Ofen aus bei Landi-Grossbäckerei Schlatter Beck
«Die meisten von uns Betroffenen sind 50 bis 60 Jahre alt»

Wieder macht eine Bäckerei dicht. Mit dem Schlatter Beck trifft es dieses Mal eine Hausbäckerei der Landi, die auch Volg-Läden von Winterthur bis Schaffhausen beliefert. Bei den betroffenen Angestellten ist der Unmut gross.
Publiziert: 00:01 Uhr
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Die Landi-Grossbäckerei Schlatter Beck schliesst nach 33 Jahren auf Ende Jahr.
Foto: Leserreporter

Darum gehts

  • Schlatter Beck schliesst Ende Jahr, Mitarbeiter sorgen sich um ihre Zukunft
  • Bäckereien leiden unter Konkurrenz durch Grossverteiler und Billigbrot
  • 17 Angestellte betroffen, Produktion von 1000 Sandwiches und 200 Salaten täglich
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Der Groll bei den Mitarbeitenden des Schlatter Becks ist gross. In diesen mischt sich nun auch Zukunftsangst. Dass die traditionsreiche Landi-Hausbäckerei in Schlatt TG Ende Jahr schliessen wird, wissen sie zwar seit dem Frühling. Doch längst nicht alle der 17 Angestellten haben heute eine Ahnung, wie es mit ihnen beruflich weitergeht. «Die meisten von uns Betroffenen sind 50 bis 60 Jahre alt, viele arbeiten schon lange hier», heisst es aus den Reihen der betroffenen Angestellten. 

Traditionelle Bäckereien sind in der Krise, leiden unter den Angriffen der Grossverteiler mit Billigbrot. Fast im Wochenrhythmus ist von der Schliessung einer Bäckerei zu lesen. Die Wertschätzung für das Bäckerhandwerk nimmt immer mehr ab, beklagen viele Bäcker. Die Angestellten des Schlatter Becks vermissen vor allem die Wertschätzung durch die Chefs der Landi Weinland, weil sie die Grossbäckerei schliessen, anstatt in die Zukunft zu investieren. 

Investitionsbedarf zu hoch

«Wir verstehen nicht, warum ein Betrieb, der mit Gewinn gearbeitet hat, einfach fallengelassen wird», so die Mitarbeitenden. Zwar ist auch ihnen klar, dass nach 33 Jahren die Backstube veraltet ist und man investieren müsste. Den Entscheid können sie trotzdem nicht nachvollziehen. 

Aus Sicht der Geschäftsleitung war der Gewinn offenbar zu klein. «Die Zahlen der Bäckerei waren nie rosig», erklärt Lukas Landolt (48), Vorsitzender der Geschäftsleitung der Landi Weinland. «Die Bäckerei hätte saniert und modernisiert werden müssen. Mit diesen Investitionen wäre die Wirtschaftlichkeit weit in den negativen Bereich gerutscht.» 

Der Entscheid nagt am Stolz der Schlatter Bäcker. Bis vor kurzem produzierte der Betrieb 1000 Sandwiches und 200 Salate pro Tag, dazu Brote, Gipfeli und Patisserie frisch aus der Backstube. Damit belieferte das Unternehmen 20 Volg-Läden und 3 Tankstellen-Shops zwischen Winterthur und Schaffhausen. 

Die Grossbäckerei Schlatter Beck hatte dereinst selbst kleinere Bäckereien als Zulieferer aus den Volg-Filialen der Landi Weinland verdrängt, nun ereilt sie das gleiche Schicksal. Künftig werden die Filialen vom Panetarium in Sirnach TG beliefert, einer modernen Grossbäckerei, in der fast nur noch tagsüber gebacken wird. Ein Umstand, der bei einigen Mitarbeitenden des Schlatter Becks nur Kopfschütteln auslöst: «Das hat nicht mehr viel mit dem traditionellen Bäckerhandwerk zu tun.» Beim Schlatter Beck dagegen werden die Öfen spät am Abend hochgefahren, es wird die ganze Nacht hindurch gebacken.

Es fehlt das Süsse beim Volg

Das wird in Schlatt jetzt schon ausgedünnt. «Der Betrieb lässt sich nicht von einem Tag auf den anderen umstellen. Wir fahren den Personalbestand langsam herunter und fahren die Menge beim Zulieferer langsam hoch», so Landi-Weinland-Chef Landolt. Den Betrieb am Laufen zu halten, wird zu einer immer grösseren Herausforderung. Derzeit arbeitet noch knapp die Hälfte der ursprünglichen Belegschaft im Schlatter Beck. 

Das heisst: Einige der Angestellten haben bereits eine neue Stelle gefunden, andere müssen deren Arbeiten mitübernehmen. Noch etwas stört die Schlatter Bäcker. «Weil der neue Lieferant keine Patisserie produziert, wird dieses Angebot aus den Volg-Läden verschwinden», so die Befürchtung. Im Moment gibt es sozusagen keine Zückerchen für die Kunden im Weinland.

Die Schlatter Bäcker legen grossen Wert darauf, dass sämtliche von ihnen produzierten Backwaren frisch und fertig gebacken in die Läden ausgeliefert wurden. Das werde künftig nicht mehr bei allen Produkten der Fall sein, befürchten die Angestellten: «Wenn man ein Brot in einem Durchgang bäckt, dann ist es ein frisches Brot. Wird es erst im Laden fertig gebacken, dann ist dieser Unterbruch im Backprozess eine Qualitätseinbusse.» Und das kränkt die Bäcker alter Schule in ihrer Berufsehre. 

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