«Mussten mit dem Kopf auf dem Boden eine Stunde in der Sonne knien»
Schweizerin berichtet von Horror-Gefängnis in Israel

An Bord der Hilfsflotte, die kurz vor Gaza vom israelischen Militär abgefangen wurde, befanden sich auch 19 Schweizerinnen und Schweizer – nach ihrer Freilassung berichtete eine von ihnen von dem Horror im israelischen Gefängnis.
Publiziert: 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 00:52 Uhr
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Auch Steeve Lemerier (links), Romain Mouron (Mitte) and Immanuel de Souza (rechts), drei Schweizer, waren an Bord der Gaza-Flotte und kamen am Samstag in Istanbul an.
Foto: AFP

Darum gehts

  • Aktivisten der Gaza-Hilfsflotte nach israelischer Gefangenschaft abgeschoben. Schweizerin berichtet über Erfahrungen
  • Gefangene berichten von Misshandlungen, Verweigerung von Wasser und Nahrung
  • 137 Aktivisten, darunter 19 Schweizer und Schweizerinnen, wurden nach zwei Tagen freigelassen
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Natalie ZumkellerRedaktorin News

Am Samstag wurden 137 Aktivisten und Aktivistinnen der Gaza-Hilfsflotte nach zwei Tagen in israelischer Gefangenschaft in die türkische Metropole Istanbul abgeschoben – darunter auch Tabea Zouk. Sie ist eine von 19 Schweizer Staatsbürger und Staatsbürgerinnen, die sich an Bord der Schiffe befand, als sie am Donnerstag von den Israelis abgefangen wurden.

In einem Interview mit Anadolu erzählt Zouk nun von der Zeit im israelischen Gefängnis Negev. «Ich habe nichts Gutes zu sagen», erklärt sie. «Sie haben Witze über uns gemacht. Sie zwangen uns, uns eine Stunde lang mit dem Kopf auf dem Boden in die Sonne zu knien, nur um uns zu schikanieren und uns ein schlechtes Gefühl zu geben.» Bereits am Freitag meldete sich ein Schweizer Aktivist per Videobotschaft und bat um Hilfe.

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«Verspotteten, beleidigten und schlugen uns»

Man habe sie «wie Terroristen» behandelt, so Zouka weiter. Einen Tag lang bekamen sie zudem kein Wasser, das Essen berührte Zouka aus Angst, krank zu werden, nicht. Aufgrund ihrer Herkunft sei es ihr aber im Gegensatz zu anderen noch gut ergangen.

Ein Aktivistinnen-Schwesternpaar aus Malaysia berichtete, auch ihnen sei Wasser verweigert worden. Selbst Medikamente hätten sie nicht bekommen. Die Gefangenschaft sei «die schlimmste Erfahrung» ihres Lebens gewesen. Paolo Romano, ein italienischer Politiker aus der Lombardei, befand sich ebenfalls mit an Bord der Gaza-Flotte und wurde festgenommen – gegenüber dem italienischen Newsportal Cagliari Live Magazine erklärte er, sie seien «wie Tiere» behandelt worden.

«Sie zwangen uns auf die Knie, mit dem Gesicht nach unten. Und wenn wir uns bewegten, schlugen sie uns. Sie verspotteten uns, beleidigten uns und schlugen uns.» Er habe nicht nur unter der physischen, sondern auch psychischen Gewalt gelitten. «Sie öffneten nachts die Tür und schrien uns mit Waffen an, um uns Angst einzujagen.» 

Greta Thunberg mit Bettwanzen-Ausschlag

Von ähnlichen Umständen berichtete auch Greta Thunberg (22), wie der «Guardian» schreibt. In einer E-Mail des schwedischen Aussenministeriums an die Familie der Klimaaktivistin heisst es, Thunberg habe «weder Wasser noch Nahrung bekommen».

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Zudem leide sie unter Hautausschlägen, «die vermutlich von Bettwanzen verursacht wurden». Die Behandlung der Aktivisten und Aktivistinnen beschrieb die 22-Jährige selbst als «brutal». Gefängnisbeamte hätten sie ausserdem gezwungen, mit einer Flagge zu posieren, um davon Fotos zu machen. Ob es sich dabei um die israelische Flagge handelte, ist unklar.

Im Zusammenhang mit der Verhaftung der Aktivistinnen und Aktivisten an Bord der Gaza-Hilfsflotte kam es in den vergangenen Tagen in diversen europäischen Städten zu riesigen Demonstrationen. Auch in der Schweiz wurde gegen das Vorgehen der israelischen Armee protestiert.

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