Darum gehts
- Ex-Biathletin Laura Dahlmeier stirbt bei Unfall am Laila Peak in Pakistan
- Rettung unmöglich: Keine Long-Line-Helikopterrettungen in Pakistan verfügbar
- Laila Peak ist dauerhaft rund 50 Grad steil, ein gefährlicher Eis- und Felspanzer
Ein dramatisches Unglück in den Bergen – und eine bittere Erkenntnis: Selbst erfahrene Alpinistinnen wie Laura Dahlmeier (†31) sind den Naturgewalten oft machtlos ausgeliefert. Blick hat mit zwei Schweizer Bergprofis gesprochen, welche die Situation aus der Ferne einordnen.
Extremes Gelände und fehlende Rettungschancen
Für Kari Kobler (70), ehemaliger Expeditionsleiter und Bergsteiger-Legende, ist klar: «Der Laila Peak ist extrem steil, das Gelände sehr ausgesetzt. Eine Helikopterlandung ist dort schlicht unmöglich.» In Pakistan kommen ausschliesslich Militärhelikopter zum Einsatz, mit Piloten, die nicht für Rettungen, sondern für Transporte ausgebildet sind. Long-Line-Rettungen, wie man sie aus der Schweiz kennt, seien dort nicht durchführbar. «Die Piloten riskieren ihr Leben nicht und können es oft auch gar nicht, weil sie die nötige Ausbildung nicht haben.»
Eine Long-Line-Rettung bedeutet: Der Helikopter schwebt über dem Gelände, das Material – oder im Notfall auch Menschen – wird an einem bis zu 80 Meter langen Seil transportiert. In der Schweiz Alltag bei Bergrettungen. In Pakistan hingegen undenkbar. «Dazu fehlen die Systeme, das Training – und auch die Infrastruktur», so Kobler.
Erfahrung hilft nicht gegen Naturgewalten
Evelyne Binsack (58), Bergführerin, Abenteurerin und ehemalige Helikopterpilotin, kennt das Gebiet. 1993 war sie im Karakorum unterwegs, der Laila Peak blieb ihr wegen fehlenden Bewilligungen verwehrt. «Das ist einer der formschönsten Berge der Welt, aber auch extrem gefährlich. Die Wand ist dauerhaft rund 50 Grad steil, ein Eis- und Felspanzer. Dass ein Notruf überhaupt abgesetzt werden konnte, grenzt an ein Wunder.»
Beide Experten betonen, dass es bei den aktuellen Bedingungen – trocken, kaum Schnee, hohe Sonneneinstrahlung – besonders häufig zu Steinschlägen kommt. Auch für gut ausgebildete Alpinisten wie Dahlmeier sei das Risiko kaum kontrollierbar. «So etwas kann man nicht planen», sagt Kobler. «Das gehört zu den Gefahren, die wir im Hochgebirge einfach akzeptieren müssen.»
Für Binsack ist klar: «Das war Pech. Sie war sehr erfahren und wusste genau, was sie tat. Aber am Berg entscheidet manchmal ein einziger Moment.»
Dass eine Rettung nicht möglich war, sei tragisch, aber nachvollziehbar. «Mit den Mitteln vor Ort war schlicht nichts zu machen», sagt Kobler. «Ohne Long Line hätte man sie nicht lebend runtergebracht.»