Darum gehts
- Illegaler Strassenhandel auf Mallorca eskaliert. Geschäfte leiden unter Umsatzeinbussen
- Strassenhändler akzeptieren jetzt Kartenzahlungen
- Polizei beschlagnahmte Waren und stellte über 50 Anzeigen gegen Händler aus
Beizen, Tour-Organisatoren und Händler auf Mallorca sind am Anschlag. Sie machen in diesem Sommer viel weniger Umsatz – in gewissen Orten und Branchen bis zu 40 Prozent. Dabei klagen sie über Dieseltouristen. «Sie laufen viel und geben wenig aus», erklärt Pepe Tirado, Präsident des mallorquinischen Unternehmerverbands Acotur.
Ein weiterer wunder Punkt bei den Geschäften: die illegalen Strassenhändler. Die «Helmuts», wie sie von deutschsprachigen Touristen genannt werden, verkaufen gefälschte Waren von Luxusmarken, billigen Schmuck und Souvenirs – und machen den Mallorca-Geschäften so die Kundschaft streitig. Jetzt ist der Strassenhandel eskaliert, wie «Ultima Hora» schreibt.
Händler empört
«Es ist schlimmer als je zuvor», meint Acotur-Präsident Tirado gegenüber der Zeitung. «Wir können nicht mehr.» Die letzte schmerzhafte Neuerung: Bei den «Helmuts» können Touristen jetzt sogar mit Karte bezahlen, wie Tirado erklärt. Der Strassenverkauf breite sich völlig unkontrolliert aus. Zudem sollen sie vollkommen ungestraft agieren. Der Unternehmerverband fordert härtere Massnahmen gegen die illegalen Verkäufer.
Die Mallorca-Geschäfte bemerken das Treiben der «Helmuts» längst. «Wir Händler zahlen unsere Steuern und müssen zusehen, wie mafiöse Strukturen uns die Kunden wegnehmen», empört sich Pepe Tirado. «Wir sind es leid, ständig die Polizei zu rufen und niemand kommt. Eigentlich müssten die Beamten mit Lastwagen anrücken, um die riesigen Mengen an gefälschten Waren mitzunehmen.»
Was sagt die Polizei?
Auch die Behörden reagieren gegenüber «Ultima Hora» auf die Forderungen. So erklärt die Lokalpolizei, dass Beamte noch nie beobachteten, wie man per Karte bei den «Helmuts» bezahlen könne. Trotzdem haben die Behörden die polizeilichen Massnahmen intensiviert. In den letzten zwei Monaten wurden zahlreiche Waren beschlagnahmt. Zudem hat die Polizei über 50 Anzeigen gegen Händler und sogar 23 gegen Käuferinnen und Käufer ausgestellt. Denn im Ferien-Hotspot machen sich Touristen seit diesem Sommer strafbar, wenn sie bei den «Helmuts» einkaufen. Es drohen Bussen zwischen 100 und 750 Euro. Gemäss dem Unternehmerverband reicht das aber noch lange nicht.
Mit gekauften Fälschungen aus dem Ausland kommen Schweizer Reisenden aber sowieso nicht weit. Es ist nämlich verboten, gefakte Produkte mit in die Schweiz zu nehmen. Das gilt für Taschen von Gucci oder Louis Vuitton genauso wie für imitierte Fussballtrikots. Wenn du erwischt wirst, kommst du in vielen Fällen aber ohne Busse davon, sofern du freiwillig auf die Fälschung verzichtest. Machst du das nicht, kann der Fall vor Gericht landen.