Mehr als 500 Aktivisten hatten sich auf mehr als 50 Booten auf den Weg gemacht, um den Menschen in Gaza Medikamente und Lebensmittel zu bringen. Kurz vor der Küste des Gazastreifens wurden sie vom israelischen Militär abgefangen.
Unter den Aktivisten sind auch 19 Schweizer Staatsbürger. Sie wurden in das Negev-Gefängnis in Israel gebracht, wie Keystone-SDA am Freitag berichtete. Menschenrechtsorganisationen kritisieren immer wieder die Haftbedingungen in dem Gefängnis.
«Ich wurde gegen meinen Willen entführt»
Einer der Aktivisten ist Rahim Mercan. In einem Video, das er kurz vor seiner Festnahme am Donnerstag aufgenommen hat, äussert er sich. «Hallo, mein Name ist Rahim Mercan», sagt der Mann, während er seinen Schweizer Pass in die Kamera hält.
Und weiter: «Ich bin ein Schweizer Staatsbürger. Wenn Sie dieses Video sehen, wissen Sie, dass ich von israelischen Streitkräften gegen meinen Willen entführt und verschleppt wurde.»
Die humanitäre Mission sei gewaltfrei und völkerrechtskonform gewesen. «Bitte fordern Sie meine Regierung auf, meine sofortige Freilassung zu fordern», sagt Mercan weiter.
Dem Beitrag zufolge war er Teil der Crew der Flottille «Free Willy».
Greta sagte fast dieselben Worte
Auffällig: Die Worte sind nahezu deckungsgleich mit denen der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg (22). In einem zuvor aufgenommenen Video sagt sie:
«Mein Name ist Greta Thunberg. Ich bin schwedische Staatsbürgerin. Wenn Sie dieses Video sehen, bedeutet das, dass ich gegen meinen Willen von israelischen Streitkräften entführt und verschleppt wurde. Unsere humanitäre Mission war gewaltfrei und im Einklang mit Völkerrecht.»
Hicham El Ghaoui, Präsident der Schweizer Delegation der Flottille, sagte am Freitag gegenüber Keystone-SDA, der psychische Zustand der Schweizer Aktivisten sei gut. Anwälte der Organisation konnten die Inhaftierten zuvor besuchen.
EDA steht mit Behörden in Kontakt
«Die festgenommenen Personen wurden nach Ashdod transportiert, wo sie registriert werden», teilte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Freitagmorgen mit
Das EDA steht weiterhin mit den israelischen Behörden in Kontakt, um den konsularischen Schutz der betroffenen Schweizer Staatsangehörigen sicherzustellen. Das EDA stehe auch mit den Anwälten der Schweizer Flottillenteilnehmer in Kontakt.
Nach israelischem Recht dürfen die Aktivisten bis zu drei Tage in Gewahrsam gehalten werden. Unterschreiben sie entsprechende Dokumente, in denen sie ihr illegales Eindringen in israelisches Hoheitsgebiet einräumen, werden sie unterdessen sofort ausgewiesen.
SP reagiert
Die SP verurteilte derweil an der ausserordentlichen Parteiratssitzung vom Freitag den «neusten eklatanten Rechtsbruch der israelischen Regierung».
Und weiter: «Die Flotte wollte das machen, wofür die offizielle Schweiz den Mut nicht hat. Wir erwarten, dass Ignazio Cassis endlich Benjamin Netanjahu und seine Regierung sanktioniert, aber auch den Staat Palästina anerkennt, um eine Zweistaatenlösung zu ermöglichen», wurde Florian Schweri, Co-Leiter des Parteirats, in der Mitteilung zitiert.