Darum gehts
- 19 Schweizer Aktivisten nach Aufbringung der Gaza-Flottille in israelisches Gefängnis verlegt
- Einige Aktivisten traten in Hungerstreik, andere unterzeichneten Dokument zur sofortigen Ausweisung
- Verhöre durch israelische Behörden dauerten rund 15 Stunden
Die 19 Schweizer Aktivisten auf der Gaza-Flottille sind nach der Aufbringung ihrer Boote in das Negev-Gefängnis in Israel verlegt worden. Ihr psychischer Zustand sei gut, sagte Hicham El Ghaoui, Präsident der Schweizer Delegation der Flottille, am Freitag zu Keystone-SDA.
Anwälte der Organisation konnten die Inhaftierten besuchen. Laut El Ghaoui dauerten die Verhöre durch die israelischen Behörden rund 15 Stunden. Zwei israelische Minister hätten sich vor Ort ein Bild der Lage gemacht.
So lange dürfen Aktivisten in Israel inhaftiert werden
Einige der Aktivisten seien in den Hungerstreik getreten, während andere ein Dokument unterzeichnet hätten, in dem sie einräumen, illegal in israelisches Hoheitsgebiet eingedrungen zu sein. Dies führe zu ihrer sofortigen Ausweisung.
Nach israelischem Recht dürfen Aktivisten bis zu drei Tage in Gewahrsam gehalten werden. Als Zielflughäfen für die Ausgewiesenen seien London und Madrid vorgesehen.
Das ist über das Negev-Gefängnis bekannt
Die Organisatoren der Flottille stehen in Kontakt mit den Familien und Angehörigen der festgenommenen Schweizer sowie mit dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), so El Ghaoui weiter. Das EDA teilte am Freitagmorgen auf dem Kurznachrichtendienst X mit, es sei darüber informiert worden, dass die Aktion zur Aufbringung der Flottille «Global Sumud» abgeschlossen sei. Man stehe weiterhin in Kontakt mit den israelischen Behörden, um den konsularischen Schutz der betroffenen Schweizer Staatsangehörigen zu gewährleisten.
Das Gefängnis, das etwa 45 Kilometer südwestlich von der Stadt Be’er Scheva entfernt liegt, gilt flächenmässig als eine der grössten Haftanlagen in Israel: rund 400'000 Quadratmeter umfasst das Gelände. Die Anlage wurde 1988 erstmals eröffnet, wurde aber nicht durchgehend genutzt.
Palästinenser starb in Haft
Zeitweise sassen dort drei Viertel aller von Israel inhaftierten Palästinenser ein. Menschenrechtsorganisationen übten über die Jahre hinweg immer wieder Kritik an den Haftbedingungen. Gefangene berichteten von Schlägen und anderem brutalem Vorgehen der Wachen. Zudem soll die medizinische Versorgung teils unzureichend und manche Zellen von Schimmel befallen gewesen sein.
Ein palästinensischer Gefangener wurde laut der Nachrichtenagentur AP 2023 tot im Negev-Gefängnis aufgefunden. Die israelischen Behörden leiteten Ermittlungen ein.