Fed-Chef weist Trump vor laufender Kamera zurecht
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Falsche Zahlen genannt:Fed-Chef weist Trump vor laufender Kamera zurecht

Freier Sitz bei US-Notenbank
Trump wittert Chance auf schnelles Aus für «dummen» Fed-Chef

Im Direktorium der Federal Reserve ist nach einem Rücktritt eine Stelle frei. US-Präsident Donald Trump will die Position schnell mit einem Verbündeten besetzen. Um damit den von ihm verhassten US-Notenbankchef Jerome Powell zu schwächen.
Publiziert: 14:57 Uhr
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Donald Trump zieht immer wieder über Jerome Powell her.
Foto: Julia Demaree Nikhinson

Darum gehts

  • Trump sucht Nachfolger für Fed-Chef Powell und übt Druck aus
  • Powell hält trotz Trumps Kritik am aktuellen Leitzins fest
  • Powells Amtszeit endet im Mai 2026, Trump will ihn früher ersetzen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Donald Trump (79) ist ein Bauchmensch: Wittert er eine Chance, greift der US-Präsident gerne zu. Und genau jetzt bietet sich ihm die Möglichkeit, dem missliebigen US-Notenbankchef Jerome Powell (72) einen Schlag zu versetzen. So ist am Freitag die Fed-Direktorin Adriana Kugler (55) zurückgetreten – ohne Angaben von Gründen. Dabei hätte sie noch bis Ende Januar 2026 bleiben können. 

Nun kann der US-Präsident seinem Widersacher Powell frühzeitig einen Nachfolger vor die Nase setzen, indem er einen Verbündeten ins siebenköpfige Exekutivgremium der Federal Reserve hievt. Und damit weiter Druck auf den aktuell obersten Währungshüter ausübt. Powells Amtszeit endet im Mai 2026, doch Trump will ihn schon früher loswerden. Er sei «sehr glücklich», sagte der US-Präsident gegenüber der US-Presse, dass jetzt eine Position im Fed-Direktorium frei sei. Entsprechend will er die Stelle möglichst bald wieder besetzen.

Powell kann auch Kontra geben

Der derzeitige Fed-Chef treibt Trump immer wieder zur Weissglut, weil er beharrlich am aktuellen Leitzins von 4,25 bis 4,5 Prozent festhält – zuletzt Ende Juli beim vergangenen Zinsentscheid. Es vergeht fast kein Tag, an dem der US-Präsident Powell nicht mit neuen Beleidigungen eindeckt. Trump nennt ihn oft nur noch «Too Late» – auf Deutsch: zu spät. Und das Adjektiv «dumm» ist eher noch eine der netteren Beschimpfungen.

Denn der Mann im Oval Office fordert seit seiner Rückkehr ins Weisse Haus vehement tiefere Zinsen. Eher ein Zahlenmensch, lässt Powell die Schimpftiraden stoisch über sich ergehen. Er kann aber auch Gegensteuer geben, wie er kürzlich vor laufenden Kameras bewiesen hat, als sich die beiden Kontrahenten über die korrekten Kosten für die Renovierung des Fed-Gebäudes stritten.

Trump spielt mit der Entlassung

Immer wieder kokettiert Trump damit, Powell zu feuern. Obwohl rechtlich mindestens umstritten ist, ob der amerikanische Präsident das überhaupt kann. Denn das US-Gesetz garantiert grundsätzlich die Unabhängigkeit der Fed. Entsprechend gab es aus der Wirtschaft und von der Wall Street stets Widerrede, wenn Trump wieder einmal andeutete, den Fed-Chef absetzen zu wollen. Dennoch machten Mitte Juli Gerüchte die Runde, wonach der US-Präsident bereits einen Entlassungsbrief für Powell entworfen hat.

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Noch hat der US-Präsident nicht zu diesem drastischen Mittel gegriffen. Am letzten Nato-Gipfel in Den Haag im Juni liess er aber durchblicken, bereits im Herbst einen Nachfolger für Powell zu ernennen – deutlich früher, als es eigentlich die Norm ist, wie das «Wall Street Journal» damals berichtete. «Ich kenne drei oder vier Leute, die ich alle auswählen könnte», sagte Trump während einer Pressekonferenz am Gipfel, von einer Journalistin auf den Fed-Chef angesprochen.

Mögliche Nachfolger werden gehandelt

Das WSJ nennt im Bericht mehrere mögliche Kandidaten für die Powell-Nachfolge. Als einer der Favoriten gilt Kevin Warsh (55) – ein früheres Fed-Mitglied und Berater des Ex-Präsidenten George W. Bush (78). Mit ihm hatte Trump bereits im letzten Herbst über die Absetzung von Powell gesprochen. Gute Chancen werden auch Kevin Hassett (63), dem aktuellen Wirtschaftsberater der Trump-Regierung, eingeräumt. 

Unabhängig davon, für wen sich Trump entscheidet: Der US-Präsident will mit seinem Schützling der Wahl frühzeitig die Weichen für die Zeit nach der Ära Powell stellen. Dieser muss sich also auf noch ungemütlichere Monate einstellen, bis er den Chefposten im kommenden Frühling dann endgültig räumt. Oder geht er vielleicht schon früher? Bislang gab sich Powell unbeeindruckt ob all der Attacken aus dem Weissen Haus. 

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