Darum gehts
Im Gebälk der Hauseigentümer knackt es gewaltig. Kritiker beklagen zu viel Politik und zu wenig Sachverstand an der Verbandsspitze und sehen nun eine Chance auf Erneuerung für einen der mächtigsten Verbände der Schweiz.
Denn der Direktor des Hauseigentümerverbandes Schweiz (HEV) Markus Meier (64) geht nach acht Jahren im Amt im nächsten Herbst in den Ruhestand. Ein stiller Verwalter, der medial keine grossen Wellen geworfen hat – und im Nebenamt für die SVP im Kanton Baselland politisiert. Was dem HEV auch schon den Vorwurf eingebracht hat, eine Filiale der SVP zu sein. Zumal mit HEV-Präsident Gregor Rutz (53) ein SVP-Schlachtross an der Spitze des Verbandes steht. Und in den über 100 regionalen Sektionen oft altgediente SVPler eine Aufgabe gefunden haben.
Der HEV hat die Suche nach einem neuen Direktor oder einer neuen Direktorin bereits vor Wochen eingeleitet, wie Blick erfahren hat. Die Bewerbungsfrist endet am 28. November. «Es sind viele Bewerbungen eingegangen», so Rutz auf Anfrage von Blick. Es sei auch ein hoher Frauenanteil dabei.
Für Kritiker ist klar: Jetzt muss sich etwas ändern! «Ich wünsche mir einen HEV, der sich für alle Hauseigentümer öffnet und Lösungen jenseits von Parteigrenzen sucht», sagt Immobilienexperte und EVP-Politiker Donato Scognamiglio (55). «Die heutigen Herausforderungen brauchen Expertise statt Ideologie. Eine modernisierte, dialogorientierte Ausrichtung würde den Eigentümern am meisten dienen.»
Expertise im Vorstand gefordert
Der Verband ist mit seinen rund 340'000 Mitgliedern an der Basis viel breiter aufgestellt als an der Spitze, bildet das gesamte Parteienspektrum ab. Und hat mit der Abstimmung zur Abschaffung des Eigenmietwerts im September den grössten Erfolg seit Jahrzehnten eingefahren – das wäre alleine mit SVP-Wählern nie möglich gewesen.
Das weiss auch Ansgar Gmür (71), der als Vorgänger von Meier als Direktor fast zwei Jahrzehnte das Geschick des HEV bestimmte. «Der HEV ist der Club der Wohneigentümer und keine Partei – und kein SVP-Club!», wettert Gmür. Er stört sich auch an der Zusammensetzung des fünfköpfigen Vorstandsausschusses – dem wichtigsten Leitungsgremium des Verbandes: «Dort sitzen vier nationale Parlamentarier, dabei braucht es gerade in diesem Gremium nicht nur Polit-, sondern vor allem auch Branchenexpertise.»
Den Vorwurf des SVP-Clubs weist Rutz als «vollkommen absurd» zurück: «Wir sind breit aufgestellt, drei Viertel der Vorstandsmitglieder gehören der FDP oder der Mitte an.» Es sei ihm ein Anliegen, dass die bürgerlichen Parteien gut vertreten seien. Allerdings: Leute aus der SP sucht man im Vorstand vergebens, obwohl der HEV auch viele SP-Wähler als Mitglieder hat: «Die SP ist keine eigentumsfreundliche Partei, da gibt es Differenzen», so Rutz.
Dass sich etwas ändern muss, damit die Mitgliederbasis nicht erodiert, erkennt auch Rutz: «Die Zeiten haben sich geändert, früher waren viele Leute fast selbstverständlich in einem Verband oder einer Partei. Heute muss man die Jungen erst vom Nutzen einer solchen Mitgliedschaft überzeugen.»
Verstaubtes Image
Eine Auffrischung würde auch Peter Spörri (69) begrüssen. Der SP-Politiker hat als Stadtpräsident von Wallisellen ZH viele Berührungspunkte mit dem HEV. «Viele Mitglieder sind zwar noch dabei, haben aber immer mehr Mühe mit dem verstaubten Image des Verbandes», so Spörri. «Es braucht einen Erneuerungsprozess.» Sein Vorschlag: Der HEV sollte sich am TCS orientieren, der es geschafft hat, vor allem als Dienstleister wahrgenommen zu werden.
Die Qualität der HEV-Dienstleistungen ist unbestritten. Die Prioritätenliste auf der Homepage lässt einen anderen Schluss zu: «Erst kommt der Verband, dann die Politik, erst danach Vermieten, Eigentum und Wohnen», bemängelt Spörri. «Für meinen Geschmack sollte die Politik erst am Schluss kommen.» Was wohl auch im Sinne der meisten Mitglieder wäre. Zwei Drittel leben im eigenen Haus oder der eigenen Wohnung, sind also vor allem an Fragen rund um das Eigentum interessiert.
Bleibt die Frage, ob beim neuen Direktor dieses Mal eine Parteimitgliedschaft oder ein Parteimandat hinderlich wäre? Rutz verneint: «Das ist weder eine Bedingung noch ein Hinderungsgrund.» Es sei aber auch ein Vorteil, wenn jemand den parlamentarischen Prozess kenne.