8000 Unterschriften gesammelt
Bündner Rentnerin (77) kämpft fürs Postauto-Billett mit Münz

In Graubünden kann man das Postauto-Ticket nicht mehr beim Chauffeur lösen. Die Fahrten muss man zudem digital bezahlen. Der Widerstand dagegen ist gross. Berta Caminada (77) aus Bonaduz GR ist der kämpferische Kopf hinter den Protesten.
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Berta Caminada (77, im Rollstuhl) redet Postauto-Vertreter Roger Walser ins Gewissen.
Foto: PD

Darum gehts

  • Seit Mitte Dezember gibt es in Bündner Postautos nur digitale Tickets
  • Berta Caminada sammelte 8078 Unterschriften gegen das bargeldlose Bezahlsystem
  • Im Kanton Tessin soll bis Ende 2026 ebenfalls Bargeld abgeschafft werden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember kann man in Bündner Postautos beim Chauffeur kein Billett mehr kaufen. Tickets gibts nur noch digital. Etwa an Mini-Automaten in den Postautos. Dort können Fahrgäste die Strecke eingeben und mit der Kreditkarte bezahlen. Das Ticket wird dann direkt auf die Karte geladen. Ausserdem gibt es für das System Wertkarten zu kaufen. Ansonsten sind Ticketkäufe auch über die SBB-App und andere digitale Verkaufsstellen möglich. 

Bei vielen Kundinnen und Kunden kommt diese Änderung gar nicht gut an. Sie wollen ihr Billett weiterhin beim Chauffeur lösen. Und das Ticket auch mit Münz oder Nötli bezahlen. Der Widerstand gegen das digitale Bezahlen ist gross. Berta Caminada (77) aus Bonaduz GR hat eine Petition mit dem Titel «Postauto ohne Bargeld NEIN!» lanciert. Innert weniger Wochen sind so 8078 Unterschriften zusammengekommen. Die kämpferische Rentnerin hat sie heute Morgen in Chur GR Roger Walder (51), dem Leiter Region Ost von Postauto, übergeben.

«Eine krasse Diskriminierung»

«Dass man im Postauto nicht mehr mit Bargeld bezahlen kann, ist eine krasse Diskriminierung», sagt sie zu Blick. «Und zwar von verschiedenen Gruppen von Steuerzahlern. Von älteren Menschen und Behinderten. Aber auch von Kindern oder Menschen, die einfach mit Bargeld bezahlen wollen», sagt Caminada, die selber im Rollstuhl sitzt. «Wir dürfen es nicht in Kauf nehmen, dass ein Staatsbetrieb so mit seinen Kundinnen und Kunden umgeht.» Zumal es im gleichen Stil weitergehe. Im Kanton Tessin will Postauto per Ende 2026 eine Regelung wie in Graubünden einführen.

Für Berta Caminada ist klar: «Mehr als 8000 Unterschriften für ein kantonales Anliegen ist ein sehr starkes Zeichen, das auch die Bündner Regierung und der Bündner Grosse Rat nicht ignorieren kann.» Sie fordert vom Kanton Graubünden ein Gesetz, das Betriebe zur Annahme von Bargeld verpflichtet. Analog der neuen Regelung im Kanton Genf, wo Beizen und Hotels auch künftig Münz und Nötli akzeptieren müssen. «Sollte sich der Grosse Rat in Graubünden nicht dazu durchringen, werde ich eine kantonale Volksinitiative lancieren», gibt sich Caminada kämpferisch. «Und das mit 77 Jahren! Ich war nie in einer Partei und politisch nie aktiv. Aber das geht zu weit!»

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