Besitzer bauen neues Wohnhaus
Traditions-Hotel im Berner Oberland verschwindet für immer

Das Hotel Jungfrau in Wilderswil BE bei Interlaken ist Ende Oktober 2026 Geschichte. Die Organisation Seeburg lässt es abreissen. Und baut dort ein Neubau für Menschen mit Beeinträchtigung. Erst kürzlich wurde das Aus eines zweiten Hotels im Bergdorf bekannt.
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Das Hotel Jungfrau in Wilderswil BE stellt Ende Oktober 2026 den Betrieb ein.
Foto: PD

Darum gehts

  • Hotel Jungfrau in Wilderswil wird abgerissen und durch Wohnhaus für Beeinträchtigte ersetzt
  • Ehemaliger Skiprofi Urs Räber verkauft Hotel Schönbühl für Wohnungsumbau
  • Wilderswil hat aktuell eine Leerstandsquote von nur 0,43 Prozent
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Der Tourismus im Berner Oberland boomt – so sehr, dass der US-Reiseführer Fodor's neuerdings vor Ferien in die Jungfrau-Region abrät. Im beschaulichen Dorf Wilderswil BE, abseits der grossen Touristenmassen südlich von Interlaken BE gelegen, verschwindet nun das Hotel Jungfrau per Ende Oktober 2026, wie der «Berner Oberländer» berichtet.

Das Hotel, ein klassischer Blockbau im Chalet-Kitsch, ist in die Jahre gekommen. Darum hat die gemeinnützige Organisation Seeburg den Hotelbetrieb Ende Oktober eingestellt. Und will das Traditionshaus nun durch ein modernes Wohnhaus ersetzen. Im Neubau sind 22 barrierefreie Zimmer mit Gemeinschaftsflächen für beeinträchtigte Menschen sowie ein Bistro und ein Garten geplant. 11 Millionen Franken soll das Projekt laut dem Bericht kosten. Das zuständige Architekturbüro Von Allmen Architekten setzt auf eine «klare, zeitgemässe Gestaltung, die sich harmonisch ins Ortsbild von Wilderswil einfügt», schreibt dieses in einem Post auf Instagram.

2027 soll das Hotel Jungfrau abgerissen werden. Bereits ein Jahr später ist die Eröffnung des neuen Wohnhauses geplant. 2008 hat die Organisation Seeburg das Hotel übernommen – zusammen mit dem Hotel Schlössli, das mittlerweile als Wohnhaus dient. Die dortigen Bewohner werden dann in den Neubau umziehen. Das Schlössli will Seeburg anschliessend verkaufen.

Ex-Skiprofi hat Hotel in Wilderswil verkauft

Es ist das zweite Hotel in Wilderswil, dessen Ende in diesem Herbst definitiv besiegelt wurde. Denn auch beim Hotel Schönbühl, am Hügel über dem Dorf gelegen, gibt es Umbaupläne, berichtete das Lokalmedium «Plattform J» Mitte Oktober. Seit 2019 steht das Hotel mit prominentem Besitzer leer. Vor knapp 40 Jahren erbte der ehemalige Skiprofi Urs Räber (66) das Hotel von seinem Vater. Nach seiner Karriere empfing er dort selbst seine Gäste. 

Seit Jahren will Räber das Hotel in Wohnraum umwandeln, doch die Behörden haben ihm das Leben schwer gemacht. Nun hat er die Liegenschaft laut dem Bericht verkauft – an zwei Immobilien-Firmen aus Bern und Meiringen. Diese wollen im Hotel Schönbühl 18 Eigentumswohnungen inklusive Tiefgaragenplätze bauen.

Gemeinde kann Wohnraum gut gebrauchen

Das idyllische Wilderswil bekommt dank dieser Projekte dringend benötigten Wohnraum. Denn mittlerweile mangelt es auch in den Bergen an Wohnungen und Häusern. Davon ist eben auch die 3000-Seelen-Gemeinde im Berner Oberland betroffen. 2024 standen dort gerade mal 0,43 Prozent aller verfügbaren Wohnungen leer. Zum Vergleich: Für die ganze Schweiz beträgt die Quote rund 1 Prozent. 

Und laut den neusten Zahlen des Bundesamts für Statistik von diesem Sommer hat sich die Situation in Wilderswil weiter verschärft. Damals war im Dorf bloss eine einzige Wohnung verfügbar.

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