Die Schweizer Goldraffinerien dürfen aufatmen: Die Goldexporte bleiben vom US-Zollhammer von 39 Prozent verschont. Das postet der US-Präsident Donald Trump (79) am Montagabend auf seiner Plattform Truth Social.
Für die Schweizer Goldindustrie ist der ausbleibende Zollhammer eine Erleichterung. Schliesslich gilt die Schweiz als die Drehscheibe für das Edelmetall. Bis zu 70 Prozent der global geförderten Goldmenge werden hierzulande in vier Raffinerien eingeschmolzen und weiterverarbeitet.
Ein-Kilogramm-Goldbarren werden dabei am häufigsten mit der Börse in New York gehandelt. 2024 betrug das Handelsdefizit bei Gold zwischen der Schweiz und den USA bloss 5 Milliarden. Zum Vergleich: Betrachtet man alle Waren, die die Schweiz in die USA 2024 lieferte, lag das Handelsdefizit bei 38,5 Milliarden Franken.
Aufruhr vor dem Wochenende
Vergangenen Freitag sorgte ein Artikel der «Financial Times» für Aufregung. Darin hiess es, der 39-Prozent-Zollhammer gelte auch auf Goldexporte aus der Schweiz – zumindest für den allergrössten Teil davon.
Darauf kündigte die US-Regierung ein Exekutivdekret an, um «Fehlinformationen über die Goldzölle zu korrigieren und die offizielle Position klarzustellen». Das Dekret fehlt nach wie vor. Doch Trump sorgt auf seiner Plattform Truth Social nun für Klarheit.
Bis dahin waren sich die Goldraffinerien selbst nicht einig, ob der Zollhammer auch für sie gilt. Die Raffinerie MKS Pamp aus Genf ging von Zöllen aus, Valcambi aus dem Tessin dagegen nicht. Die beiden anderen grossen Schweizer Raffinerien – Metalor und Argor-Heraeus – liessen eine Anfrage von Blick unbeantwortet.
Mehr Exporte Anfang Jahr
Was in den USA wohl für Verärgerung sorgte: In den ersten fünf Monaten dieses Jahres exportierte die Schweiz für umgerechnet 39 Milliarden Franken Gold in die Vereinigten Staaten – und importiert im gleichen Zeitraum für nur 7,3 Milliarden Franken. Das hat die Handelsbilanz stark belastet.
Doch gemäss Simone Knobloch (54) ist das auf eine «Kombination von Sonderbedingungen» zurückzuführen. Er ist bei der Tessiner Raffinerie Valcambi für das operative Geschäft zuständig. Wegen des schwachen Dollars und der Unsicherheiten der Zölle haben die Amerikaner zu Beginn des Jahres mehr Gold importiert als üblich.
Seit April hat sich die Lage wieder etwas beruhigt und ist auf den gleichen Wert wie vor dem Schock gesunken. «Gold macht nun etwa 2 Prozent des Wertes aller aus der Schweiz in die Vereinigten Staaten exportierten Waren aus», so der Manager weiter.
«Hätte möglicherweise gesamten Wirtschaftszweig ausgelöscht»
Der Zollhammer hätte die Schweizer Raffinerien mit voller Wucht getroffen, denn die Anleger hätten die Zölle von 39 Prozent kaum akzeptiert. «Eine Besteuerung der Goldproduktion in der Schweiz hätte den gesamten Wirtschaftszweig möglicherweise ausgelöscht», sagte Knobloch zu Blick. Allein der Vorschlag, Anlagegold zu besteuern, zeuge von mangelndem Verständnis des Sektors. Eine Produktion in den USA wäre für die Tessiner Raffinerie aber sowieso keine Option gewesen.
Mit ihren Zöllen wollen die USA erreichen, dass mehr im eigenen Land produziert wird. Experten vermuteten Ende letzter Woche, dass Trump dies auch beim Gold versuchen wollte. Doch anscheinend möchte der US-Präsident nicht auf das geliebte Edelmetall verzichten.