Neues Modell in Kitzbühel – bald auch in der Schweiz?
Weltneuheit im Kampf gegen Skipreis-Wahnsinn – was dahintersteckt

Geld zurück bei zu wenig Schnee? Genau das garantiert neuerdings das Skigebiet Kitzbühel. Das weltweit wohl einzigartige Modell schafft Planungssicherheit für Wintersportler. Kommt die Schneegarantie auch in die Schweiz?
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Skifahrer profitieren in Kitzbühel neu von einer Schneegarantie.
Foto: © Michael Werlberger/Kitzbühel Tourismus

Darum gehts

  • Kitzbühel führt als erstes Nicht-Gletscherskigebiet eine offizielle Schneegarantie ein
  • Schweizer Skigebiete sehen die Idee als interessant, planen aber ohne
  • Kitzbühel verfügt über 1260 Schneeerzeuger für technische Schneesicherheit
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Es ist eine Premiere in den Alpen. Als erstes Nicht-Gletscherskigebiet führt Kitzbühel (A) eine offizielle Schneegarantie ein. Bedeutet: Vom 21. Dezember 2025 bis zum 14. März 2026 ist Skifahren und Snowboarden in der modernen Destination zu 100 Prozent möglich. Falls doch nicht, erhalten Gäste das Geld des Skipasses zurück, sofern man diesen vor dem 20. Dezember im Onlineshop gekauft hat. Für ein Skigebiet, welches sich von 800 bis 2000 Meter über Meer erstreckt, eine erstaunliche Verpflichtung. 

Es ist aber für Skifans ein gerngesehenes Angebot. Im Dschungel der dynamischen Preise schafft das österreichische Skigebiet Planungssicherheit. Das ist vor allem aufgrund der modernen Ausstattung in Kitzbühel möglich. Über 1260 Schneeerzeuger machen die Destination zu einem der technisch bestausgerüsteten Schneesportgebiete der Alpen. Bleibt die Frage, ob auch Schweizer Skifans bald in den Genuss der Schneegarantie kommen? Blick hat bei verschiedenen Destinationen in ähnlicher Höhenlage angeklopft.

«Finanzielle Bedrängnis»

Der Tenor der Skigebiete: eine interessante Idee. Trotzdem gibt es für Skifahrerinnen und Snowboarder hierzulande erstmal eine Abfuhr. Ein grosser Teil plant in Zukunft ohne das Schneegarantie-Model. «Wir können nur einen sehr kleinen Teil des Gebiets künstlich beschneien», erklärt Beatrice Stüby, Marketingchefin der Mythenregion SZ. Auch Snowfarming, bei dem Schnee über den Sommer hinweg konserviert wird, sei aufgrund der topographischen Gegebenheiten nicht möglich. 

Geschäftsführer Heinz Rutishauser von der Klewenalp NW findet die Idee ebenfalls attraktiv. «Das ist ein starkes Marketing-Instrument», meint er gegenüber Blick. «Für tiefer gelegene Gebiete ohne Beschneiung ist das aber ein relativ grosses Risiko.» Urs Gantenbein von den Bergbahnen Wildhaus im Kanton St. Gallen bringt es auf den Punkt: «Das könnte uns als kleines, regionales Skigebiet im schlimmsten Fall in finanzielle Bedrängnis bringen.» Man verspreche nichts, was man im Worst Case nicht einhalten könne.

Yvonne Ziegler-Keller aus der Geschäftsleitung des Skigebiets Hoch-Ybrig SZ zieht sogar gesellschaftliche Entwicklungen als Erklärung heran. «Ich denke, dass die Gäste sowieso immer spontaner werden.» Das führe automatisch dazu, dass Buchungen von Hotel und Billetten sehr kurzfristig passieren – also erst, wenn Skifans wissen, wie viel Schnee auf den Pisten liegt.

Schneegarantie-Light

Doch immerhin: In einem Schweizer Skigebiet gibt es bereits so etwas wie eine Schneegarantie-Light. Bei den Stoosbahnen erhalten Besucher tatsächlich eine Rückerstattung des Tages- oder Mehrtagestickets, wenn der Wintersportbetrieb nicht möglich ist. «Die Gäste müssen aber selbständig anfragen», bestätigt Rahel Stocker, Leiterin Marketing im Gespräch mit Blick. Zudem werden die Tickets in der schwyzerischen Destination erst aufgeschaltet, wenn der tägliche Betrieb läuft.

Einen anderen Ansatz wählen die Toggenburg Bergbahnen. Auf dem Chäserrugg SG können Skifans eine Wettergarantie abschliessen. «Sollte am gebuchten Skitag der Niederschlag während mehreren Stunden höher als 1,5 Millimeter sein, bekommt der Gast bis zu 100 Prozent seines Ticketpreises rückerstattet», erklärt Marketingchef Alex Singenberger. Das Besondere daran: Der Skipass bleibt dennoch gültig. Gäste können also trotzdem auf die Piste – einfach bei schlechtem Wetter.

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