Darum gehts
- Senioren leben oft in Eigenheimen und nutzen am meisten Wohnraum pro Kopf
- So viel Rente und Vermögen haben Schweizer im Alter
- Vor allem Rentnerinnen können sich die Marktmieten kaum noch leisten
- Bis 2040 werden 650’000 zusätzliche Menschen über 65 eine Wohnung brauchen
Die Schweiz altert rasant – und das hat direkte Auswirkungen auf den hiesigen Wohnungsmarkt. Im Jahr 2023 gab es hierzulande 1,73 Millionen Personen über 65 Jahre. In 15 Jahren werden es fast 2,38 Millionen sein. Bis 2040 werden also 650’000 zusätzliche Ü65-Personen eine Wohnung brauchen, zeigt das neue «Immo-Monitoring» des Immobilienberaters Wüest Partner auf. Das entspricht mehr als der gesamten Bevölkerung der Stadt Zürich! Hunderttausenden droht folglich die Wohnungsnot.
Die Studie zeigt ebenfalls auf, wie Seniorinnen und Senioren heute leben und wohnen. Und welche Auswirkungen die Alterswelle, die über die Schweiz rollt, auf den Wohnungsmarkt haben wird. Blick hat die wichtigsten Details.
Senioren bleiben lange in den eigenen vier Wänden
Unter den 65- bis 74-Jährigen leben knapp 60 Prozent in einem Eigenheim – der höchste Anteil aller Altersgruppen. Rund zwei Drittel der Eigentümer besitzen ein Einfamilienhaus. Meist haben sie das Haus für die Familiengründung gekauft und bleiben nach dem Auszug der Kinder drin. Das ändert sich erst ab dem 75. Lebensjahr. Dann steigt der Mieteranteil deutlich an.
Viele wohnen auf grossem Fuss
Personen ab 65 Jahren und älter nutzen im Durchschnitt am meisten Wohnraum pro Kopf, sowohl in Bezug auf die Zimmerzahl als auch hinsichtlich der Wohnfläche pro Kopf. Bei den über 85-Jährigen sind es im Mittel 2,6 Zimmer und eine Wohnfläche von über 60 Quadratmeter pro Person.
So viel Geld haben Rentner zum Leben
Ein Paarhaushalt unter 65 Jahren verdient im Schnitt 147’000 Franken pro Jahr. Ein Rentnerehepaar verfügt über 85’000 Franken, eine alleinstehende Seniorin über 50’000 Franken. Laut einer Studie von Philippe Wanner, Professor der Uni Genf und Experte für Demografie, beträgt das mittlere Nettovermögen von Haushalten im Ruhestand 222’700 Franken. Der Wert des Wohneigentums ist hier allerdings mit eingerechnet. Rund 142’000 Franken davon sind kurzfristig verfügbares, flüssiges Vermögen.
Viele brauchen Ergänzungsleistungen
Das sind allerdings Durchschnittswerte. Viele müssen mit deutlich weniger auskommen. In der Schweiz mussten 2024 rund 230’000 Personen ab 65 Jahren Ergänzungsleistungen beziehen – das sind 13 Prozent der Rentnerinnen und Rentner. Zusammen mit der AHV stellen die Ergänzungsleistungen ein Mindesteinkommen von monatlich rund 3600 Franken für Alleinstehende und 5200 Franken für Ehepaare sicher.
Alleinstehende kämpfen mit Wohnkosten
Während Rentnerpaare im Mittel weniger als ein Viertel für ihren Wohnraum ausgeben, leben viele ältere Singles finanziell am Limit. Das gilt vor allem für Mieterinnen und Mieter. Mehr als die Hälfte der alleinstehenden Rentnerinnen in Mietwohnungen überschreitet die kritische Wohnkostenquote von einem Drittel des Einkommens. Das setzt viele unter Druck, sich etwas Günstigeres zu besorgen.
Agglo statt Altersheim
Je älter die Schweizerinnen und Schweizer werden, desto näher an einer Stadt wohnen sie. Im Jahr 2024 wohnte knapp ein Drittel der über 65-Jährigen in den Agglomerationsgemeinden rund um eine Stadt. Auch Hochbetagte über 85 Jahren präferieren die Agglo. Fast 45 Prozent dieser Altersgruppe lassen sich dort nieder. Ausschlaggebend dafür ist laut Wüest Partner die Nähe zu Geschäften und medizinischer Versorgung.
Späterer Eintritt ins Pflegeheim
Zwischen 2021 und 2023 lag das durchschnittliche Alter beim Eintritt ins Altersheim bei 85,1 Jahren. Gegenüber der Periode 2008 bis 2010 ist das ein Plus von fast einem Jahr. Gleichzeitig verkürzte sich die durchschnittliche Dauer solcher Aufenthalte von 3,1 auf 2,6 Jahre. Beides reflektiert den verbesserten Gesundheitszustand älterer Menschen und den wachsenden Wunsch, möglichst lange zu Hause zu leben – bei Bedarf mit punktueller Unterstützung.
Wer sich wo eine Wohnung leisten kann
Insbesondere für alleinstehende Mieterinnen im Ruhestand sind die Wohnkosten in den allermeisten Regionen der Schweiz zu hoch. Das heisst: Mehr als ein Drittel des Einkommens geht für die Miete drauf. Für sie sind einzig einige wenige Regionen im Kantone Jura und Neuenburg bezahlbar.
Für Rentnerpaare sieht die Lage etwas rosiger aus. Doch in Zürich und Genf könnten sich auch von den Paaren weniger als 20 Prozent die aktuellen Mieten leisten, wenn sie umziehen müssten. Ähnlich sieht es in den Regionen Zimmerberg ZH, Pfannenstiel ZH, March-Höfe SZ, Zug und Oberengadin aus.
Es braucht 393’000 altersgerechte Wohnungen
Bis 2040 müssen in der Schweiz rund 393’000 zusätzliche altersgerechte Wohnungen entstehen, um den wachsenden Bedarf zu decken. 20’000 davon im Kanton Genf, 16’000 in der Region Aarau und 11’000 in der Stadt Zürich. Sie sollten in Städten und Agglomerationen gebaut werden, gut erreichbar und barrierefrei sein.
25’200 neue Altersheimplätze
Auch die Zahl der Plätze in Alters- und Pflegeheimen ist zu knapp. Bis 2040 werden landesweit über 25’000 neue Plätze benötigt. Im Kanton Genf ist die Lage schon heute sehr angespannt, und die Nachfrage wird in den kommenden Jahren stark steigen. Auch in der Region Aarau und im Zürcher Oberland müssen jeweils über 1000 zusätzliche Plätze entstehen. In der Stadt Zürich und im Kanton Basel-Stadt reicht das Angebot dagegen bereits heute aus.