Darum gehts
- Irans militärische Führung geschwächt durch israelische Angriffe auf Schlüsselfiguren
- Oberster Führer Ali Chamenei hat neue Kommandeure für Streitkräfte ernannt
- Vier hochrangige Militärführer in kurzer Zeit getötet, darunter Oberbefehlshaber der Revolutionsgarde
Irans Oberster Führer Ali Chamenei (86) und die verbliebenen hochrangigen Armeeführer scheinen in Anbetracht der israelischen Attacken immer mehr mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Viele Schlüsselfiguren des Mullah-Regimes wurden im Zuge der Angriffe eliminiert. Blick erklärt, wie der Iran jetzt aufgestellt ist.
In seinem Regime stützt sich der Oberste Führer auf zwei Einrichtungen: den Generalstab der Streitkräfte und das zentrale Hauptquartier Khatam al-Anbiya. Mit diesen Einrichtungen kontrolliere und koordiniere er die militärischen Bereiche des Irans, stellt der US-Thinktank Institute for the Study of War (ISW) fest.
Oberster Führer
Seit 1989 ist Ali Chamenei (86) das religiöse und politische Oberhaupt des Irans. Er gibt die grobe Ausrichtung in der Politik des Landes vor. Laut Quellen aus dem Umfeld der US-Regierung stand Chamenei auf der israelischen Abschussliste. US-Präsident Donald Trump (79) sprach sich jedoch gegen die Tötung Chameneis aus. «Wir wissen genau, wo sich der sogenannte Oberste Führer versteckt», schrieb Trump in einem Post auf seiner Plattform Truth Social. «Er ist ein leichtes Ziel, aber dort sicher – wir werden ihn nicht ausschalten (töten!), zumindest vorerst nicht.»
Ist Chamenei also fürs Erste aus der Schusslinie der Israelis? Nicht wirklich. In einem Interview mit dem US-Sender ABC News am Montag wollte Premier Benjamin Netanyahu (75) eine Tötung des Mullah-Chefs nicht ausschliessen.
Chef des Generalstabs der Streitkräfte
Abdulrahim Musawi (65) war von August 2017 bis Juni 2025 zunächst der Gesamtkommandeur des regulären iranischen Militärs. Nach dem Tod des früheren Chefs des Generalstabs Mohammad Bagheri (†65) durch die israelische Armee übergab Chamenei das Amt am 13. Juni an Musawi. Der Generalstab der Streitkräfte ist für die strategische Führung und die Militärpolitik des Irans zuständig. Die Wahl von Musawi sehen die ISW-Experten in dessen Führungserfahrung im Koordinieren der Streitkräfte begründet.
Kommandeur im zentralen Hauptquartier
Parallel zum Generalstab der Streitkräfte stehe das zentrale Hauptquartier Khatam al-Anbiya als Organisation für gemeinsame Operationen und Kriegseinsätze. Auch der ehemalige Kommandeur Gholam Ali Raschid (†72) wurde getötet. Das Amt übernahm am 13. Juni Ali Schadmani, der zuvor stellvertretende Koordinator im zentralen Hauptquartier gewesen war. Doch nach nur vier Tagen im Amt wurde auch Schadmani getötet. Während seiner Laufbahn hatte Schadmani den Befehl über verschiedene Einheiten der Bodentruppen der Revolutionsgarden inne. Noch ist unklar, wer das Amt nach ihm bekleiden wird.
Chefkommandeur der regulären Streitkräfte
Die regulären Streitkräfte werden im Iran Artesch genannt. Im Vergleich zu der Revolutionsgarde ist die Artesch weniger ideologisch ausgerichtet, so das ISW. Die Artesch soll ausländische Angriffe abwehren und die territoriale Integrität Irans bewahren. Seit dem 14. Juni übernimmt das Amt des Artesch-Chefkommandanten Amir Hatami (59). Zwischen 2013 und 2021 war er iranischer Verteidigungsminister.
Oberbefehlshaber der Islamischen Revolutionsgarde (IRGC)
Die IRGC wurde als verstärkt ideologisches Militär eingeführt. Die Revolutionsgarde ist unter anderem für die Kontrolle der iranischen Raketen- und Drohnenarsenale verantwortlich. Nach der Tötung von Hussein Salami (†65) übernahm Mohammad Pakpur dessen Amt als Oberbefehlshaber. Zuvor befehligte Pakpur die IRGC-Bodentruppen. Seine Führungserfahrung soll Pakpur in Zeiten sozialer Unruhen im Iran bewiesen haben.
Oberbefehlshaber des Kommandos für Strafverfolgung
Als Oberbefehlshaber des Kommandos für Strafverfolgung sorgt Achmad-Reza Radan (62) seit 2023 im Iran für die innere Sicherheit und Strafverfolgung. Zuvor war er stellvertretender Kommandeur des Kommandos für Strafverfolgung und Polizeichef von Teheran. Internationales Aufsehen erregte sein gewaltsames Vorgehen gegen die Massenproteste im Jahr 2009 im Zusammenhang mit den umstrittenen Präsidentschaftswahlen. Die USA und die EU warfen ihm Menschenrechtsverletzungen vor. Bekannt ist Radan zudem für sein strenges Durchsetzen der islamischen Kleiderregeln. Gerüchten zufolge soll auch er getötet worden sein, eine offizielle Bestätigung gibt es dafür bislang nicht.