Darum gehts
- Mietpreise steigen 2026 weiter, Wohnungsmarkt bleibt angespannt
- Junge bleiben wegen Wohnungsnot länger im Elternhaus
- UBS erwartet 45'000 neue Wohnungen – nicht genug
Bis Ende Februar 2026 müssen 30 Mietparteien in Geroldswil ZH ausziehen. Die Grossliegenschaft gehört der Heilsarmee. Sie plant zwar Ersatzneubauten, doch die Bewohnerinnen und Bewohner brauchen bis dahin ein neues Dach über dem Kopf. Brenzlig wird es auch für 144 Mietparteien in Bern-Bümplitz. Sie müssen bis Sommer irgendwo unterkommen – aber wo? Ihr 20-stöckiges Hochhaus wird total saniert. Das sind nur zwei Beispiele von vielen. Sie zeigen, wie hart das Pflaster für Wohnungssuchende auf dem Markt ist.
Besonders bezahlbarer Wohnraum ist ein äusserst knappes Gut. Am stärksten spüren diese Entwicklung Seniorinnen und Senioren oder auch junge Menschen, die eigentlich schon lange aus dem Hotel Mama ausziehen wollen.
Bitter für Wohnungssuchende: Sowohl die von Blick befragten Immobilienspezialisten der UBS, Raiffeisen und ZKB erwarten, dass Wohnraum in den nächsten zwölf Monaten knapp bleibt und die Mietpreise gerade für Wohnungswechsler weiter steigen.
Die Mieten steigen weiter
Ausgeschriebene Wohnungen – auch Angebotsmieten genannt – werden sich laut UBS schweizweit um 2 Prozent verteuern. Raiffeisen rechnet sogar mit 2 bis 3 Prozent. Eine 2,5-Zimmer-Wohnung für 1800 Franken kostet damit nächstes Jahr 36 bis 50 Franken mehr pro Monat. Bei einem Mietzins von 2500 Franken sind es 50 bis 75 Franken mehr pro Monat.
Wer schon lange in derselben Wohnung lebt, kommt deutlich besser weg: Die sogenannten Bestandsmieten dürften in nächster Zeit leicht sinken. Denn im 2025 wurde der Referenzzinssatz zweimal gesenkt. Das heisst: Mieterinnen und Mieter, die schon länger in ihrer Wohnung sind, haben zum Teil Anspruch auf eine Mietsenkung.
Doch dafür müssten sie selbst aktiv werden. «Bislang haben nur wenige Miethaushalte von den möglichen Mietsenkungsbegehren Gebrauch gemacht», sagt Ursina Kubli (45), Leiterin Immobilien-Research der ZKB.
Mehr neue Wohnungen – aber nicht genug
Immerhin: Bei den Neubauten tut sich etwas. Die UBS geht für 2026 von über 45'000 neuen Wohnungen aus – netto, also nach Abzug von Abrissen. Das wären 2000 bis 3000 Wohnungen mehr auf dem Markt als im Vorjahr. Aber trotzdem ist das noch viel zu wenig.
Laut der Grossbank hätte es in den letzten fünf Jahren jährlich rund 6'000 zusätzliche Wohnungen gebraucht, nur um die Leerstände stabil zu halten. Zwar haben die Baubewilligungen zuletzt um 3400 zugelegt – doch gleichzeitig sind die Baugesuche wieder um 3100 gesunken. Für Claudio Saputelli (56), Chefökonom der UBS, ist deshalb klar: «Es sieht eher nach einem Zwischenspurt als nach einer Trendwende aus.»
Experten warnen vor sozialen Spannungen
Die Nachfrage bleibt grösser als das Angebot – und die Wohnungsnot damit bestehen. «Es bräuchte etwa eine Jahresproduktion an Wohnungen extra, um die Wohnungsknappheit zum Verschwinden zu bringen», sagt Fredy Hasenmaile (58), Chefökonom der Raiffeisen.
Auch die ZKB sieht wenig Grund für Optimismus. Die Bautätigkeit werde nicht reichen, auch wenn das Bevölkerungswachstum durch die rückläufige Nettozuwanderung gebremst wird. Grund sei eine aufgestaute Nachfrage, sagt Kubli: «Die Situation am Mietwohnungsmarkt ist für diejenigen, die sich auf der Suche nach einer Wohnung befinden, immer mehr eine Belastung.»
Junge bleiben länger zu Hause
Die Folgen: Jugendliche dürften aufgrund der aktuellen Lage auf dem Wohnungsmarkt länger im Hotel Mama verweilen. Das lässt der deutliche Rückgang der Umzugshäufigkeit dieser Altersgruppe vermuten, so die ZKB.
Dass sich immer weniger Junge heutzutage noch Wohneigentum leisten können, töne zwar nach einem Luxusproblem. «Doch auch das kann langfristig zu sozialen und generationsübergreifenden Spannungen führen», sagt Kubli. Saputelli von der UBS stimmt dem zu: «Die anhaltende Wohnungsknappheit bleibt 2026 die grösste Sorge», sagt er. Sie verhindert eine Entspannung bei den Mietpreisen.