie nicht räumten. «Kiew muss sich aus dem Donbass zurückziehen, sonst werden wir ihn mit Gewalt einnehmen», sagte Putin der Nachrichtenagentur Tass zufolge im Interview.
Im Moskauer Sprachgebrauch bezeichnet Neurussland historisch den Süden der Ukraine – die Gebiete Saporischschja und Cherson, die Russland bereits als sein eigen betrachtet, aber auch das Gebiet Odessa.
In den vergangenen Wochen und Monaten hatte Putin immer wieder sein Anspruch auf die Gebiete bekräftigt und deutlich betont, dass sich diese Ziele nicht ändern werden.
Putin spricht in dem Interview auch über den ursprünglich 28 Punkte umfassenden Friedensplan für die Ukraine. Er basierte auf Abmachungen, die beim Treffen in Alaska getroffen wurden, betonte Putin. Putin und Trump trafen sich im August 2025 im US-Bundesstaat.
Mittlerweile wurde der Plan jedoch nachverhandelt. Dies sorgt in Moskau für Unmut. «Während der Gespräche mit Witkoff (US-Sondergesandter, Anmerkung der Redaktion) musste ich fast jeden Punkt erneut ansprechen. Deshalb dauerte das Treffen so lange.»
Trotzdem bezeichnet Putin das Gespräch mit Witkoff als «nützlich», sagte aber auch: «Es ist keine leichte Aufgabe, zu erreichen, dass zwei Konfliktparteien einen Konsens finden.»
Russland plant laut Putin keine Rückkehr in die G7 (Gruppe der grossen Industrienationen). «Der Anteil der G7 an der Weltwirtschaft schrumpft seit Jahren», sagte Putin der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge in dem Interview. Er verstehe also nicht, warum sie die «Grossen Sieben» genannt würden. «Was ist daran gross?»
Die Atommacht Russland war 1998 nicht wegen ihrer Wirtschaft, aber wegen ihrer politischen Bedeutung in die Staatengruppe aufgenommen worden. Nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 wurde sie wieder ausgeschlossen. Der Friedensplan der USA für ein Ende des Ukraine-Kriegs sieht vor, Moskau einzuladen und die Gruppe wieder zur G8 zu erweitern.