Restaurant Silberkugel öffnet ein letztes Mal seine Türen
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12:30 waren alle Burger weg:Mega-Ansturm am letzten Tag vor der Schliessung

Kult-Diner Silberkugel mitten in Zürcher Finanzviertel am Ende
«Ich habe sicher über 200'000 Patties gebraten»

Grill aus, Türen zu: Wenige Meter von der Bahnhofstrasse entfernt geht heute ein Stück Zürcher Gastro-Kultur zu Ende. Die Silberkugel schliesst für immer. Am Bleicherweg hofften treue Stammkunden auf ein letztes Menü – viele gingen mit leerem Magen nach Hause.
Publiziert: 18:54 Uhr
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Aktualisiert: vor 57 Minuten
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Zum letzten Mal schmeissen Angestellte in der Silberkugel den Grill an und braten Burger-Patties.
Foto: Nathalie Benn

Darum gehts

  • Die Zürcher Silberkugel am Bleicherweg hat heute endgültig geschlossen
  • Die Kult-Burger und Pommes waren schon am Mittag ausverkauft
  • Koch Hoti Blerim verabschiedet sich nach über 30 Jahren am Grill
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Der Berufskoch Blerim Hoti hat am Dienstag eine unangenehme Aufgabe. Der 55-Jährige steht ein letztes Mal in der Küche der Silberkugel am Zürcher Bleicherweg und brät Burger. Doch sein letzter Arbeitstag um 12.30 Uhr bereits vorzeitig zu Ende. «Sorry, es gibt nichts mehr», muss er danach allen hungrigen Gästen mitteilen, die sich auf seine saftigen Burger und knackigen Pommes gefreut haben. Enttäuscht zieht die hungrige Masse wieder ab. 

Zu gross war der Andrang am letzten Tag. Zu viele kamen, um dem Kult-Diner inmitten des noblen Zürcher Bankenviertels die letzte Ehre zu erweisen. Die Silberkugel schliesst ihre Türen für immer. Die ovalen Theken, die knallroten Hocker und die beliebten Silber-Beefies sind dann Geschichte. 

1962 eröffnete die erste Filiale an der Zürcher Löwenstrasse – 14 Jahre vor dem Start von McDonald's in der Schweiz. Ein Jahr später kam der Standort am Bleicherweg dazu. In den Achtzigern wuchs die Kette auf 30 Lokale schweizweit, acht davon in der Stadt Zürich. Mövenpick-Gründer und Gastro-Pionier Ueli Prager (1916–2011), der die Silberkugeln ins Leben rief, erkannte früh: Schweizer und Schweizerinnen sind hungrig nach einem Diner im US-Stil. 

Mehr als sein halbes Leben Burgermeister

Über dreissig Jahre lang schmiss Blerim Hoti den Grill der Silberkugel – mehr als sein halbes Leben. Zu Spitzenzeiten mit 21 weiteren Kollegen und Kolleginnen, erzählt er Blick. Wie viele Patties der Burgermeister in seiner Karriere wohl briet? «Gezählt habe ich sie nicht», sagt er. Und schiebt nach: «200'000 waren es aber locker.» 

Mittlerweile arbeiten nur noch sechs Angestellte in der Silberkugel. Viele seien bereits gegangen, nachdem ihnen vor einem Monat das Ende des Standorts kommuniziert wurde, so Hoti. Doch er blieb bis zum Schluss. Um sich persönlich von seiner langjährigen Kundschaft zu verabschieden. Viele von ihnen kennt er mit Namen. Oder wie er sagt: «Von der Bahnhofstrasse bis an den Bahnhof Enge kenne ich jeden Kasper.»

Ein treuer Gast war auch Daniel H. Sein erster Satz, als ihn Blick vor dem Restauranteingang trifft: «Ich habe gerade schlechte Laune.» Auch er ging leer aus und ist enttäuscht über die Abfuhr. «Zuerst als Kind mit den Eltern und dann als Kantischüler war ich regelmässig hier essen», erinnert er sich. Die kurzfristige Bekanntgabe der Schliessung und die schlechte Planung hinterliessen nun einen bitteren Beigeschmack. Schliesslich habe er seinen heutigen Arbeitstag komplett umgestellt, um ein letztes Mittagessen in seinem ehemaligen Stammlokal geniessen zu können. 

«Das Quartier-Resti schlechthin»

Der Besuch einer Silberkugel war nicht nur für H. ein Highlight. Auch René N. (65) und Thomas H. (65) waren in der Filiale am Bleicherweg regelmässig zu Gast. «Die Silberkugel war das Quartier-Restaurant schlechthin», sagt H. Jetzt gehe ein Stück Stadtzürcher Geschichte zu Ende. Besonders hätten sie die stets freundliche Bedienung geschätzt. Und den Silber-Beefy, der neben den wechselnden Tagesmenüs zu ihrer Lieblingsspeise gehörte. Doch auch ihnen blieb der Burger mit Chabissalat und unverwechselbarer Cocktailsauce wegen des Riesen-Ansturms verwehrt. 

Blerim, der ab Montag für ein Restaurant am Zürcher Flughafen kochen wird, räumt ein: «Ich habe viel zu wenig Fleisch bestellt. Mit so einem Ansturm hätte ich nicht gerechnet.» Trotz aller Wehmütigkeit über das Ende einer Ära ist die Freude, die dabei in seiner Stimme mitschwingt, nicht zu überhören. 

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