Gilt der US-Zollhammer auch für Gold?
«Besteuerung würde den gesamten Wirtschaftszweig möglicherweise auslöschen»

In der Schweizer Goldindustrie herrscht nach wie vor grosse Unsicherheit. Gibt es nun auch einen Zollzuschlag auf Goldbarren? Falls ja, wäre das ein harter Schlag für die vier Schweizer Raffinerien.
Publiziert: 19:04 Uhr
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Aktualisiert: 19:40 Uhr
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Die Schweiz ist Drehscheibe für das Gold weltweit.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Weiterhin unklar, ob die USA 39 Prozent Zoll auf Schweizer Gold erheben
  • Schweiz ist weltweit grösste Goldverarbeiterin, USA sehen Gold als strategischen Rohstoff
  • Schweiz exportierte in fünf Monaten Gold für 39 Milliarden Franken in die USA
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Gelten die US-Zölle von 39 Prozent auch für Schweizer Goldexporte? Diese Frage beschäftigt aktuell die Schweizer Wirtschaft. Ein solcher Zollhammer würde die Schweizer Goldindustrie als Drehscheibe des Edelmetalls empfindlich treffen. Denn die Schweiz ist die grösste Goldverarbeiterin der Welt: Bis zu 70 Prozent der global geförderten Goldmenge werden in vier Schweizer Raffinerien eingeschmolzen und weiterverarbeitet. 

Selbst die Schweizer Goldraffinerien scheinen sich nicht einig zu sein, ob die 39 Prozent auch für sie gelten. Gemäss der Raffinerie MKS Pamp aus Genf fallen sowohl 1-Kilo als auch 100-Unzen-Goldbarren nicht unter die Ausnahmeregelung Annex II – und müssen somit mit 39 Prozent besteuert werden. 

Anders sieht das die Raffinerie Valcambi aus dem Tessin: «Im Allgemeinen sollte Anlagegold von den Einfuhrzöllen befreit bleiben», sagt Simone Knobloch (54), der das operative Geschäft der Raffinerie leitet. Man warte nun jedoch noch auf das neue Exekutivdekret, welches das Weisse Haus vergangenen Freitag bereits angekündigt hatte. Die US-Regierung will damit «Fehlinformationen über die Goldzölle korrigieren und die offizielle Position klarzustellen».

Die beiden anderen grossen Raffinerien – Metalor und Argor-Heraeus – liessen eine Anfrage von Blick unbeantwortet.

Besonders viele Goldexporte Anfang Jahr

Doch warum greifen die USA auch die Schweizer Goldindustrie an? «Die USA sehen Gold inzwischen wieder als strategischen Rohstoff – ähnlich wie Öl oder seltene Erden», sagt Robert Vitye, CEO von Solit, einem europäischen Edelmetallhändler mit Sitz in Tägerwilen TG. Die USA wollten so einen Teil der Goldförderung ins eigene Land holen und den Goldfluss stärker unter Kontrolle bringen. 

Der Ein-Kilogramm-Barren wird als Goldeinheit am häufigsten an der Comex-Börse in New York gehandelt. Ein Grossteil dieses Goldes stammt dabei aus der Schweiz.

In den ersten fünf Monaten dieses Jahres exportierte die Schweiz für umgerechnet 39 Milliarden Franken Gold in die Vereinigten Staaten – und importiert im gleichen Zeitraum für nur 7,3 Milliarden Franken. Das hat die Handelsbilanz stark belastet. 

Gemäss Valcambi-Manager Knobloch ist das aber auf eine «Kombination von Sonderbedingungen» zurückzuführen. Wegen des schwachen Dollars und der Unsicherheiten der Zölle haben die Amerikaner zu Beginn des Jahres mehr Gold importiert als üblich.

Seit April hat sich die Lage wieder etwas beruhigt. «Gold macht nun etwa 2 Prozent des Wertes aller aus der Schweiz in die Vereinigten Staaten exportierten Waren aus», so der Manager weiter. 2024 betrug das Handelsdefizit bei Gold zwischen der Schweiz und den USA bloss 5 Milliarden. 

Raffinerie in den USA keine Option

Gemäss Knobloch würden die Anleger den US-Zollzuschlag auf Gold nicht akzeptieren: «Eine Besteuerung der Goldproduktion in der Schweiz würde den gesamten Wirtschaftszweig möglicherweise auslöschen». Allein der Vorschlag, Anlagegold zu besteuern, zeuge von mangelndem Verständnis des Sektors.

Eine Raffinerie in den USA aufzubauen, ist zumindest für Valcambi keine Option. Die Vereinigten Staaten sind zwar ein wichtiger Markt für die Tessiner Raffinerie. Entlassungen plant das Unternehmen deswegen aber keine. «Ohne den US-Markt werden wir an der weiteren Entwicklung anderer Märkte arbeiten», so Knobloch.

MKS Pamp wollte keine vertiefte Stellungnahme abgegeben, «da sich die Situation weiterhin schnell entwickelt».

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