Pfünderli wieder gegen Münz
Kunden hässig – Schweizer Beck-Kette bricht Bargeldlos-Versuch ab

Nach Protesten von Kunden nimmt die Luzerner Bäckerei Hug in Rotkreuz ZG wieder Bargeld an. Der Versuch, komplett auf Twint und Kartenzahlung zu setzen, wurde gestoppt. So schnell dürfte kein Bäcker mehr Münz und Nötli aus dem Laden verbannen.
Kommentieren
1/4
Die Bäckerei Hug bricht den Bargeldlos-Versuch ab.
Foto: PD

Darum gehts

  • Die Bäckerei Hug testete seit November in zwei Filialen bargeldlose Zahlungen
  • Kundschaft reagierte empört, was zu Boykottaufrufen gegen die Bäckerei führte
  • In Rotkreuz wird Bargeld wieder akzeptiert, in Zürich bleibt der Test
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Patrik_Berger_Redaktor Wirtschaft Desk_Ringier Blick_1-Bearbeitet.jpg
Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Schweizerinnen und Schweizer stehen auf Nötli und Münz. Die Emotionen gehen hoch, wenn das Zahlen nach alter Väter Sitte nicht mehr möglich ist. Auch wenn viele längst mit Karte oder Twint bezahlen. So machen sich zum Beispiel in Bonaduz GR Hunderte Einwohner dafür stark, den Parkplatz wieder mit Münz berappen zu können.

In die Nesseln gesetzt hat sich auch die Luzerner Bäckerei-Kette Hug. Sie hat seit Mitte November in den Filialen in Rotkreuz ZG und an der Zollstrasse in Zürich voll auf Karte und Twint gesetzt – und Bargeld komplett aus dem Laden gekippt. Die Änderung sollte für kürzere Wartezeiten und mehr Hygiene am Verkaufstresen sorgen. Bei der Kundschaft stösst sie jedoch auf Widerstand. Die Reaktionen fielen teils heftig aus.

«Es ist schlimm, dass Ihr kein Bargeld mehr nehmt, wir werden nicht mehr bei Euch einkaufen. Schade, Eure Sandwiches werden wir vermissen, aber so etwas geht gar nicht!», schreibt ein Kunde in den Google-Rezensionen. Auch die Blick-Leserinnen und -Leser sind ausser sich: «Eine absolute Frechheit! Mir passiert das einmal und der Laden wird nicht mehr besucht», schreibt eine erboste Leserin.

«Da gibts nur eines: Diese Läden boykottieren!»

Bargeld als Zahlungsmittel lasse er sich nicht verbieten, meint ein anderer: «Die Jungen checken leider nicht, dass sie sich in eine immer grössere Abhängigkeit begeben. Wenn sie es dereinst merken, wird es zu spät sein.» Andere rufen schlicht dazu auf, die Bäckerei-Kette, die auch Filialen in Olten, Aarau, Zug und Wädenswil ZH betreibt, nicht mehr zu unterstützen. «Da gibt es nur eines: Diese Läden boykottieren!»

Am Hauptsitz der Bäckerei Hug in Luzern hat man diese verärgerten Stimmen nun offenbar gehört. Die Beck-Kette krebst zurück, bricht den Bargeldlos-Versuch ab und nimmt wieder Bargeld an, wie das Onlineportal «Zentralplus» schreibt. Die Testphase habe wertvolle Erkenntnisse gebracht, meint Geschäftsleiter Marcel Steger. Ziel des Unternehmens bleibe es, den Bezahlprozess für Kundinnen und Kunden so einfach wie möglich zu halten.

«Akzeptanz je nach Region höher»

Es habe aber Unterschiede zwischen den beiden Standorten gegeben. «Je nach Region ist die Akzeptanz für bargeldloses Bezahlen nämlich höher», sagt Steger zu «Zentralplus». Heisst konkret: In Zürich läuft der Test weiter, in Rotkreuz kann man ab sofort wieder mit Münz und Nötli bezahlen.

Die gewonnenen Erkenntnisse werde man «in die Überlegungen für neue Konzepte» einfliessen lassen, bleibt Steger vage. Fest steht aber: So mancher Beck im Lande wird sich nach dem ganzen Wirbel sehr gut überlegen, komplett auf Bargeld und Münz zu verzichten.

Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen