Das bewirken Strafzölle
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In 90 Sekunden erklärt:Das bewirken Strafzölle

Stunden der Wahrheit – Bundesbern zittert
Packt Trump heute den grossen Zollhammer wieder aus?

Die Schweiz bibbert vor Donald Trumps Strafzöllen. Der US-Präsident verschickt am Montag Briefe an verschiedene Länder. Entweder gibt es ein Angebot für einen Deal. Oder dann hagelt es Zölle. Blick beantwortet die wichtigsten Fragen zu den Stunden der Wahrheit.
Publiziert: 12:09 Uhr
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Aktualisiert: 15:21 Uhr
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Wie geht es mit den Strafzöllen weiter, die Donald Trump Anfang April verkündet hat?
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Trump verschickt Zoll-Briefe an Handelspartner, Schweiz hofft auf Deal
  • Briefe könnten Zölle zwischen 10 und 70 Prozent ankündigen
  • Bundesrat rechnet mit 31 Prozent Strafzoll, falls kein Abkommen erreicht wird
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Für die globale Wirtschaft hat die Woche der Wahrheit begonnen. Denn bald endet die 90-tägige Schonfrist für die Importzölle der USA. Für die EU und die Schweiz läuft die Frist am Mittwoch aus, für zahlreiche weitere Länder bereits am Dienstag. Entsprechend gross ist das Bibbern – weltweit. Und auch in der Schweiz, der Zölle von 31 Prozent drohen.

Nun schauen alle nach Washington. Es wird erwartet, dass US-Präsident Donald Trump (79) an diesem Montag sein Geheimnis um seine Zoll-Briefe lüftet. Blick erklärt dir, was du dazu wissen musst.

Was passiert an diesem Montag genau?

Auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social hat Trump angekündigt, am Montag um 18 Uhr Schweizer Zeit Briefe an Handelspartner zu verschicken. Die Empfänger sind «verschiedene Länder», heisst es im Post. Bereits am Freitag hatte er an Bord der Air Force One verkündet, die Briefe bereits unterschrieben zu haben. Es «könnten 12 sein, es könnten 15 Briefe sein», sagte er damals – sprich: Weder welche noch wie viele Länder einen Brief von Trump erhalten werden, ist derzeit bekannt. Der US-Präsident will darüber am Montag informieren.

Was steht in diesen Briefen?

Auch um den Inhalt dieser Briefe macht Trump ein Geheimnis. Was klar ist: Die USA teilen den Empfängern mit, wie hoch die Zölle künftig sein werden oder ob sie ihnen ein Handelsabkommen vorschlagen. Die Zölle betragen laut Trump zwischen 10 bis 70 Prozent. Die Post aus dem Oval Office muss also nicht unbedingt eine frohe Botschaft sein. US-Finanzminister Scott Bessent (62) hat jedoch durchblicken lassen, dass die USA neue Deals verkünden werden.

Warum setzt Donald Trump auf Briefe?

Der US-Präsident sieht in den Briefen einen simplen Weg, um die Länder auf den aktuellen Stand zu bringen. «Es ist einfacher, einen Brief zu schicken, in dem steht: ‹Hören Sie, wir wissen, dass wir ein gewisses Defizit haben oder in einigen Fällen einen Überschuss, aber nicht viel. Und hier ist, was Sie zahlen müssen, um in den USA Geschäfte zu machen›», sagte Trump am Freitag. Der Vorteil: Widerrede ist – im Gegensatz zu einem Telefonat – nicht unmittelbar möglich. Gleichzeitig verweist er auf frühere Erfolge, bei denen er ebenfalls auf Briefe gesetzt habe – etwa im Austausch mit dem Vereinigten Königreich, das als erstes Land in Trumps zweiter Amtszeit ein neues Handelsabkommen mit den USA abschliessen konnte. Und: «Wir haben das mit China gemacht, und ich denke, es ist sehr gut für beide Seiten», so Trump.

Womit rechnet der Bundesrat?

Was der Bundesrat vom Vorgehen Trumps hält, behält er für sich. Gegen aussen gibt sich die zuständige Finanzministerin Karin Keller-Sutter (61) aber optimistisch, die drohenden Zölle von 31 Prozent mit einem Deal abwenden zu können. Vorletzte Woche hat sie mit ihrem US-Amtskollegen Bessent telefoniert: «Er war der Meinung, dass wir sehr nahe dran sind.» Und in einem Interview mit Blick betonte Keller-Sutter, mit Trump ein «völlig normales» Telefonat geführt zu haben: «Ich fand offensichtlich den Zugang zu ihm. Er stellte viele Fragen und war sehr interessiert an der Schweiz.»

Wie haben die Aktienmärkte reagiert?

An den Finanzmärkten herrscht grosse Anspannung. Die Anlegerinnen und Anleger warten Trumps Briefe ab – und hoffen auf bessere Nachrichten, als es sie am «Befreiungstag» gegeben hatte. Unmittelbar nach dem Zollhammer am 2. April sind die Börsen weltweit abgestürzt. In den USA verloren die Leitindizes über 14 Prozent in drei Tagen. Der Schweizer SMI verzeichnete mit einem Minus von 6,5 Prozent den grössten Tagesverlust seit der Corona-Pandemie. In der Folge erholten sich die Märkte wieder. Der SMI liegt aber immer noch merklich unter dem Niveau von vor den Zöllen. In Amerika hingegen wurden die Zollverluste bis Juni wettgemacht.

Was passiert, wenn die Schweiz keinen Brief bekommt?

Die Hoffnung ist gross, dass einer von Trumps Briefen für die Schweiz bestimmt ist. Sollte in Bundesbern aber keine Post aus Washington eintreffen, ist das Schreckensszenario mit hohen Zöllen wieder in Sichtweite. Konkret: Auf die bestehenden Importzölle von 10 Prozent könnten noch 21 Prozentpunkte obendrauf kommen. Und das ausgerechnet an unserem Nationalfeiertag am 1. August. Dann sollen die zusätzlichen Zölle in Kraft treten, wie Trump letzte Woche mitgeteilt hat. Der Bundesrat ist aber zuversichtlicher. Er «geht davon aus», dass die Zölle für die Schweiz auch nach Ablauf der Frist bei den geltenden 10 Prozent belassen werden – zumindest solange die Gespräche für einen Deal andauern. Eine Garantie dafür hat die Landesregierung aber nicht.

Was bedeutet das für die Schweizer Wirtschaft?

Die Zölle sind wie Gift! Denn die Schweizer Wirtschaft ist exportorientiert, und die USA sind seit 2022 unser wichtigster Handelspartner. Im abgelaufenen Jahr beliefen sich die Schweizer Exporte nach Amerika auf 52,7 Milliarden Franken – ein Anstieg von 7,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Strafzölle verteuern das Geschäft für KMUs und Grosskonzerne massiv. Laut einer Umfrage des Wirtschaftsdachverbandes Economiesuisse ist jede zweite Schweizer Firma «hart» von der US-Abgabe betroffen. Somit dürfte Trumps Zollhammer unsere Wirtschaft ausbremsen – mit negativen Folgen für Schweizerinnen und Schweizer. Der bisherige Vorteil: Die Pharmabranche, die etwa die Hälfte aller Schweizer Exporte in die USA verantwortet, ist bisher nicht von Strafzöllen betroffen – was sich aber noch ändern könnte.

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