«Haben den Auftrag an Siemens erteilt»
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CEO Ducrot zu SBB-Entscheid:«Haben den Auftrag an Siemens erteilt»

Thurgauer Zugbauer bestätigt
Spuhler geht gegen SBB jetzt vor Gericht – es geht um Milliarden

Bereits vor wenigen Wochen kündigte Stadler-Patron Peter Spuhler offensiv an, einen Rekurs zum Milliarden-Auftrag der SBB zu prüfen. Jetzt ist der Entscheid gefallen. Der Thurgauer Zugbauer bestätigt den Rekurs.
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Vor drei Wochen vergaben die SBB ihren Milliardenauftrag für neue Doppelstockzüge an Siemens.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Stadler Rail legt Rekurs gegen SBB-Auftragsvergabe an Siemens ein
  • Peter Spuhler hatte Einspruch bereits offensiv angekündigt
  • Siemens erhielt 2-Milliarden-Auftrag für 116 neue Doppelstockzüge
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Krefeld (D) statt Bussnang TG. Eine der teuersten Zugbestellungen der SBB-Geschichte sorgte in den letzten Wochen für Furore. Die deutsche Siemens erhielt den Zuschlag für den 2-Milliarden-Auftrag von 116 neuen Doppelstockzügen – und nicht die Thurgauer Stadler Rail. Das Unternehmen von Peter Spuhler (66) geht leer aus, obwohl sein Angebot nur 0,6 Prozent teurer war.

Doch ist der Entscheid bereits in Stein gemeisselt? Nein. Den Stadler Rail und Patron Spuhler haben am Donnerstag Rekurs eingelegt, wie der Zughersteller am Freitagmorgen kommuniziert. «Nach einer vertieften Analyse kommt Stadler zum Schluss, dass der Vergabeentscheid vom Bundesverwaltungsgericht als unabhängige Instanz überprüft werden soll», heisst es in der Mitteilung. So soll auch die von der Öffentlichkeit geforderte Transparenz hergestellt werden. Zuvor berichtete bereits CH Media, dass Stadler den Milliarden-Entscheid anfechten will.

Rekurs folgt auf offensive Ankündigung

Der Zugbauer um Patron Spuhler habe die bereits bestehenden KISS-Doppelstock-Züge angeboten. Bereits jetzt verkehren 153 solche Züge mit «der höchsten Verfügbarkeit von 99 Prozent» auf dem SBB-Netz. «Das Angebot von uns, basierend auf dem im täglichen Einsatz bewährten KISS-Doppelstockzug, wurde gegenüber einem Zug, der lediglich auf dem Papier existiert, zu tief bewertet», schreibt Stadler weiter.

Auch Spuhler kommt in der Mitteilung zu Wort. «Nach eingehender Prüfung des Vergabeentscheides können wir die Bewertung nach wie vor nicht nachvollziehen.» Bereits zuvor hatte der Patron offensiv angekündigt, einen Einspruch zu prüfen. In einem Interview mit der «SonntagsZeitung» machte er keinen Hehl aus seiner Enttäuschung. Er wies darauf hin, dass Stadler die Bewertungsmatrix der SBB «seriös analysieren» und innert 20 Tagen einen Rekurs beim Verwaltungsgericht St. Gallen einreichen wird, falls sich der Verdacht einer zu tiefen Bewertung bestätige. «Wir werden zu den nötigen Rechtsmitteln greifen», so Spuhler.

Ein Punkt, an dem sich Stadler besonders aufreibt, ist die Nachhaltigkeit. «Wir erhielten in dieser Kategorie nur halb so viele Punkte wie der siegreiche Anbieter. Dies, obwohl Stadler als einziger Anbieter den Zug vollständig in der Schweiz mit kurzen Transportwegen produzieren würde, beispielsweise mit Aluminiumprofilen aus dem Wallis.» 

«Kein Kopf-an-Kopf-Rennen»

Die SBB scheinen sich ihrer Sache allerdings von Anfang an sicher gewesen zu sein: Rund 100 Fachspezialisten und Fachspezialistinnen hätten «die Kriterien sachlich und unabhängig bewertet», hielt das Unternehmen fest. Mehrmals betonte die SBB: «Es war kein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den verschiedenen Angeboten, der Entscheid fiel klar zugunsten von Siemens Mobility aus.» In einem sogenannten Debriefing-Gespräch mit einer Stadler-Delegation sollen die SBB die Punktezahlen bereits «transparent erläutert» haben. Gemäss Stadler konnten an diesem Treffen die offenen Fragen «nicht ausreichend» geklärt werden.

Was also lange dicke Luft war, wird jetzt Realität: ein Aufeinandertreffen vor Gericht. Zum ersten Mal stellt sich Stadler offen gegen seinen wichtigsten Kunden – das Vertrauen zwischen dem Zugbauer und den SBB steht auf dem Spiel.

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