Darum gehts
- Boeing 787 stürzt in Indien ab, 290 Tote, Aktienkurs sinkt
- Dreamliner hatte in der Vergangenheit häufig technische Probleme
- Über 1000 Boeing 787 wurden seit 2011 ausgeliefert
Der Flugzeug-Absturz im westindischen Ahmedabad mit 290 Todesopfern schockiert. Die Boeing 787 der Air India stürzte am Donnerstagnachmittag unmittelbar nach dem Start ab. Die menschliche Tragödie überwiegt am Tag danach, doch der Flugzeugbauer Boeing aus den USA spürt die wirtschaftlichen Auswirkungen bereits an der Börse; der Aktienkurs gab um 5 Prozent nach.
Dass mit der 787 ausgerechnet das Prestigeprojekt von Boeing in einen der schlimmsten Flugzeugabstürze der Luftfahrtgeschichte involviert ist, ist für den amerikanischen Flugzeugbauer besonders bitter. Obwohl die Absturzursache noch ungeklärt ist, wirft das Unglück Fragen auf. Denn der relativ neue Flugzeugtyp 787 mit dem Übernamen Dreamliner hat in der Vergangenheit auch schon für Negativschlagzeilen gesorgt.
Über 1000 Dreamliner ausgeliefert
Die Entwicklung des neuen Flaggschiffprodukts begann 2003 – damals noch unter dem Projektnamen «7E7». Der Anspruch war gross: Boeing wollte den Flugzeugbau revolutionieren – leichter, sparsamer, komfortabler, weniger lärmig.
Sechs Jahre später hob der Dreamliner zum ersten Mal ab. Und im Jahr 2011 wurden die ersten 787 ausgeliefert. Mehr als 1000 Maschinen des Flugzeugtyps kamen seither hinzu. Grosse Airlines wie United, Qatar Airways oder Lufthansa fliegen ihre Passagiere mit dem Dreamliner durch die Welt.
Batteriebrände, Risse, mangelhafte Bauteile
Doch es kam eben auch zu Pannen: 2013 ordnete die US-Luftfahrtbehörde FAA ein weltweites Grounding, also ein Flugverbot, der gesamten Boeing-787-Flotte an, weil es bei All Nippon Airways und Japan Airlines zu Batteriebränden kam. 2017 meldete United Airlines wieder Probleme mit der Batterie, allerdings wurde dieses Ereignis als isolierten Fehler eingestuft.
Ab 2019 geriet besonders das Boeing-Werk in South Carolina unter Druck: Risse, schlechte Verklebungen, mangelhafte Bauteile und strukturelle Mängel führten 2021 gar zu einem monatelangen Lieferstopp – erst nach FAA-Prüfungen durfte Boeing die Produktion wieder aufnehmen.
Whistleblower packte über Dreamliner aus
2024 erschütterten Whistleblower-Vorwürfe das Vertrauen in den Konzern abermals. Der Boeing-Ingenieur Sam Salehpour berichtete, dass Rumpfteile beim «Dreamliner» nicht korrekt verschraubt worden seien. Die Fehler sind laut Salehpour absichtlich übergangen worden, um Zeit zu sparen. Boeing räumte hinterher ein, dass Tests teilweise nur auf dem Papier stattgefunden hätten. Die FAA leitete daraufhin eine offizielle Untersuchung ein.
Im gleichen Jahr sackte ein Dreamliner von der südamerikanischen Airline LATAM im Flug plötzlich ab. Über 50 Personen wurden verletzt. Grund war ein verrutschter Cockpit-Sitz, der das Steuer beeinflusste.
Die Swiss hat keine Boeing 787 Dreamliner in ihrer Flotte. Allerdings setzen mehrere Fluggesellschaften ab Zürich diesen Flugzeugtyp ein. Neben Air India auch Qatar Airways, Etihad oder American Airlines.