Blick ins Budget eines Oberarztes (40)
«Ich habe 300’000 Franken auf der Seite»

Sven Schneider verdient in der Schweiz deutlich mehr als in seinem Heimatland Deutschland – und kann auch mehr sparen. Für die Beobachter-Serie legt er sein Budget offen.
Publiziert: 23.08.2025 um 11:18 Uhr
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Oberarzt Sven Schneider lebt sparsam – will aber auf den Luxus eines sportlichen Autos nicht verzichten. (Symbolbild)
Foto: Getty Images

Darum gehts

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Katrin Reichmuth
Beobachter

Der 40-jährige Sven Schneider stammt aus Deutschland, arbeitet als Oberarzt in einem Zürcher Regionalspital und lebt seit sechs Jahren im Kanton Schwyz.

Schneider, der in Wirklichkeit anders heisst, sagt von sich, er sei sparsam und habe sein Budget unter Kontrolle. Bewusst hat er den Kanton Schwyz zum Wohnen ausgewählt, weil die Steuern tief sind. 

Artikel aus dem «Beobachter»

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In der Beobachter-Serie «Die Abrechnung» zeigt Schneider seinen Kontoauszug und erzählt, wie er mit seinem Budget lebt. Wie viel Geld steht ihm zur Verfügung? Wofür gibt er es aus?

Einnahmen

Ich arbeite bewusst 80 Prozent. Damit komme ich auf etwa 40 Stunden pro Woche, vier bis acht Nachtschichten und ein bis zwei Wochenenddienste im Monat. Mit einem Vollzeitpensum wäre ich nur noch im Spital.

Pro Monat landen 11’390 Franken Lohn auf meinem Konto. Der 13. Monatslohn ist da schon dabei. Weil ich in einem Privatspital arbeite, konnte ich meinen Lohn verhandeln. Bei öffentlichen Spitälern gibt es Lohntabellen, die sich an der Berufserfahrung orientieren. Dort würde ich wohl 20 Prozent weniger verdienen. 

Ausgaben

Wohnen: Ich wohne allein in einer Zweizimmerwohnung auf 60 Quadratmetern. Vor acht Jahren wurde sie komplett renoviert. Von meinem Balkon habe ich einen schönen Blick auf den Zürichsee. 

Ich zahle für Miete und Nebenkosten monatlich 1570 Franken. Dazu kommen die Stromkosten vom regionalen Elektrizitätswerk und die Serafe-Gebühren, das macht monatlich nochmals 48 Franken. 

Telefon und Internet: Beim Mobilfunkanbieter Swype habe ich ein Abo für unlimitierte Telefonie, Internet und Roaming in Europa und zahle monatlich knapp 25 Franken.

Ich habe keinen Fernseher und auch keine Streamingabos. Musik höre ich über die Gratisversion von Spotify. 

Versicherungen: Darum habe ich mich noch zu wenig gekümmert. Deshalb habe ich keine Hausrat- und auch keine Haftpflichtversicherung. Eigentlich finde ich auch eine Rechtsschutzversicherung sinnvoll. Wenn ich mir die Stundenansätze von Anwältinnen anschaue, wird ein Rechtsstreit sehr schnell teuer. Ich muss mich baldmöglichst darum kümmern.

In Deutschland habe ich eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Wenn ich längerfristig mehr als 50 Prozent arbeitsunfähig werde, würde ich eine monatliche Rente von 2500 Euro erhalten. Die Monatsprämie dafür ist 105 Euro, umgerechnet knapp 100 Franken im Monat. 

Gesundheit: Dieses Jahr habe ich die tiefste Franchise, weil ich mich planmässig operieren lassen musste. Ich habe eine Grund- und eine Zusatzversicherung und bin halbprivat versichert. Ich möchte maximal zu zweit in einem Spitalzimmer liegen, alles andere ist mir unangenehm. Die monatliche Krankenkassenprämie macht 545 Franken. 

Zudem ist es mir wichtig, dass ich in der ganzen Schweiz freie Arztwahl habe. Denn ich bin mein eigener Hausarzt. Die meisten Dinge kann ich selber behandeln, allerdings darf ich mir selber keine Atteste ausstellen. Für prophylaktische Untersuchungen wie beispielsweise beim Urologen oder bei der Augenärztin gehe ich direkt zum Spezialisten. 

Zu den Krankenkassenprämien kommen noch Selbstbehalt sowie Franchise von 1000 Franken und der jährliche Besuch bei der Dentalhygiene von 180 Franken. 

Mobilität: Ich mag keinen ÖV und nehme für die Arbeit und in der Freizeit das Auto. Letztes Jahr habe ich einen BMW M135 xDrive geleast, der Katalogpreis ist 85’000 Franken. Die monatliche Leasingrate beträgt 902 Franken. Für Benzin gebe ich monatlich nochmals 100 Franken aus. Dazu kommt die Parkplatzmiete, beim Spital und zu Hause. Zusammen macht das 120 Franken jeden Monat.

Die Autoversicherung inklusive Vollkasko beträgt monatlich 225 Franken, die Motorfahrzeugsteuer 60 Franken. 

Einmal pro Jahr flattert bei mir eine Verkehrsbusse ins Haus. Letztes Jahr bin ich knapp bei Rot über die Ampel gefahren, 250 Franken. Dieses Jahr bin ich zu schnell gefahren und habe eine Busse von 240 Franken erhalten. 

Alles in allem gebe ich für mein Auto monatlich zirka 1430 Franken aus. 

Haushalt: Alle zwei Wochen mache ich einen grossen Einkauf. Die Rechnung ist meistens um die 200 Franken. Ich achte auf Aktionen, vor allem bei Fleisch und Fisch. Dann kaufe ich eine grosse Menge und friere sie ein. Ansonsten ernähre ich mich sehr gesund, viel Gemüse und Obst. Auf Fastfood verzichte ich gänzlich, und Alkohol gibt es eigentlich nur in den Ferien. 

Für Körperpflege und Coiffeur gebe ich nicht viel aus. Ich benutze eine Olivenölseife zum Duschen und Haarewaschen. Eine Seife kostet 8 Franken und reicht mir jeweils für drei Monate. Meine Haare lasse ich alle drei Monate schneiden, das kostet mich jeweils 25 Franken. 

Verpflegung ausser Haus: Die Zeit bei der Arbeit ist knapp, und ich esse immer in der Mensa. Das Mittagsmenü im Spital kostet zwischen 12 und 15 Franken, das macht monatlich also ungefähr 250 Franken. 

Auswärts essen sagt mir nicht viel, ausser in den Ferien. Dann kann es vorkommen, dass ich für ein Abendessen und eine Flasche Wein 80 Franken ausgebe. In der Schweiz passiert das höchstens alle zwei Monate. Vielleicht, wenn ich Besuch aus Deutschland habe. 

Die gesamte Verpflegung ausser Haus berappt sich bei mir auf ungefähr 300 Franken pro Monat.

Kleidung und Schuhe: Das kann ich nicht so genau sagen. Ich kaufe sehr selten etwas Neues. Eigentlich nur alle drei Jahre, aber dann meist für 500 bis 1000 Franken insgesamt. Ich schaue dann, wo es einen Ausverkauf gibt, und ersetze meine Kleidungsstücke, die langsam nicht mehr so schön sind. Pullover, Jeans oder mal ein Hemd und neue Schuhe. 

Freizeit: Ich habe keine teuren Hobbys wie Golf oder Skifahren. In meiner freien Zeit bin ich in der Natur. Im Sommer beim Wandern, und im Winter erkunde ich mit dem Auto neue Orte. So kann ich meinen Kopf freikriegen. 

Ferien: Ich habe sechs Wochen Ferien. Früher bin ich häufig weggeflogen. Heute bin ich lieber mit dem Auto unterwegs. Frankreich, Italien und Österreich waren meine letzten Feriendestinationen. Ich buche die Unterkünfte unterwegs. Mir ist es nicht wichtig, dass es ein schickes Hotel ist. Ich brauche eine Dusche, ein WC und ein Bett und gebe dafür meist 60 Franken pro Nacht aus. 

Einmal pro Jahr im Herbst gehe ich aber für zwei Wochen ans Meer. Ich schaue dann jeweils spontan, wo es günstig ist. Die letzten Jahre war ich auf den Kanarischen Inseln. 

Wenn ich am Wochenende freihabe, mache ich gern Tagesausflüge und erkunde Berge oder überquere mit dem Auto Alpenpässe. 

Wie viel ich für Ferien und Ausflüge ausgebe, kann ich nicht genau sagen. Ich schätze, es sind etwa 1000 Franken pro Monat. 

Altersvorsorge: Meine private Vorsorge ist mir wichtig. Deshalb habe ich eine private Rentenversicherung in Deutschland. Ich zahle monatlich 300 Franken ein. Dieser Betrag wird dann in Investmentfonds angelegt. Wenn ich pensioniert bin, kann ich das angelegte Geld als Kapital beziehen. 

Zudem zahle ich bereits sechs Jahre den Maximalbetrag in die dritte Säule ein.

Steuern: Letztes Jahr habe ich knapp 14’000 Franken Steuern gezahlt. Das ist weniger, als ich im Kanton Zürich zahlen würde, wo ich arbeite.

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Sparen und Vermögen: Ich habe mein Budget immer unter Kontrolle. Irgendwann möchte ich mir eine Eigentumswohnung kaufen, in der Schweiz oder sonst irgendwo in Europa. Ich kann jeden Monat ungefähr 4000 Franken auf die Seite legen. 

Zurzeit habe ich 300’000 Franken auf der Seite. Dieses Geld ist auf einem Sparkonto und nicht angelegt. Ich weiss nicht, wie lange mein Anlagehorizont ist. Vielleicht finde ich bald eine Immobilie, und dann brauche ich das Geld. 

Mein grösster Luxus

Mein BMW. Mein Auto muss sportlich sein und eine gute Musikanlage haben.

Zudem habe ich meine Familie vor einigen Jahren für zwei Wochen Ferien nach Griechenland eingeladen. Das hat mich 10’000 Franken gekostet. 

So fühle ich mich

In der Schweiz ist es ein Tabu, über Löhne zu reden. Ich weiss nicht, was meine Kollegen verdienen, und wenn ich mal nachfrage, bin ich mir nicht sicher, ob ich eine ehrliche Antwort bekomme. In Deutschland war das viel klarer. Dort konnte ich im Tarifvertrag ganz genau nachschauen, was man in meiner Position verdient. 

Natürlich will man mit langjähriger Berufserfahrung immer mehr Lohn, aber ich bin zufrieden, wo ich heute stehe. Einerseits bin ich finanziell in einer deutlich besseren Situation als zuvor. Ich verdiene jetzt etwa doppelt so viel wie in einer ähnlichen Funktion in Deutschland. Darüber hinaus zahle ich in der Schweiz nur etwa einen Drittel so viel Steuern, wie ich in Deutschland zahlen müsste. Das gibt mir eine gewisse finanzielle Freiheit und Sicherheit, die ich sehr schätze. In der Schweiz habe ich neben meinen Arbeitskollegen kein grosses Umfeld. Das fehlt mir manchmal. Zum Glück kann ich gut Zeit mit mir selber verbringen. 

Aufgezeichnet von Katrin Reichmuth. 

Hier findest du die bisherigen Folgen der Rubrik «Die Abrechnung». 

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